Zum Elbe Day: Putins "Nachtwölfe" rollen in Torgau ein
Torgau - Jedes Jahr am 25. April erinnert Torgau an den sogenannten Elbe Day, an dem amerikanische und sowjetische Soldaten 1945 auf der zerstörten Elbe-Brücke aufeinandertrafen. Wegen des Ukraine-Krieges ist Russland auch diesmal, zum 80. Jahrestag, nicht zu den Feierlichkeiten eingeladen. Die Sorge: Moskau könnte das Gedenken für seine Propaganda nutzen. Putins nationalistischer Bikerclub, die "Nachtwölfe", ließ sich davon offenbar nicht abhalten.

Pünktlich zum Gedenken am heutigen Freitag rollten mehrere Mitglieder des berüchtigten Motorradclubs in der Elbe-Stadt ein. Ihnen voraus: eine Frau auf hohem Ross, die russische Nationalflagge stolz nach oben gereckt.
Auch die Biker hielten sich mit Symbolik nicht zurück und posierten stolz mit ihrem Club-Logo, dem brennenden Wolfskopf, sowie der "Flagge des Sieges" vor dem Denkmal der Begegnung. Vor dem eigentlichen Gedenken legten sie einen Kranz nieder und hielten selbst eine Ansprache.
Ob es sich tatsächlich um russische Mitglieder der Nachtwölfe handelt, blieb unklar. Der Bikerclub hat inzwischen Chapter in mehreren Ländern. Den Kennzeichen der Motorräder nach zu urteilen stammten die Rocker aus der Schweiz, wo sie ebenfalls vertreten sind.
Einem Bericht von "20 Minuten" zufolge verbreiten die "Nachtwölfe" auch dort russische Propaganda. So sollen sie nach der Invasion der Ukraine im Februar 2022 mit Flaggen der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk posiert, prorussische Propagandavideos geteilt und das mit dem russischen Angriffskrieg assoziierte "Z"-Symbol gefeiert haben.

Russischer Botschafter ebenfalls in Torgau

Die Verbindung zwischen Putin und den "Nachtwölfen" kommt dabei nicht von ungefähr. Ihr Präsident und Gründer Alexander Saldostanow, auch bekannt als "der Chirurg", gilt seit Jahren als Freund und Vertrauter des russischen Präsidenten. Moskau soll den Motorradclub sogar mit Geld aus dem staatlichen Kulturbudget gefördert haben.
Laut "Stern" vertritt der Club christlich-orthodoxe und vor allem russisch-nationalistische Werte, gilt weithin als gewaltbereit und homophob. Als Russland die Krim annektierte, sollen sie sich auf die Seite der Invasoren geschlagen, prorussische Demonstranten in der Ostukraine unterstützt und unter anderem Hilfsgüter auf die Halbinsel transportiert haben.
Neben den Bikern war auch der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew (71), trotz fehlender Einladung zu der Gedenkveranstaltung gekommen. Torgaus Oberbürgermeister Henrik Simon hatte vorab betont, dass Netschajew nicht ausdrücklich eingeladen worden sei. Die Stadt verschicke seit einigen Jahren lediglich Informationsschreiben über das öffentliche Gedenken an die Auslandsvertretungen verschiedener Länder.

Das Auswärtige Amt hatte in einer Handreichung an Länder, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes davon abgeraten, offizielle russische Vertreter zu Weltkriegs-Gedenkveranstaltungen zuzulassen. Begründet wurde das mit der Befürchtung, dass Russland diese Veranstaltungen "instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen" könnte.
Titelfoto: Montage: Lutz Brose