Leipzig/Dresden - Ob Bergmannsparade, Sachsentag oder Schützenfest - wenn gefeiert wird, dann werfen sich die Menschen vor allem im sächsischen Bergland und in der Lausitz in ihre Tracht. Ein textiles Kulturgut, das seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird.
In den Metropolregionen Leipzig und Dresden, wo auch an hohen Fest- und Feiertagen Jogginghosen, Hoodies und ausgelatschte Sneakers das Straßenbild dominieren, schaut man dann entweder fasziniert oder belustigt gen Süden.
Mit Brauchtumspflege haben es die Großstädter nicht so. In den urbanen Hochburgen des moralischen Narzissmus gelten Begriffe wie Heimatliebe und Tradition neuerdings sogar als "rechts".
Umso bizarrer ist es, alle Jahre wieder mit anschauen zu müssen, wie sich zur Oktoberfestzeit Heerscharen sächsischer Großstädter in Lederhosen- und Dirndl-Imitate zwängen, um in stickigen Festzelten bei überteuertem Bier vermeintlich bajuwarisches Brauchtum zu pflegen. Sei's drum.
Sachsens neue Trachten-Kampagne versucht nun, das textile Brauchtum aus der Ecke des Provinziellen herauszuholen. Es wird mit 3-D veranschaulicht, mit viel Hintergrund erklärt und dann der Bogen zur Moderne gespannt. Denn auch junge Designer greifen das Thema Tracht auf und interpretieren es neu.
Die Kampagne zielt eigentlich nach außen und soll das Image der Sachsen und ihres facettenreichen Landes aufpolieren. Doch sie bietet auch bestes Anschauungsmaterial für all die entwurzelten Großstädter hierzulande, die sich zwar nach Geborgenheit sehnen, aber Begriffe wie Heimatverbundenheit und Zusammengehörigkeit aus ihrem Wortschatz verbannt haben.