Nach jahrelangen Irrwegen: Dieser Ex-Unioner mischt gerade die 3. Liga auf!
Bayreuth - Seine Karriere befand sich über mehrere Jahre im Sinkflug. Gerade rechtzeitig scheint ein früheres Union-Talent die Kurve zu bekommen, denn er mischt jetzt die 3. Liga auf!
Es waren Fragezeichen angebracht, als die SpVgg Bayreuth im Juni die Verpflichtung von Eroll Zejnullahu (28) bekannt gab. Nicht vielen in der oberfränkischen Stadt war der Name ein Begriff.
Eroll wer? Zejnullahu hat kosovarische Wurzeln, ist allerdings in Berlin geboren, aufgewachsen und ausgebildet worden. Ab der U19 sogar in der Jugend vom 1. FC Union Berlin.
Lange hielt es ihn aber nicht im Nachwuchs, noch in seinem letzten Jugendjahr debütierte er für die Union-Profis, die seinerzeit in der 2. Bundesliga spielten. In fünf Saisons sammelte Zejnullahu immerhin 68 Einsäte in dieser Spielklasse - nicht schlecht für einen Jungprofi.
Zum ganz großen Durchbruch langte es allerdings nicht, denn dann begann die schier unendliche Irrfahrt Zejnullahus: Sandhausen, zurück zu Union als Reservist, Abstieg mit Jena aus der 3. Liga, Vereinslosigkeit, Insolvenz mit dem FC Nitra (Slowakei/1.Liga).
Letzte Saison ging es bis in die 4. Liga runter. Beim Berliner AK, einem Klub in seiner Geburtsstadt, wollte er sich wieder ins Schaufenster spielen. Das klappte nur bedingt.
Der Edeltechniker fand nie zu seinem Rhythmus, wurde immer wieder durch muskuläre Beschwerden zurückgeworfen. Die Belastung war zu hoch, zuletzt kam er 2015/16 auf über 1000 Spielminuten in einer Saison. Allein das sagt viel über den sportlichen Wert Zejnullahus aus.
Am letzten Spieltag machte er dann sein bestes Saisonspiel, sammelte im Spiel gegen Absteiger Optik Rathenow vier Scorerpunkte. Ob Bayreuths Scouts bei der Begegnung im Poststadion Berlin Moabit waren?
3. Liga mit der SpVgg Bayreuth: Eroll Zejnullahu ist der Mann der Stunde
Damit wären wir in der Gegenwart, die für Zejnullahu 3. Liga mit der SpVgg Bayreuth heißt. Finanziell hat der Verein eins der schmalsten Budgets der Liga, weshalb man auf Experimente wie eben Zejnullahu setzte, der zuvor weder gegen Bayreuth spielte, noch mit den Oberfranken Berührungspunkte hatte.
Fitnessrückstände und zwei dumme gelbrote Karten verlangsamten die Eingewöhnung, aber spätestens mit dem 18. Februar dieses Jahres ist der Ballvirtuose endgültig angekommen.
An jenem 23. Spieltag drehte Bayreuth bei den zuvor sieben Spiele in Folge siegreichen Osnabrückern einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Auswärtscoup. Im Mittelpunkt: Zejnullahu, der per Distanzschuss auf 2:2 stellte und in der Nachspielzeit mit feinem Tänzchen den Siegtreffer vorbereite.
Und der zweite Akt folgte am zurückliegenden Wochenende gegen den FSV Zwickau (5:3): Beim Spielstand von 1:1 erzielte er zunächst das Bayreuther Führungstor und bereite die Treffer zum 3:1 und 4:1 mit technischer Finesse vor. Das Fachmagazin kicker krönte ihn daraufhin zum Mann des 24. Spieltags.
So langsam verstehen alle in Bayreuth, was Trainer Thomas Kleine (45) bei der Vorstellung Zejnullahus im Sommer meinte, als er sagte: "Mit ihm haben wir einen hochinteressanten Spieler verpflichten können, [...] der ein starkes Eins-gegen-eins-Spiel hat."
Auch dank Zejnullahu haben die Bayreuther ein Polster von vier Punkten auf den ersten Abstiegsplatz. Die Zejnullahu-Festspiele in Bayreuth können weitergehen.
Titelfoto: Bildmontage: Lukas Schulze/dpa, PICTURE POINT/Gabor Krieg