Dieser sächsische Fotograf bietet Zeitreisen an

Zwickau - Ein Hauch von Vergangenheit weht durch die Kreisigstraße in Zwickaus Nordvorstadt.

Selbst schlüpft Mario Dudacy (61) als Fotograf eher selten in Belle-Époque-Kostüme.  © Maik Börner

Wer aufmerksam durchs Viertel schlendert, bleibt an einem Schaufenster hängen: "Foto1900" mit nostalgischen Bildern, fein arrangiert, viele in zartem Schwarz-Weiß. Dahinter steckt Mario Dudacy (61), Fotograf aus Leidenschaft und mit der klaren Mission: "Wir lassen Sie alt aussehen!"

"Den Slogan hatte ich schnell gefunden, der drängt sich förmlich auf", lacht der gebürtige Crimmitschauer. Seine Leidenschaft: die sogenannte Belle Époque (Dt.: schöne Epoche) - die Zeit zwischen 1871 und 1914, in der ein Besuch beim Fotografen ein echtes Ereignis war.

"Ich mag diese Zeit einfach. Man sieht den alten Bildern ihre Bedeutung an." Sein Studio hat er vor zwei Jahren eröffnet - nach über 35 Jahren Berufserfahrung als Fotograf.

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Wer zu Dudacy geht, bekommt mehr als ein historisches Bild von sich. Keine Schnellknipserei im Vorbeigehen, sondern ein Erlebnis. Eine Inszenierung: "Ich möchte, dass sich die Leute Zeit nehmen und sich einlassen auf den Moment." Dafür hat er einen Fundus an Kleidung und Accessoires aufgebaut - teils original, teils detailgetreu nachempfunden.

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Das Studio ist ein halbes Museum

Fotograf Mario Dudacy hat einen großen Kostümfundus für seine Kundschaft.  © Maik Börner

"Was ich einsetze, sieht auf dem Bild genauso aus wie damals." Sein Studio ist ein halbes Museum. Alte Möbel, Gerüche nach Geschichte, Requisiten, liebevoll gesammelt.

"Warum es hier bei mir im Studio so 'historisch' riecht, weiß ich allerdings nicht." Wenn es passt, wird aber auch mal in einer Gründerzeitvilla fotografiert. "Das ist dann natürlich ein Fest", sagt Dudacy und lacht.

Seine Kunden? "Oft Paare, die ihr Hochzeitsbild nachholen wollen - in der Kleidung aus der damaligen Zeit. Oder Menschen, die jemandem ein ganz besonderes Geschenk machen wollen."

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Dudacy fotografiert digital, nutzt künstliche Intelligenz aber ausschließlich zur Vorbereitung. "Wenn ich sehen will, wie ein Bild aussehen könnte, lasse ich mir Vorschläge machen. Aber das Shooting selbst bleibt echt."

Der Fotograf bietet das Rundum-sorglos-Paket. "Ich nehme mir viel Zeit für das Vorgespräch, komme auch gern zu den Leuten hin." Der Preis? "Mit passendem Bilderrahmen sind wir im Schnitt bei 300 Euro." Obendrauf kommt der Druck. "Das ist das Teuerste, daran verdiene ich nichts."

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