Der (Un-)sinn der Champions-League-Auslosung: Ein Kommentar zum neuen System
Nyon - Am Freitag ist in der UEFA-Zentrale im Schweizerischen Nyon das Achtelfinale für die Champions League ausgelost worden - wie üblich mit großem Brimborium - dabei hätte man sich die ganze Show eigentlich sparen können, findet TAG24-Redakteur Thorsten Meiritz.

Mit Beginn der laufenden Saison haben sich die Verantwortlichen beim europäischen Fußballverband eine "Revolution" für die Königsklasse ausgedacht.
Ziel war es, noch mehr Mannschaften an dem Wettbewerb teilhaben zu lassen, noch mehr Spiele zu generieren und so natürlich in erster Linie noch mehr Geld zu scheffeln, was sonst?
Dazu wurde ein Ligasystem mit 36 Teams eingeführt und jeder Klub musste in der Vorrunde acht Partien bestreiten, die zugelost wurden. Die besten Acht ersparten sich die Play-offs. So weit, so gut.
Aber worin liegt der Vorteil, Klassenprimus zu werden, wenn man dann in der K.-o.-Phase durch dieses neue System im Endeffekt sogar einen Nachteil aus seiner guten Leistung zieht?
Natürlich hat das Abschneiden in der Vorrunde auch mit Losglück zu tun, aber trotzdem sollte Erfolg hier nicht bestraft, sondern belohnt werden!
Denn mit der Verschnaufpause in den Play-offs endet der Vorteil auch schon wieder, wie besonders der Liverpool FC schmerzlich erfahren musste, da die UEFA im weiteren Verlauf des Wettbewerbs leider von einer Setzliste abgesehen und stattdessen künstlich einen Turnierbaum kreiert hat.

Vorbild NFL: So könnte die UEFA die besten Teams der Champions League bis zum Finale belohnen

Traten in den Qualifikationsspielen fürs Achtelfinale noch jeweils die besten Teams gegen die schwächsten an - Atalanta Bergamo spielte als Neunter der Vorrunde gegen den 24. Club Brügge - wird dieses Prinzip in der Runde der letzten 16 verworfen.
So darf Liverpool jetzt beispielsweise als bestes Team der Liga-Phase nicht gegen Brügge antreten, sondern muss gegen Paris St. Germain ran - eine tolle "Belohnung" für die Reds.
Außerdem würden bei der Anwendung einer Setzliste auch Kracher wie das Derby in Madrid oder das Bundesliga-Duell zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen nicht vorzeitig zustande kommen, außer die Klubs hätten in der Vorrunde dementsprechend gut und schlecht abgeschnitten.
Hier könnte sich die UEFA eine Scheibe von der NFL abschneiden, wo den jeweils besten Teams in den Play-offs bis zum Finale automatisch die schlechteste der verbleibenden Mannschaften zugeordnet wird. Auf diesem Weg könnte man sich eine Auslosung nach der Liga-Phase und einen Turnierbaum ersparen und würde die besten Vereine auch tatsächlich bis zum Finale belohnen.
Titelfoto: Jon Super/AP/dpa, Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa (Bildmontage)