Eklat bei Quarterback-Attacke: Die NFL muss strenger werden – gegen die Offense!

Jacksonville/Florida - In meiner NFL-Kolumne schaue ich heute mal auf den wohl größten Aufreger der Woche: der üble Tackle gegen Trevor Lawrence (25). Und wir beschäftigen uns mit der Frage: Ist es wirklich immer Schuld der Verteidiger?

Hat für einen First Down zu viel riskiert und wurde hart erwischt: Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence ist hoffentlich bald wieder fit.
Hat für einen First Down zu viel riskiert und wurde hart erwischt: Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence ist hoffentlich bald wieder fit.  © MIKE CARLSON / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

Fassen wir zusammen: Die Houston Texans sind zu Gast bei den Jacksonville Jaguars. Noch gut vier Minuten bis zur Halbzeit, die Hausherren fast an der Mittellinie im Ballbesitz, die Gäste führen 6:0.

Es ist – bitte merken – der zweite Versuch und es müssen sieben Yards bis zum nächsten First Down erreicht werden.

Jaguars-Quarterback Trevor Lawrence behält das Spielgerät, läuft über die linke Seite und gibt Gas in Richtung First-Down-Marker.

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Ihm gegenüber steht Linebacker Azeez Al-Shaair (27) und der macht, was Linebacker eben so machen, wenn ein Ballträger in ihr Gebiet rennt: diesen umhauen. Das ist sein Job.

Der Einschlag ist heftig. Trevor Lawrence macht uns den Tua und liegt völlig benommen und verkrampft auf dem Boden, wird vom Platz gefahren. Es fliegen Flaggen, Buh-Rufe von den Rängen, Schlägerei unter den Spielern.

In der Wiederholung ist zu sehen, wie Al-Shaair mit den Unterarmen voraus erst am oberen Brustkorb, dann am Kopf auf Lawrence trifft. Allerdings so unglücklich, dass dieser mit dem Hinterkopf übel aufschlägt. Das will keiner sehen und man kann nur hoffen, dass Lawrence schnell wieder folgenlos fit ist.

Quarterbacks riskieren alles, denn die Strafen bekommen andere

Houston, ihr habt ein Problem: Linebacker Azeez Al-Shaair (M.) wird nach einer Schlägerei auf dem Feld von seinen Team-Kollegen zur Sideline geschoben.
Houston, ihr habt ein Problem: Linebacker Azeez Al-Shaair (M.) wird nach einer Schlägerei auf dem Feld von seinen Team-Kollegen zur Sideline geschoben.  © MIKE CARLSON / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

Wir, also die Fans, aber auch die NFL machen es uns seit Jahren schon sehr leicht: die Strafen in solchen Situationen kassiert immer die Defense.

Trevor Lawrence fängt etwa zwei, drei Yards vor dem Aufschlag an, seinen Lauf erkennbar (!) aufzugeben und zu sliden. Nicht fünf Yards, wie viele behaupten.

Wisst Ihr, was zwei Meter auf dem Feld bedeuten, wenn zwei Spieler aufeinander zurasen?

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Al-Shaair ist da bereits im Ansatz zum Sprung, um das First Down zu verteidigen. Wenn du als Defender nicht durchziehst, dann verletzt du dich selbst. Wofür?

Weil der QB seinen Hintern nicht drei Meter früher runternimmt bei "2nd & 7"? Oder nicht weiter links ins Aus rennt, statt in den Kontakt? Lawrence hätte für diese Entscheidungen deutlich mehr Zeit gehabt, als der Defender.

Azeez Al-Shaair ist, so ehrlich muss man sein, schon öfter negativ aufgefallen und wurde jetzt auch wegen seiner mehrfachen Verstöße für drei Spiele ohne Bezahlung – das sind rund 265.000 Dollar – gesperrt.

Selbst Tom Brady ergreift Partei für die Defense

Autor Marco Schimpfhauser, selbst elf Jahre Footballspieler gewesen, ist dafür, die Offense-Spieler mehr in die Pflicht zu nehmen.
Autor Marco Schimpfhauser, selbst elf Jahre Footballspieler gewesen, ist dafür, die Offense-Spieler mehr in die Pflicht zu nehmen.  © Tag24/Schimpfhauser

Doch in diesem Fall dürfen wir alle eines nicht vergessen: Wir reden hier von Millisekunden zum Reagieren – im freien Flug, während sich das Gegenüber gerade bewegt.

Was tun? Die NFL muss endlich Regeln erlassen: Die Defense kann nicht ständig zum Bremsen – und potenzieller Selbstverletzung – gezwungen werden, weil die QBs das einseitige Straf-/Schutz-System unfair (Grüße an die Chiefs) oder bis zum "Point of no Return" ausnutzen.

Im College Football wurde genau auf diese Masche bereits zum Teil durch Regeländerungen reagiert.

Selbst Quarterback-Legende Tom Brady (47) sagt jetzt, es dürfe nicht zulasten der Verteidiger gehen, einen laufenden QB zu schützen. Ich gebe ihm recht. Lasst die Defense-Spieler ihren Job machen. Ein Quarterback hat seine Pocket und bessere Schutzregeln als die anderen Spieler.

Wenn er dann meint, er muss über die Line of Scrimmage rennen, dann soll er das – dann aber bitte auch mit allen Konsequenzen.

Titelfoto: Montage: Mike Carlson / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP (2)

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