Trainer und Drittliga-Chef am Pranger: Billigten sie ein Gewaltvideo? So reagiert der Klub!
Aachen - Große Unruhe dieser Tage bei Drittligist Alemannia Aachen: Trainer Heiner Backhaus (42) und Aufsichtsratschef Marcel Moberz (41) stehen öffentlich am Pranger. Der Vorwurf: Verherrlichung von Gewalttaten eines Rechtsextremen. Das sagt der Klub.
Am Dienstag-Mittag ließ die Zeit eine Enthüllungs-Bombe platzen: Ein Hooligan der rechten Aachener Fanszene muss sich vor Gericht verantworten.
Ihm werden zehn Gewalttaten vorgeworfen, darunter ein besonders schwerer Fall von "versuchtem Totschlag".
Ein Video soll zeigen, wie Hooligan und Türsteher Kevin P. vor einem Bordell einen Mann erst mit der Faust niederstreckt und weiter brutal auf diesen reglos am Boden Liegenden eintritt und -schlägt. Unter anderem mit einem Baseballschläger.
Diese Gewalttat stammt aus dem Dezember 2023. Die Aufnahme dessen leitete Kevin P. sowohl Aachens Trainer als auch dem Aufsichtsratsboss um die Weihnachtsfeiertage weiter - mutmaßlich, um damit zu prahlen. Moberz soll er aufgefordert haben, das Video aus Gründen der Einschüchterung zu verbreiten.
Die beiden Aachener Funktionäre sind vor dem Aachener Landgericht am 13. Februar geladen, um als Zeugen auszusagen.
Brisant: Die Zeit berichtet auch, dass Backhaus und Moberz das Video "goutiert" hätten - also Gefallen daran gefunden hätten - wie ihre Reaktionen bei WhatsApp zeigen sollen. Und damit die Gewalttat gebilligt hätten.
Alemannia Aachen weist Vorwürfe gegen Heiner Backhaus und Marcel Moberz von sich
Am Mittwochabend reagierte der Klub in einer Pressemitteilung auf die Anschuldigungen und Darstellungen - und gab seinen beiden Frontmännern Rückendeckung.
Nach Befragung von Backhaus und Moberz hätten diese weder das Video geöffnet noch angesehen. Die vermeintlichen Reaktionen auf WhatsApp würden sich nicht auf das Video beziehen.
Moberz erklärte, dass er vor einem Spiel zwischen "200 und 600 Nachrichten täglich" erhalte: "Unsere Mobilnummern sind in Aachen bekannt, jeder bekommt von uns eine Antwort." Der Aachen-Boss wolle diese Form der "Transparenz" fortführen.
Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Verbindungen zur rechtsextremen Fanszene und auch zu Kevin P. Die Aachener Verantwortlichen versuchten sich im Anschluss davon zu distanzieren.
Erleuchtung wird erst der Gerichtsprozess am 13. Februar bringen. Bis dahin betont die Alemannia, dass beiden Funktionären "nichts vorgeworfen" wird.
Dennoch trüben die Berichte die Vorfreude auf das stimmungsvolle Freitagabendspiel der 3. Liga gegen Spitzenreiter Energie Cottbus.
Titelfoto: PICTURE POINT / S. Sonntag