Tränen-Triumph in Riesa: Deutscher Darts-Star "glücklichster Mann der Welt"
Riesa - Nach dem verwandelten Matchdart zum 8:5-Erfolg gegen den Waliser Gerwyn Price (39) sank Martin Schindler (27) in der Sachsen-Arena in Riesa auf die Knie, anschließend ließ er seinen Emotionen freien Lauf. Als dritter Deutscher überhaupt konnte sich "The Wall" am späten Sonntagabend einen Titel auf der European Tour der PDC sichern.
"Ich habe viel dafür gearbeitet, dass ich jetzt genau hier stehe. Ich bin heute vielleicht der glücklichste Mann der Welt", erklärte der 27-Jährige unter Tränen im Interview nach dem gewonnenen Endspiel.
Vor zehn Jahren arbeitete der Darts-Profi noch als Helfer auf der Tour, scannte Tickets und kümmerte sich um die Zuschauer. Nun ergatterte er auf der Bühne - frenetisch angefeuert vom sächsischen Publikum - seinen ersten Triumph.
Dabei lag er im Finale gegen den "Iceman" schon mit 0:2 hinten, doch Schindler kämpfte sich mit soliden 96 Punkten im Schnitt, einer bärenstarken Checkout-Quote von rund 44 Prozent und einem Zehn-Darter zurück und schließlich zum Sieg bei den International Darts Open.
Zuvor war ein deutscher Tour-Titel lediglich Max Hopp (27, 2018) und Ricardo Pietreczko (29) im vergangenen Oktober vergönnt gewesen.
Außerdem zog der gebürtige Strausberger durch den Überraschungs-Coup in der Weltrangliste an Gabriel Clemens (40) vorbei und ist damit die neue deutsche Nummer eins.
Video des Sieges von Martin Schindler bei den International Darts Open in Riesa auf X
Martin Schindler im Freudenrausch, Gerwyn Price angefressen
"Ich spiele nicht Darts, um über Gabriel zu stehen. Ich will bei den ganz Großen mitmischen. Wenn du ein European-Tour-Turnier gewinnst, mischst du bei den ganz Großen mit", stellte der nun 22. der Order of Merit klar.
Auf dem Weg zum Triumph schaltete "The Wall" mit dem Niederländer Danny Noppert (33, 6:5) und dem Engländer Chris Dobey (33, 7:3) gleich zwei weitere Top-16-Spieler aus.
Sein Finalgegner aus Wales präsentierte sich hingegen nicht unbedingt als guter Verlierer und schob die Niederlage auf den Heimvorteil: "Ich hatte die Fans gegen mich. Die Zuschauer sind ein Vorteil. Hätte ich dieses Spiel in Wales gespielt, hätte ich gewonnen", erklärte Price sichtlich bedient.
Schindler dürfte der Seitenhieb aber egal gewesen sein: "Meine Beine sind wackelig ohne Ende. Es ist so brutal", freute er sich völlig aufgelöst.
Und er fügte an: "Ich spiele die Tour seit siebeneinhalb, achteinhalb Jahren. Es ist so lange, dass ich gar nicht genau sagen kann, seit wann. Und ich habe so einen geilen Pokal. Ist das nicht toll?"
Daneben gab es als i-Tüpfelchen auch noch 30.000 Pfund (umgerechnet rund 35.000 Euro) Preisgeld und die so gut wie sichere Qualifikation für drei Major-Turniere.
Titelfoto: Zac Goodwin/PA Wire/dpa