Neue ARD-Schiri-Doku gewährt überraschende Einblicke: "Du verstehst die Regel nicht!"

Frankfurt (Main) - Schiedsrichter haben einen schweren Job, sowohl im Amateurbereich als auch im Profifußball. Sie stehen schnell in der Kritik und erfahren manchmal sogar Hass und Gewalt!

Deniz Aytekin (45) pfiff seit 2008 218 Bundesliga-Spiele.
Deniz Aytekin (45) pfiff seit 2008 218 Bundesliga-Spiele.  © RONNY HARTMANN / AFP

Eine ARD-Doku gibt nun ganz neue Einblicke in die Arbeit der Bundesliga-Schiedsrichter.

Am 11. August veröffentlicht die ARD in ihrer Mediathek die fünfteilige, jeweils zirka 30 Minuten lange Doku "Unparteiisch - Deutschlands Elite-Schiedsrichter".

Für diese Doku-Serie wurden in der vergangenen Bundesliga-Saison die Top-Referees des DFB begleitet.

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Der Zuschauer erhält tiefe Einblicke: Nicht nur, wie sich Deniz Aytekin (45) und Co. im Trainingslager vorbereiten, sondern auch, wie sie direkt auf dem Platz mit den Spielern und ihren Kollegen reden und vor allem, wie sie mit Stress umgehen.

Sven Jablonski: "Du verstehst die Regel nicht! Forderst du Gelb, bekommst du Gelb"

Sven Jablonski (33) begleitete bereits über 200 Spiele von der ersten bis zur dritten Liga.
Sven Jablonski (33) begleitete bereits über 200 Spiele von der ersten bis zur dritten Liga.  © RONNY HARTMANN / AFP

Der Trailer in der ARD zeigte bereits erste vielversprechende Szenen.

Zum Beispiel sieht man, wie beim Zweitliga-Kracher zwischen dem HSV und St. Pauli (4:3 Endstand) der Schiri Sven Jablonski (33) Pauli-Star Eric Smith (26) dezidiert darauf hinwies, dass er eine gelbe Karte kassiert, wenn er für den Gegner eine fordert.

"Du verstehst die Regel nicht! Forderst du Gelb, bekommst du Gelb", sagte der 33-Jährige mit erhobenen Zeigefinger.

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Aber genauso sprechen die Schiedsrichter in der Doku auch über eigene Fehler, die natürlich passieren und oft der Auslöser für den Hass sind, der ihnen manchmal entgegenschlägt.

Dieser Hass, der sich vor allem in den sozialen Medien manifestiert, ist nicht nur für die betroffenen Schiris eine Belastung, sondern auch für den gesamten Fußball ein Problem, weil immer weniger Menschen bereit sind, die Aufgaben eines Schiedsrichters zu übernehmen.

Im Amateur-Bereich spürt man diesen Mangel als Erstes. Aber früher oder später wird dies auch Auswirkungen auf die Qualität der Bundesliga-Schiedsrichter haben.

Es ist daher zu hoffen, dass die Doku zur Empathie für die Schiris beiträgt und dass sich eine bessere Fehlerkultur und Akzeptanz unterschiedlicher Bewertungen umstrittener Szenen etabliert.

Vorbild Rugby: "Wir sind hier nicht beim Fußball"

Nigel Owens (52) hatte den Respekt der Spieler auf seiner Seite.
Nigel Owens (52) hatte den Respekt der Spieler auf seiner Seite.  © Anne-Christine POUJOULAT / AFP

Der Rugby-Sport macht es vor. Dort werden schon lange Schiri-Gespräche aufgezeichnet und nirgendwo ist der Respekt vor dem Schiedsrichter so groß wie beim Rugby.

Besonders in Erinnerung bleibt ein Spruch der Rugby-Schiri-Legende Nigel Owens (52).

Dieser rief in einem Spiel Tobias Botes (39) zu sich und sagte dem Rugby-Star: "Ich glaube, wir haben uns noch nicht getroffen, aber ich bin der Schiedsrichter auf dem Platz. Mach du deinen Job, ich mache meinen. Wenn ich dich noch einmal für irgendeine Entscheidung schreien höre, schicke ich dich vom Platz. Wir sind hier nicht beim Fußball, ist das klar?"

Welche Achtung die Rugby-Spieler vor dem Schiri haben zeigt die besagte Szene auf Youtube.

Nigel Owens lebte offen homosexuell, pfiff bis 2020 internationale Rugby-Spiele und war bei allen Spielern respektiert. Die Aufzeichnung und Veröffentlichung der Schiri-Kommunikation hat sicherlich dazu beigetragen.

Titelfoto: RONNY HARTMANN / AFP

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