Deutscher Darts-Hammer! "Pikachu" lässt die Welt-Elite alt aussehen
Hildesheim - Was für ein denkwürdiger Auftritt von Ricardo Pietreczko (28)! Der gebürtige Berliner hat als zweiter deutscher Darts-Profi überhaupt ein European-Tour-Event der PDC gewonnen und sich den Sieg bei den German Darts Championships geschnappt.
Vor heimischer Kulisse in Hildesheim bezwang "Pikachu" - so sein Spitzname - im Finale am Sonntagabend den zweifachen Weltmeister Peter Wright (53) aus Schottland mit 8:4.
Dabei trumpfte der mittlerweile in Nürnberg lebende Pfeilwerfer mit einer perfekten Doppel-Quote von 100 Prozent auf. Alle acht Versuche des 28-Jährigen landeten im schmalen Außenring, was schlichtweg Weltklasse ist und sogar den deutlich erfahreneren "Snakebite" ehrfürchtig staunen ließ.
Nach dem Matchdart auf die Doppel-16 sank Pietreczko überwältigt zu Boden. "Das fühlt sich an wie im Traum", sagte der Überraschungssieger im anschließenden Interview. "Ich habe keine Worte für das, aber ich weiß, dass ich die besten der Welt schlagen kann."
Auf dem Weg ins Endspiel hatte der Newcomer, der erst 2022 mit der Tour-Card zum Profi aufstieg, bereits den Briten Stephen "The Bullet" Bunting (38, 6:4) besiegt und in einem knappen 7:6-Krimi auch den niederländischen Weltranglisten-Zweiten Michael van Gerwen (34) ausgeschaltet.
In der zweiten Runde spielte er beim 6:2-Erfolg über Landsmann Martin Schindler (27) außerdem einen Drei-Dart-Average von 107,08 Punkten - der drittbeste Wert eines deutschen in der Tour-Geschichte.
Highlights vom Finale zwischen Ricardo Pietreczko und Peter Wright auf YouTube
Der deutsche Darts-Sport befindet sich im Höhenflug
Zuvor hatte nur Max Hopp (27) einen deutschen Sieg bei einem Pro-Tour-Event ergattern können. Der frühere Junioren-Weltmeister schnappte sich 2018 ebenfalls auf heimischen Terrain in Saarbrücken den Titel bei den German Darts Open.
Erstmals schafften es neben Pietreczko mit Nico Kurz (26) und Gabriel "Gaga" Clemens (40) auch drei Deutsche ins Achtelfinale eines PDC-Tour-Events.
Für "Pikachu", der zur Pokemon-Titelmelodie einläuft, bedeutete der Triumph zudem die Qualifikation für die anstehende Europameisterschaft in Dortmund (26. bis 29. Oktober) sowie den Grand Slam of Darts. Für die Weltmeisterschaft in London war der gelernte Maler und Lackierer bereits qualifiziert.
Die Teilnahmeberechtigung für die EM geht mit einer weiteren Errungenschaft für die aufstrebende deutsche Darts-Generation einher, denn erstmals seit 2012 sind wieder drei schwarz-rot-goldene Profis beim Heim-Turnier vertreten. Clemens und Schindler komplettieren das Trio.
Titelfoto: IMAGO / Beautiful Sports