Rassismus-Skandal im Testspiel: Zweitliga-Spieler bricht in Tränen aus

Bochum - Eklat beim Testspiel des VfL Bochum gegen den FC St. Gallen am Dienstag! Neuzugang Jordi Osei-Tutu (20) wurde von seinem Gegenspieler Slimen Kchouk (25) kurz vor der Halbzeitpause rassistisch beleidigt.

Bochums Kapitän Anthony Losilla musste die Situation beruhigen und seinen Mitspieler trösten.
Bochums Kapitän Anthony Losilla musste die Situation beruhigen und seinen Mitspieler trösten.  © DPA

Es lief die 42. Minute, als sich Osei-Tutu nahe der Mittellinie auf den Boden setzte. Als sich ihm der Schiedsrichter Sandro Schärer näherte, sprang er wutentbrannt auf und erklärte seine Sicht der Dinge, gestikulierte kurz in Richtung Kchouk und entfernte sich dann.

Die Leihgabe aus der U23 des FC Arsenal London lief fassungslos zur Auslinie, während ihn die Tränen der Wut übermannten.

Ex-Dynamo-Spieler und Kapitän Anthony Losilla ging zu ihm. Wieder gestikulierte Osei-Tutu in Richtung seines Gegenspielers und schob seine Mitspieler beiseite. Auch weitere Bochumer eilten tröstend zu ihm, konnten Osei-Tutu aber nicht beruhigen.

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So verließ der gebürtige Engländer den Platz, vergrub sein Gesicht immer wieder verärgert weinend im Trikot und musste von seinem Trainer Robin Dutt in den Arm genommen werden.

Auf dem Feld bildete sich eine ratlos wirkende Spielertraube, weil bis auf Osei-Tutu und seinen Gegenspieler anscheinend niemand mitbekommen hatte, was genau passiert war.

Doch es gab einige Diskussionen und Gespräche zwischen den Akteuren beider Mannschaften, auch Kchouk äußerte sich und erklärte sich.

VfL Bochum mit Statement zum Rassismus-Vorfall im Test gegen den FC St. Gallen

Jordi Osei-Tutu (r.) musste von Trainer Robin Dutt (l.) und Manager Sebastian Schindzielorz (M.) getröstet werden.
Jordi Osei-Tutu (r.) musste von Trainer Robin Dutt (l.) und Manager Sebastian Schindzielorz (M.) getröstet werden.  © imago images / DeFodi

Losilla und Schärer gingen zu Dutt und Manager Sebastian Schindzierlorz und führten weitere Gespräche.

Nach dieser Unterbrechung kehrte Osei-Tutu, der sich wieder etwas beruhigt hatte, auf den Rasen zurück und wurde noch einmal in ein Gespräch mit dem Unparteiischen und Losilla verwickelt.

Kchouks Entschuldigung nahm Osei-Tutu nicht an, war verständlicherweise noch immer sauer auf den einmaligen tunesischen Nationalspieler.

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Schärer machte anschließend das einzig richtige und pfiff zur Halbzeit ab, damit sich die Gemüter weiter beruhigen konnten.

Am Mittwoch veröffentlichte der VfL Bochum ein Statement auf seiner Website: "Jordi Osei-Tutu wurde gestern Abend beim Testspiel zwischen dem FC St. Gallen und dem VfL Bochum 1848 auf inakzeptable Art rassistisch beleidigt. Der VfL Bochum 1848, Jordi Osei-Tutu und sein Stammverein, der FC Arsenal, sind in enger Abstimmung, um diesen Vorfall aufzuarbeiten. Beide Clubs, sowohl der VfL als auch der FC Arsenal, stehen zu Jordi Osei-Tutu und sichern ihm die volle Unterstützung zu", so die Bochumer, die anfügten: "Wir tolerieren keine Form von Diskriminierung. Rassismus hat in unserem Spiel keinen Platz.

Auch Osei-Tutu äußerte sich: "Ich bin sehr enttäuscht, dass ich gestern Abend im Spiel rassistisch beleidigt worden bin. Niemand sollte jemals diskriminiert werden, und es ist wirklich schwer nachvollziehbar, wie sich ein Profi-Fußballkollege auf diese Weise respektlos verhalten kann. Arsenal und der VfL Bochum haben mich großartig unterstützt und ich hoffe, dass wir letztlich demonstrieren können, dass Rassismus im Fußball keinen Platz hat."

Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Das Testspiel verlor Bochum nebenbei übrigens deutlich mit 0:3 (0:1).

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