Bielefeld blamiert sich, Fans rasten aus: Relegations-Hinspiel von schweren Ausschreitungen überschattet!

Wiesbaden - "Wir haben die Schnauze voll", schallte es nach einer Stunde aus dem Gästeblock der Brita-Arena. Da lag der Zweitligist Arminia Bielefeld im Relegations-Hinspiel beim SV Wehen Wiesbaden schon mit drei Toren zurück. Kurz vor Schluss eskalierte die Situation dann.

Mehrere Raketen flogen auf den Rasen und erzwangen eine lange Spielunterbrechung.
Mehrere Raketen flogen auf den Rasen und erzwangen eine lange Spielunterbrechung.  © Jörg Halisch/dpa

Zuvor war die Partie aufgrund von Böller-Würfen und gezündeten Knallern vonseiten der Arminia-Fans nach 60 Zeigerumdrehungen erst für einige Minuten unterbrochen worden.

Wiesbadens Torwart Florian Stritzel eilte sogar aus seinem Kasten, um sich vor den tobenden Zuschauern und ihren Geschossen in Sicherheit zu bringen, während die Stadionsprecher auf die wütende Meute einredeten und an die Vernunft appellierten.

Doch das brachte wenig, nach dem Treffer zum 4:0-Endstand für die Truppe aus der hessischen Landeshauptstadt flogen erneut Feuerwerkskörper auf den Platz, Schiedsrichter Benjamin Brand schickte die Mannschaften in die Katakomben.

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Einzig DSC-Vereinsikone Fabian Klos blieb auf dem Feld und flehte seine eigentlichen Unterstützer umringt von Sicherheitskräften verzweifelt an, sich endlich zu benehmen. Nach langen Diskussionen und über 20 Minuten Zwangspause rollte der Ball wieder.

Es war der traurige Höhepunkt eines sportlichen Offenbarungseids. Die Almkicker begannen äußerst nervös und mit vielen Ungenauigkeiten, was sofort bestraft wurde.

Die mitgereisten Bielefeld-Anhänger peitschten ihr Team lautstark an, brannten aber auch viel Pyrotechnik ab.
Die mitgereisten Bielefeld-Anhänger peitschten ihr Team lautstark an, brannten aber auch viel Pyrotechnik ab.  © Jörg Halisch/dpa
Wiesbaden-Knipser Ivan Prtajin (r.) brachte die Hausherren schon früh in Front und öffnete so die Tür zur 2. Bundesliga.
Wiesbaden-Knipser Ivan Prtajin (r.) brachte die Hausherren schon früh in Front und öffnete so die Tür zur 2. Bundesliga.  © Jörg Halisch/dpa

Arminia Bielefeld fällt auseinander, Fabian Klos muss die eigenen Fans beruhigen

Johannes Wurtz (r.) erhöhte wenige Minuten nach dem Seitenwechsel auf 2:0.
Johannes Wurtz (r.) erhöhte wenige Minuten nach dem Seitenwechsel auf 2:0.  © Jörg Halisch/dpa

Nach einem zügig vorgetragenen Angriff über die linke Seite flankte Brooklyn Ezeh den Ball punktgenau in die Mitte auf den Kopf von Ivan Prtajin, der völlig frei gegen die Laufrichtung von Arminia-Keeper Fraisl zur frühen Führung für den Drittligisten einnickte (6. Minute).

Der Treffer ließ das Selbstvertrauen der Mannschaft von Markus Kauczinski weiter in die Höhe schnellen, während der wohlgemerkt letztjährige Bundesliga-Absteiger kaum in die Zweikämpfe fand und große Probleme im Spielaufbau präsentierte.

Auf der anderen Seite agierte der SVWW deutlich griffiger sowie zielstrebiger und presste die Gäste bereits tief in der eigenen Hälfte.

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Der unbändige Wille war dem Aufstiegsaspiranten quasi in jeder Szene anzumerken, den Bielefeldern schlotterten unter dem Damoklesschwert des drohenden Abstiegs hingegen die Knie.

Trotzdem blieben klare Torchancen bis zum Pausenpfiff eher Mangelware, wodurch die Arminen zwar mit gesenktem Kopf, aber zumindest mit der Hoffnung auf Besserung in die Kabine stapften.

Doch auch vom engen Spielstand und einer vermutlich deftigen Ansprache von Coach Uwe Koschinat ließen sich die Ostwestfalen nicht beflügeln.

Der SV Wehen Wiesbaden so gut wie aufgestiegen, doch Ausschreitungen überschatten das Hinspiel

Das Sinnbild des Spiels: Fabian Klos läuft an den geworfenen Rauchbomben vorbei.
Das Sinnbild des Spiels: Fabian Klos läuft an den geworfenen Rauchbomben vorbei.  © Jörg Halisch/dpa

Kurz nach Wiederbeginn zimmerte Ezeh einen Freistoß direkt auf den Bielefelder Kasten. Zunächst war Fraisl noch mit einem tollen Rexflex zur Stelle, allerdings landete der Abpraller vor den Füßen von SVWW-Kapitän Johannes Wurtz, der das Leder aus etwa fünf Metern zum 2:0 über die Linie drückte (50.).

Keine zehn Minuten später folgte der nächste Nackenschlag für den DSC, der die Situation auf den Rängen schließlich das erste Mal eskalieren ließ. Benedict Hollerbach sprintete mit dem Ball am Fuß über das halbe Spielfeld an allen Arminen vorbei in Richtung Tor und vollendete eiskalt zum dritten Streich (60.).

Danach wachte Bielefeld langsam auf, doch im letzten Drittel fehlte das nötige Quäntchen Glück zum Anschluss. Außerdem musste Klos die eigenen Fans schon zwölf Minuten vor Schluss noch mal beruhigen und den Platzsturm verhindern.

Der eingewechselte John Iredale erhöhte nach einem Konter noch auf 4:0, anschließend rückte der Sport wieder in den Hintergrund. Nach der langen Unterbrechung änderte sich nichts mehr am Ergebnis, wodurch Wiesbaden mit mindestens einem Bein in der 2. Bundesliga steht.

Statistik zum Relegations-Hinspiel zwischen Wehen Wiesbaden und Arminia Bielefeld

SV Wehen Wiesbaden - Arminia Bielefeld 4:0 (1:0)

SV Wehen Wiesbaden: Stritzel - Fechner, Gürleyen, Mrowca - Mockenhaupt, Heußer (87. E. Taffertshofer), B. Jacobsen, Ezeh (78. Rieble) - Wurtz (72. Froese), Hollerbach (72. Iredale) - Prtajin (87. Carstens)

Arminia Bielefeld: Fraisl - Gebauer (73. Corbeanu), Jäkel, Andrade, Oczipka (73. Bello) - Vasiliadis, Prietl - Lasme (62. Klos), Rzatkowski (62. Lepinjica), Hack - Serra

Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen)

Zuschauer: 11.008 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Prtajin (6.), 2:0 Wurtz (50.), 3:0 Hollerbach (60.), 4:0 Iredale (82.)

Gelbe Karten: Ezeh (1) / -

Titelfoto: Jörg Halisch/dpa

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