Wegen Nachspielzeit-Wahnsinn: UEFA greift ein
Nyon (Schweiz) - In der Fußballwelt sorgt derzeit eine Debatte über die Länge der Nachspielzeit für Aufsehen. Die UEFA und FIFA befinden sich wegen dieses Themas auf Kollisionskurs. Doch in der Champions League möchte die UEFA nun ihr eigenes Süppchen kochen.
Wie die renommierte spanische Sportzeitung "Marca" berichtete, möchte die UEFA ihrem Top-Produkt Champions League einen exklusiven Stempel aufdrücken.
Demnach seien die Schiedsrichter angewiesen, bei den Spielen, die am Dienstagabend starten, nicht zu viel Nachspielzeit hinzuzufügen.
Die Schiedsrichter sollen daher darauf achten, dass bei Unterbrechungen möglichst schnell weitergespielt wird und die Dialoge mit den Spielern begrenzt werden.
Es sei daher nicht damit zu rechnen, dass die Spiele 100 Minuten oder länger dauern, wie es bei der WM der Männer in Katar und der Frauen in Australien und Neuseeland der Fall war.
Auch die Regelung der Handspiele soll klarer werden: Nur offensichtliche Fälle sollen gepfiffen werden, ohne aber klar zu werden, ab wann ein Handspiel offensichtlich ist.
Pierluigi Collina will die langen Nachspielzeiten im Namen der FIFA durchsetzen
Die extrem langen Nachspielzeiten in jüngster Zeit sind in der Fußballwelt ein Streitthema.
Einerseits wird dies von einigen begrüßt, weil so bei Zeitspiel nicht mehr die andere Mannschaft bestraft werde, wo doch die Netto-Spielzeit durch die vielen normalen Unterbrechungen sowieso schon deutlich unter 90 Minuten liegt.
Andererseits beklagen Spieler wie Kevin De Bruyne (32) vom Titelverteidiger Manchester City der Sportschau zufolge, dass die lange Nachspielzeit keinen Sinn ergebe. Raphaël Varane (30) von Stadtrivalen Manchester United sieht sogar die Gesundheit der Spieler gefährdet.
Im Streit um die Nachspielzeit stehen die großen Verbände UEFA und FIFA auf Kriegsfuß.
FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina (63) sagte: "Schon seit einiger Zeit haben Fans, Spieler, Trainer, Klubs, Ausrichter und die Medien den Mangel an effektiver Spielzeit bei Fußballspielen als Problem erkannt." Er ist der Ansicht, dass die Veränderungen akzeptiert werden würden, wenn sie dem Fußball dienen - wie beim VAR.
Der Chef-Schiri der UEFA, Roberto Rosetti (56), betonte jedoch, dass es Wichtigeres für den Fußball gebe als die genaue Abrechnung der Nachspielzeit: Das Spiel solle schnell sein.
"Wir fordern unsere Schiedsrichter auf, die Wiederaufnahme des Spiels zu beschleunigen, anstatt sich auf die Nachspielzeit zu konzentrieren", so der 56-Jährige.
Es wird interessant, wie es weitergeht. Denn das International Football Association Board (IFAB), welches die Regeln für den Fußball definiert, schiebt die genaue Berechnung der Nachspielzeit auf die Verbände und Wettbewerbe.
Es wird also wahrscheinlich ein Machtkampf zwischen FIFA und UEFA!
Titelfoto: Bildmontage: FRANCK FIFE / AFP, ANTONOV / AFP