Nur beim HFC geht's aufwärts: Schreckens-Bilanz nach Drittliga-Trainerbeben!
Aue/München/Ingolstadt/Halle/Zwickau/Dortmund - Knapp vier Wochen ist es her, dass ein Trainerbeben die 3. Liga erschütterte. Gleich fünf Klubs trennten sich binnen einer Woche von ihren Übungsleitern. TAG24 geht in die Analyse - was hat's gebracht?!
1860 München: Das 1:2 gegen Dynamo Dresden war endgültig zum viel, abermals hatten die Löwen ein Spiel aus der Hand gegeben, was zur Trennung des über drei jähre im Amt währenden Michael Köllner (53) mündete.
Im gleichen Zuge war die Konkurrenz der direkten Aufstiegsränge bereits sieben Punkten enteilt. Das große Ziel Aufstieg drohte aus den Augen verloren zu werden, der Trainerwechsel ein wie es damals schien logischer Schritt.
Vier Spieltage und vier Partien ohne Sieg später sind es neun Punkte Rückstand auf den aktuell zweiten Aufsteiger Wiesbaden. Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel (51) übernahm interimsweise.
Der Erfolg war überschaubar: Denn das Löwen-Rudel, dem am Ende der Köllner-Ära eine schlechte Teamdynamik vorgeworfen wurde, zeigt sich nach wie vor sehr selten bissig und willig. Neu-Trainer Maurizio Jacobacci (60) stellte knallhart fest: "Es ist ein mentales Problem."
Zudem trugen die elend lange Trainer-Posse und die zerstrittenen Lager im Verein nicht zur Ruhe bei. Ob Jacobacci der richtige Mann ist?
Auf jeden Fall sei der Wunschkandidat Ismaiks ein Motivator, Arbeiter und Pragmatiker. Wäre da nicht die mangelnde Trainererfahrung in Deutschland. Unter den Voraussetzungen scheint der Traum Aufstieg in weiter Ferne.
FC Ingolstadt unter Guerino Capretti mit toller Moral aber weiterhin mäßigen Leistungen
Nach drei Niederlagen zum Jahresauftakt war Schluss für Rüdiger Rehm. Gut ein Jahr hielt sich der 44-Jährige in Ingolstadt. Aus dem anvisierten direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga wurde indes nichts.
Trotz hochkarätigen Kader stehen die Ingolstädter punktgleich mit 1860 im Tabellenmittelfeld und haben den Anschluss nach oben verloren. Auch Neu-Trainer Guerino Capretti (42), der einen Tag nach dem Rehm-Aus vorgestellt wurde, konnte das Team nur bedingt wieder auf Kurs bringen.
Nach zwei Einstands-Niederlagen konnte in Saarbrücken der 4:3-Erfolg als Sieg der Moral verkauft werden. Am zurückliegenden Wochenende gelang in einem sonst biederem Spiel erneut der Lucky Punch, diesmal zum 1:1 in der 90. Minute.
Die Teamdynamik scheint zu stimmen, die Leistungen tun es weiterhin nicht. Schon bei seinem missglückten Engagement bei Dynamo Dresden wurde klar, dass Capretti kein Mann für brenzliche Situation ist.
In der Konstellation wird es schwierig mit einem Aufstieg noch in dieser Saison. Denn trotz großartiger Einzelspieler wie Pascal Testroet (32) oder Tobias Bech (21) bringt das Team die PS viel zu selten auf die Straße.
Sreto Ristic stabilisiert beim Halleschen FC sofort die Defensive, hat offensiv aber Ausbaubedarf
Für die dritte Trainerentlassung am 31. Januar nach Ingolstadt und 1860 sorgte der HFC, der den gebürtigen und sympathischen Hallenser André Meyer (39) vor die Tür setzte. Ausschlaggebend war ein 0:2 gegen Abstiegskonkurrent FSV Zwickau.
Unter Interims-Trainer Jens Kiefer (48) hagelte es das 7:1-Debakel in Dresden und ein 1:3 gegen den SC Freiburg - zugegeben zwei Teams in guter Form und mit hoher Qualität. Die Gegentorflut musste dennoch schleunigst gestoppt werden.
Und was soll man sagen: Das gelang Halles neuem Chef-Trainer Sreto Ristic (47)! Gegen Oldenburg und 1860 blieb man zum ersten Mal in dieser Saison in zwei Partien hintereinander ohne Gegentor und holte vier Zähler.
Blöd nur, dass sich Jonas Nietfeld (29, sechs Treffer) nicht zerteilen kann. Der Kapitän wird aktuell eher als Abwehrboss denn als Stürmer gebraucht.
Doch wenn die auf Abstiegsrang 17 stehenden Hallenser noch den Klassenerhalt schaffen wollen, müssen sie vor allem offensiv zulegen. 29 Saisontore sind kein Qualitätsmerkmal.
FSV Zwickau verliert nach der Enochs-Entlassung wichtigen Boden und Zeit im Abstiegskampf
Beim FSV Zwickau war die Doppelentlassung von Trainer Joe Enochs (51) und Sportdirektor Toni Wachsmuth (36) ein Schock für viele Anhänger.
Das Team, für zwei Partien vorübergehend von Co-Trainer Robin Lenk (38) betreut, reagierte mit einem 0:4-Klatsche in Duisburg und einem engagierten, aber glücklosen 0:2 daheim gegen Elversberg keineswegs sicherer als zuvor.
Vielmehr vergeudete man im zähen Vertragspoker mit dem neuen Chef Ronny Thielemann (49) viel Zeit. Für den Abstiegskracher von Bayreuth am vergangenen Samstag blieben nur knapp fünf Tage, die 5:3-Niederlage könnte sich im späteren Saisonverlauf noch rächen.
Mittlerweile hat man vier Punkte Rückstand auf das rettende Ufer und die Dortmunder U23. Diese trennte sich vor drei Wochen von Christian Preußer (39). Seine Bilanz: 21 Punkte in 21 Spielen. Insgesamt zu wenig, um am Ende die Klasse zu halten und Talente zu entwickeln.
Der neue Diamantschleifer Jan Zimmermann (43) startete mit zwei knappen Niederlagen und einem furiosen 4:0 gegen Waldhof Mannheim. Dennoch ist die von Natur aus offensivfreudige Talentetruppe mit 22 Treffern weiterhin die torungefährlichste der Liga. Immerhin konnte Konterstürmer Justin Njinmah (22) seinen ersten Doppelpack der Saison schnüren.
Vor allen Dingen ist Konstanz gefragt, bis auf eine Serie von sechs ungeschlagenen Partien im Herbst folgte bisher stets eine Niederlage auf einen Sieg oder Remis.
Erzgebirge Aue und Pavel Dotchev: Die Wintervorbereitung als Schlüssel zum Erfolg in der 3. Liga
Wie es besser geht, zeigt der FC Erzgebirge Aue, die Pavel Dotchev (57) die frühzeitig in der Winterpause installierten. Dadurch hatte der neue Trainer eine komplette Vorbereitung inklusive Transferphase Zeit, seine Vorstellungen zu verwirklichen.
Mit starken 16 Punkten aus sieben Spielen behielten die Auer um Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich (45) recht.
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa, IMAGO/Jan Huebner