Nach fünf Jahren für die Monarchs: Ex-Coach "Ulz" Däuber blickt zurück
Dresden - Seit genau einer Woche ist das Kapitel Ulrich "Ulz" Däuber (52) bei den Dresden Monarchs abgeschlossen. Dennoch hat sich der Meistermacher noch einmal Zeit genommen, um mit TAG24 auf die vergangene Saison sowie seine fünf Jahre bei den Königlichen zurückzublicken.
TAG24: Konnten Sie das frühe Saison-Aus inzwischen etwas verarbeiten?
Ulz Däuber: "Wir haben als Coaches noch einmal darüber gesprochen und die Saison Revue passieren lassen. Es ist schon schwer für alle, weil wir erstmals seit Jahren nicht in den Play-offs sind. Wir hatten Möglichkeiten, dass wir das aber nicht geschafft haben, daran werden alle noch etwas knabbern."
TAG24: Zumal das Ziel auch deutlich höher gesteckt war...
Däuber: "Wenn man den Titel gewinnt, kann man schlecht zur Mannschaft sagen, wir probieren mal ein bisschen. Du musst das Ziel Titelverteidigung ausgeben."
TAG24: War der Titelgewinn aber vielleicht doch ein wenig das Problem, weil man dachte, es geht dieses Jahr von allein?
Däuber: "Vielleicht ein bisschen, aber nicht grundlegend bei allem und bei allen. Aber beispielhaft war schon das Spiel in Berlin: Wir hatten Probleme bei der Anreise, sind als Meister zu einem Aufsteiger gefahren. Der Ernst der Lage war dann nicht immer im Spiel dabei. Wir hatten aber auch nie die Ruhe, die wir letztes Jahr hatten. Da wussten wir: Die Leute, die trainieren, spielen auch."
TAG24: Was hat Ihnen die Ruhe genommen?
Däuber: "Die Verletzungen waren ein großer Grund. Wenn sich nicht alle miteinander einspielen können und die Kommunikation dann nicht blind abläuft, dann fehlt dir was. Zwischendrin sind immer wieder Spieler dazugestoßen und man hatte nie alle auf demselben Stand. Wenn dir so viele Starter wegbrechen, dann macht das unfassbar viel aus."
Das ist "Ulz" nach fünf Jahren bei den Monarchs hängen geblieben
TAG24: Waren die zahlreichen Verletzungen nur Pech?
Däuber: "Ich unterhalte mich vor den Spielen immer mit den anderen Trainern. Viele sagen, dass es mit Verletzungen ein sehr merkwürdiges Jahr war. Normal ist vielleicht eine so schwere Verletzung, aber nicht zehn oder zwölf. Da haben wir auch überlegt, ob sich die Spieler nach dem Titelgewinn in der Off-Season ein Stück zu sehr zurückgelegt haben. Aber wenn dir einer von der Seite ins Knie fällt, dann kannst du nichts machen. Dass wir jetzt alle zu wenig Milch getrunken haben, glaube ich nicht."
TAG24: Was muss denn in der nächsten Saison anders gemacht werden?
Däuber: "Nichts Grundsätzliches. Ich bin ja nicht mehr im Amt, aber das Programm Off-Season würde ich klarer begutachten. Wie kann man die deutschen Spieler noch weiterbringen, muss man sie anders begleiten? Auch auf die Import-Spieler muss man wohl etwas mehr Einfluss nehmen. Der dritte Punkt ist die Verbindung zwischen der Jugend und dem GFL-Team. Die ist schon echt gut, sollte aber noch weiter ausgebaut werden."
TAG24: Unabhängig vom Meistertitel, was ist aus Ihren fünf Jahren hängen geblieben?
Däuber: "Sport lebt von Beziehungen und ich bin unheimlich froh über alle, die ich über die Jahre knüpfen konnte. Die tollen Momente sind nicht die, wo man gewinnt. Es ist mehr ein Training, wo man merkt, da hat jemand was gelernt und setzt es im Spiel um, wird zudem über die Zeit immer besser mit dem, was man ihm beibringt. Nach meinem Rücktritt kamen fünf Jugendspieler zu mir und haben mir gesagt, dass seitdem ich da war, die Verbindung besser wurde. Auch wenn ich sehe, wie inzwischen Fans und Spieler miteinander umgehen, sowas freut mich. Ich bin ein Mensch, der gern Leute zusammenbringt und sich dann etwas rausnimmt. Ein paar Siege bleiben natürlich auch hängen, wie auch Spieler wie Andrew McElroy (25), die wiederkommen und sehen, was sie an Dresden haben."
Wer wird neuer Trainer der Dresden Monarchs?
TAG24: Werden Sie mit Ihren Beziehungen bei der Nachfolger-Suche behilflich sein?
Däuber: "Das steht mir nicht zu. Darüber werden sich die Monarchs Gedanken machen, meine Hilfe ist da sicherlich nicht gewollt und richtig. Wenn ein Coach auf mich zukommt, würde ich natürlich meine Erfahrungen kundtun. Ich will für den Verein nur das Beste und es wäre das Tollste, wenn die Monarchs die nächsten zehn Jahre den German Bowl gewinnen. Jeder ist ersetzbar, und wenn der beste Coach kommt, würde mich das sehr freuen."
TAG24: Bleiben Sie dem Verein anderweitig erhalten?
Däuber: "Wir haben die 'U19'-Special gegründet, da werde ich weiter mitarbeiten. Zudem gibt es weitere Projekte, wo das möglich ist. Erst einmal brauchen aber beide Seiten etwas Abstand. Es gibt so viel in dem Verein, wo man zusammenarbeiten kann. Das GFL-Team steht mir aber nicht mehr zu."
Titelfoto: Jürgen Engler