Hawaii (USA) - Als er fünf Kilometer gelaufen war, kam Patrick Lange (38) an einer Bucht vorbei und da, "das hört sich vielleicht doof an, war meine Mutter da. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper bekommen", sagte der Athlet nach seinem großen Triumph von Hawaii.
Als er im Ziel der Ironman-Weltmeisterschaft den dritten Sieg beim wohl härtesten Wettkampf der Welt errungen hatte, war seine 2020 verstorbene Mama nicht nur im Kopf, sondern vor allem im Herzen dabei.
"Als sie im Hospiz lag und ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie gesagt, ich soll für sie alles geben und nochmal gewinnen. Das habe ich jetzt gemacht", sagte der Champion im ZDF mit Tränen in den Augen.
Bereits 2017 und 2018 hatte Lange die Ironman-WM gewonnen, dieses Mal setzte er in 7:35,53 Stunden sogar noch den Streckenrekord obendrauf.
"Es bedeutet mir natürlich alles, gerade nach der Durststrecke jetzt. 2018 den letzten Titel gewonnen und jetzt nochmal mit Streckenrekord. Ich habe immer gesagt, dass ich noch nicht den perfekten Tag im Triathlon hatte, aber heute war wirklich der perfekte Tag. Der Titel geht definitiv an meine Mama", erklärte er in der Sportschau.
Nichtmal eine Quallen-Attacke konnte Patrick Lange stoppen
Nach 3,86 Kilometer Schwimmen und 180,2 Kilometer Radfahren lag Lange zwar nicht in Führung, doch kaum hatte er sich die Laufschuhe angezogen, startete seine unglaubliche Aufhol-Show, bei der er einen nach dem anderen mit seinem so locker aussehenden Laufschritt überholte.
Dabei konnte ihn nicht einmal eine Qualle stoppen, die ihn im Wasser bei der ersten Disziplin attackiert hatte.
Vor dem Wettkampf, vor dem er wie immer wenig geschlafen hatte und mächtig aufgeregt war, sagte er, er wolle aus jeder Bewegung alles herausholen, und diesen Worten ließ er Taten folgen.
Kaum einer wirkte so fit, so leichtfüßig wie der gebürtige Hesse. Im Ziel übermannten ihn dann die Emotionen in Gedenken an seine Mama, es blieb aber auch noch genug Kraft zum Feiern übrig.
Sein großer Triumph rundet die deutsche Triathlon-Saison ab, in der Laura Philipp (37) in Nizza die Ironman-Weltmeisterschaft der Frauen gewann und das deutsche Mixed-Team bei den Olympischen Sommerspielen von Paris völlig überraschend Gold holte.
Lange, Sportler des Jahres 2018 in Deutschland, bekommt für den Sieg 125.000 US-Dollar (rund 115.000 Euro) Preisgeld. Der Titel und das Wissen, seiner Mama den letzten Wunsch erfüllt zu haben, dürften für ihn wesentlich wertvoller sein.