Meinung: Gewalt-Eskalation bei Bundesliga-Topspiel - lügt uns die Polizei dreist ins Gesicht?
Frankfurt am Main - Das Bundesliga-Topspiel am heutigen Samstag zwischen der Frankfurter Eintracht und dem VfB Stuttgart (1:2) verkommt trotz bester Voraussetzungen zur Nebensache. Schuld daran haben einige Knallköpfe, die sich Fans schimpfen - allen voran aber tatsächlich die Polizei, die sich zudem zu erdreisten scheint, uns eiskalt ins Gesicht zu lügen.
Doch was ist geschehen? Kurz vor dem Anpfiff der Partie verlassen Tausende SGE-Supporter schlagartig die Nordwestkurve. Der Grund hierfür soll übertriebene Polizeigewalt gewesen sein. Während zunächst nichts weiter an die Öffentlichkeit gelangt, sollte ein erstes Polizei-Statement für Klarheit sorgen.
In dem ersten Beitrag auf X hieß es: "Auf dem Stadiongelände suchten rivalisierende Fangruppen zunächst die Eskalation untereinander, gingen dann beim Einschreiten unserer Einsatzkräfte dazu über, diese vehement anzugreifen. Wir haben weitere Einsatzkräfte inkl. Wasserwerfer zur Unterstützung entsandt."
Nur rund 45 Minuten später folgte ein Update, das ein komplett anderes Bild zeichnete: "Ordner wurden bedrängt und angegriffen. Es folgte ein Notruf an die Polizei, zu unterstützen. Die Polizeikräfte wurden bei ihrem Eintreffen unmittelbar angegriffen und setzten sich u.a. auch mit Reizstoffen zur Wehr."
Zudem ergänzten die Ordnungshüter der Mainmetropole, dass das Pfefferspray keinesfalls im Fanblock eingesetzt worden sei und somit Unbeteiligte diesem nicht ausgesetzt gewesen waren.
Zwar kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass beide Sachlagen sich nicht kategorisch gegenseitig ausschließen. Doch mag man dennoch berechtigte Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Behörden aussprechen. Vor allem bei einem Blick auf etliche Netz-Beiträge, die eben jene Skepsis unterstreichen.
Die X-Beiträge der Frankfurter Polizei zu den Vorfällen am Deutsche Bank Park
Zudem scheinen etliche Aufnahmen zu belegen, dass heftige Tränengas-Schwaden mitten in der Nordwestkurve in den Frankfurter Nachthimmel aufstiegen - jedoch nicht ohne dabei alles und jeden zu verletzen, der selbigen notgedrungen in die Quere kommen musste.
Auch von verletzten Frauen und Kindern war im Netz konkret die Rede - mit etwaigen Auseinandersetzungen mit Ordnern oder gar anderen Fan-Gruppierungen hatten diese sicherlich nichts am Hut. Letztlich berichtete auch Eintracht-Vorstand Philipp Reschke (51) im Nachgang an die Partie von Verletzten im Zuge der Auseinandersetzungen.
"Es gab dem Vernehmen nach Verletzte", sagte der Verantwortliche für unter anderem Fanbetreuung und Sicherheit.
Etliche - auch vor Ort anwesende - Eintracht-Fans widersprechen den Vorwürfen der Ordnungshüter
Heftige Ausschreitungen auf Frankfurter Stadiongelände - Ultras zeigen ebenfalls ihre hässliche Fratze
Als Reaktion auf den über alle Maßen überzogenen Einsatz von Pfefferspray kam erschwerend hinzu, dass sämtliche Getränkestände rund um die Nordwestkurve geschlossen wurden, es somit fast unmöglich war, sich die brennenden Augen auszuwaschen.
In einigen Beiträgen berichteten mutmaßlich vor Ort Anwesende sogar davon, dass Sanitäter auch bis in den zweiten Spielabschnitt hinein damit beschäftigt waren, Verletzte zu versorgen. All dies mündete unmittelbar vor dem Einlass ins Stadion darin, dass auch die Frankfurter Fanszene ihre hässliche - und mindestens genauso verurteilenswerte - Fratze zeigte.
Etliche sogenannte Eintracht-Fans gingen mit allem, was sie nur finden konnten, auf die Uniformierten los, die sich wiederum samt Schlagstock und dem altbewährten Pfefferspray zur Wehr setzten. Dem Support im Stadion waren all diese Ereignisse deutlich anzumerken.
So herrschte praktisch vom Beginn der zweiten Halbzeit an eine überaus beklemmende Stimmung, die lediglich durch die Stuttgarter Anhänger etwas aufgelockert wurde. Die mangelnden Anfeuerungsrufe trugen letztlich wohl auch entscheidend dazu bei, dass das große Aufbäumen bei den Mannen vom Main gegen den VfB ausblieb.
Was jedoch keinesfalls ausbleiben darf, ist eine umfassendere Aufarbeitung des polizeilichen Vorgehens, das spätestens jetzt über das stupide Abschreiben eines Polizeiberichts hinausgehen MUSS!
Titelfoto: Montage: Arne Dedert/dpa, X/paaullSGE, TAG24