Chemnitz - Dass die Zuschauer die Messe Chemnitz vorzeitig verlassen, kommt bei den Niners höchst selten vor.
Am Sonntagnachmittag flüchtete nach dem desolaten zweiten Viertel der Sachsen so mancher aus der dunklen Halle in die Frühlingssonne. Der Drops war beim Halbzeitstand von 62:27 für die Gäste von Alba Berlin gelutscht.
Nach dem rasanten ersten Viertel, in dem sich die Dauerrivalen nichts schenkten und die Zuschauer mit einem intensiven, dynamischen Auftritt begeisterten, brachen die Gastgeber kollektiv ein.
Vier Zähler, nur ein erfolgreicher Wurf aus dem Feld, waren unterirdisch. Die Defense fand nicht statt. Alba spielte sich ohne Gegenwehr in einen Rausch, erzielte 35 Punkte.
"Wir konnten die Blutung im zweiten Viertel nicht stoppen", gestand Trainer Rodrigo Pastore (52), der nicht zum ersten Mal einen derartigen Einbruch seiner Mannschaft erlebte.
5000 enttäuschte Zuschauer in der ausverkauften Messe Chemnitz
Bei der 87:117-Niederlage in Ulm setzten die Niners das erste Viertel (acht Punkte) in den Sand. Beim 66:81 in Heidelberg markierten sie in der gesamten zweiten Halbzeit lediglich 16 Zähler.
"Das ist etwas, was mir wirklich Sorgen bereitet", meinte Pastore, der erkennen muss, dass die Mannschaft trotz zahlreicher Nachverpflichtungen nicht die Mentalität abruft, die auf höchstem Niveau notwendig ist.
"Wir zeigten im zweiten Viertel keine Reaktion, keinen Stolz. Wir hörten auf, als Team zu spielen, verfielen in Einzelaktionen", konstatierte der Argentinier.
Als das Kind in den Brunnen gefallen war und die Berliner die Intensität herunterschraubten, gelang den Niners Ergebniskosmetik. Pastore sah "eine anständige zweite Hälfte, aber das kam einfach zu spät".
An die 5000 enttäuschten Zuschauer in der ausverkauften Messe richtete der Headcoach diese Worte: "Ich entschuldige mich bei unseren Fans, die es nicht verdient haben, dass wir sie und unsere Farben so präsentieren. Es war nicht das erste Mal, und es tut mir leid, dass es heute wieder passierte."