Beste Darts-Dame will nicht von Männern "vernichtet" werden!
Doncaster (England) - Beau Greaves (20) ist im Frauen-Darts derzeit das Maß aller Dinge und jagt von einem Rekord zum nächsten. Trotzdem fühlt sich die junge Engländerin für den Sprung auf die gemischte PDC-Tour noch nicht gewappnet - auch aus Angst vor niederschmetternden Pleiten gegen die besten Herren der Zunft.
"Ich bin Realistin. Ich glaube, wenn ich durch die Q-School käme und die Tour-Card erhalten würde, würde ich auf der Tour vernichtet werden", erzählte die 20-Jährige im Interview mit der MODUS Super Series.
"Das würde mein Selbstvertrauen zerstören. Ich müsste immer über meinem Niveau spielen", begründete die Britin ihre Vorhersage. "Ich könnte es nicht genießen."
Dabei stellte Greaves ihr Licht allerdings doch etwas unter den Scheffel. Gerade erst knallte sie bei der Super Series gegen Ex-Weltmeister Kevin Painter (56) einen sagenhaften 114,56 Average und sechs Maximums ins Bord. Es war der höchste Drei-Dart-Durchschnitt, der jemals von einer Frau gespielt wurde.
Zudem trat sie im vergangenen November beim Grand Slam of Darts an und besiegte dort den deutschen Pfeilwerfer Ricardo "Pikachu" Pietreczko (29) mit 5:1, auch wenn sie am Ende in einer Gruppe mit Nathan Aspinall (32) und Damon Heta (36) dennoch ausschied.
In der Damen-Serie ist "Beau 'n' Arrow" ohnehin nicht aufzuhalten. Vor zwei Wochen gewann sie ihr siebtes Event, ohne auch nur ein einziges Leg abzugeben und checkte die 501 Punkte satte 31 Mal am Stück zügiger als ihre Gegnerinnen.
Beau Greaves will sich mit dem Sprung in die Darts-Königsklasse Zeit lassen
Auch bei der PDC-Weltmeisterschaft 2024 hätte das Riesentalent teilnehmen können, doch sie ließ das Jahres-Highlight im "Ally Pally" sausen und stellte sich dafür bei der Frauen-WM ans Oche, wo sie die Krone zum zweiten Mal einsackte.
Trotzdem möchte es Greaves mit Blick auf die Zukunft ruhig angehen lassen, da sie in der Vergangenheit schon mit psychischen Problemen - der berühmten "Dartitis" - zu kämpfen hatte. Die Pfeile flogen einfach nicht mehr dorthin, wo sie hin sollten. Ein Phänomen, unter dem schon zahlreiche Darts-Stars litten.
Sie wolle sich daher die nötige Konstanz für die großen Bühnen erarbeiten: "Weibliche Darts-Spielerinnen sind einfach nicht so konsistent wie die Männer, das muss man berücksichtigen."
"Ich kann mir noch nicht vorstellen, dass ich immer so gut sein kann", rechtfertigte sich Greaves.
Auszuschließen sei der zeitnahe Angriff in der durchmischten Manege der PDC aber auch nicht: "Ich gehe mit dem Flow", meinte die Damen-Weltmeisterin.
Titelfoto: Zac Goodwin/PA Wire/dpa