Rassistische Anzeige in Amtsblatt: "Zurück in die Zukunft, bitte" - ein Kommentar
Sebnitz - Juden- und Fremdenhass stehen inmitten einer "normalen" Stellenanzeige im Sebnitzer Amtsblatt. Ronneys Annonce ist die nächste eklige Entgleisung in einer Reihe von verabscheuungswürdigen Vorfällen der vergangenen Woche. Dabei hatten wir die Baseballschläger-Jahre hinter uns gelassen. Und müssen nun dorthin zurück.

Dachdecker Ronney W. hat es geschafft: In nur neun Worten hat er auf den Punkt gebracht, was bei uns schiefläuft. Dabei hat es Ronney nicht mal versteckt. Es steht da. Unverhohlen und deckblattgroß im Briefkasten jedes Sebnitzers.
Ein Blick zurück lässt das fast normal wirken: Am Sonntag fixierten Rassisten eine schwarze Babypuppe in einem elektrischen Stuhl in der Nähe eines Kindergartens in Possendorf. Am Montag erhielt Zwickaus Stadtchefin eine Droh-E-Mail mit Anspielungen auf den Nationalsozialistischen Untergrund und den von einem Nazi erschossenen CDU-Politiker Walter Lübcke.
Am Dienstag wurde bekannt, dass vier Schüler aus Görlitz mit Nazi-Gesten vor Auschwitz posierten. Und dass sich eine Lehrerin aus Oelsnitz im Erzgebirge versetzen ließ, weil ihr drei Vermummte mit einer Reichskriegsfahne auf dem Parkplatz auflauerten.
Am Donnerstag interviewte der "Tagesspiegel" einen Bautzner Lokalpolitiker, der von einem rechten Jugendlichen zusammengeschlagen wurde und daraufhin die Stadt verließ. Und, und, und.
Wir dürfen das nicht als eine Normalität hinnehmen!

Wir dürfen das nicht als das neue, alte Normal akzeptieren. Anstatt sich über gerettete Ortskräfte aus Afghanistan aufzuregen, die deutschen Soldaten den Rücken freihielten, muss sich der Innenminister einschalten.
Anstatt diese Normalisierung in Berlin voranzutreiben, muss sich der Ministerpräsident zu Hause gerade machen. Ronney muss zu Recht ernste Konsequenzen fürchten.
Hatten wir die Baseballschläger-Jahre der Neunziger nicht längst hinter uns gelassen, in denen glatzköpfige Halbstarke ganze Landstriche terrorisierten? Zurück in die Zukunft, bitte!
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel//privat