Zwischen Geschichte und Propaganda: Wismut-Stiftung zeigt ihr großes Kunst-Erbe

Zwickau - Von wegen verstaubte Kunstgeschichte: In Zwickau könnt Ihr mit der Ausstellung "Sonnensucher! Kunst und Bergbau der Wismut" eines der zentralen Projekte des Kulturhauptstadt-Jahres bestaunen. Schauort ist die historische Baumwollspinnerei in Pölbitz.

Das Bild "Friedliche Nutzung der Atomenergie" (1972-1974) von Werner Petzold (1940-2023) ist das Titelbild der "Sonnensucher"-Schau.  © Wismut Stiftung/Andreas Kämper

Die Ausstellung zeigt fast 300 Kunstwerke "aus dem größten Kunstnachlass eines DDR-Unternehmens", so Julia Dünkel (53) von der Wismut-Stiftung.

"Anders als im Westen hatten DDR-Betriebe eine große kulturelle Bedeutung. Hier sollten 'einfache Menschen' an die Kunst herangeführt werden."

Die Wismut als sowjetisch-deutsches Uranbergbau-Unternehmen hatte bis 1990 mehr als 4200 Kunstwerke von 475 Künstlern gesammelt.

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40 Ehrenamtliche haben auf einer Fläche so groß wie zwei Handballfelder (1500 Quadratmeter) die zweite Etage des 1896 errichteten Pölbitzer Ziegelbaus hergerichtet.

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Julia Dünkel (53) ist Chefin der 2021 gegründeten Wismut-Stiftung, die sich mit dem Erbe des sowjetisch-deutschen Unternehmens befasst.  © Uwe Meinhold
Kurator Paul Kaiser (64) stellt ein Selbstbildnis der Dresdner Malerin Eva Schulze-Knabe (1907-1976) vor.  © Uwe Meinhold

Ausstellungstitel geht auf den DDR-Film "Sonnensucher" (1958) zurück

Die historische Baumwollspinnerei in Zwickau-Pölbitz wurde 1896 erbaut und 2000 saniert.  © Uwe Meinhold

"Die Ausstellung ist nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet", erklärt Kurator Paul Kaiser (64). "Wir zeigen die Bergbaulandschaften, aber auch die Arbeit der Wismut-Arbeiter."

Es habe auch einige Widerstände gegen die Schau gegeben, so der Dresdner Kulturwissenschaftler. "Kritiker sehen die Bilder als Unkunst, die propagandistisch das Regime verherrlicht haben. Doch es sind bei Weitem keine Jubelbilder."

Der Ausstellungstitel geht auf den DDR-Film "Sonnensucher" (1958) zurück, der die frühen Wismut-Jahre kritisch beleuchtet. Daher lag der Streifen, der auch im Rahmenprogramm zu sehen ist, bis 1972 im Giftschrank.

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"Die Sonne ist immer wieder ein Hauptmotiv in der Wismut-Kunst", erklärt Paul Kaiser. "Sie ist Synonym für Uranerz und die Hoffnung auf eine bessere Welt."

Die Ausstellung ist bis 10. August zu sehen. Eintritt: 8 Euro. Weitere Infos: www.sonnensucher-ausstellung.de.

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