"Genusswerkstatt"-Koch gibt jungen Menschen mit kleinen Schwächen eine Chance
Pulsnitz - "Ich brauche jeden, der für den Beruf brennt. Ich gebe jedem eine Chance - unabhängig von den Noten auf dem Zeugnis!" Das ist das Credo von Koch Armin Schumann (51).

153 Lehrlinge hat er seit 1999 in Küche und Service ausgebildet, erst im Dresdner Luisenhof, seit 2016 in seiner Pulsnitzer "Genusswerkstatt". Am Montag wurde er von der IHK Dresden als "Ausbildungsbetrieb des Jahres 2023/24" ausgezeichnet.
Der Grund: Schumann bildet mit Leidenschaft und ohne Vorbehalte aus. Fünf Azubis hantieren neben elf Mitarbeitern in seinem Restaurant.
Nicht jeder von ihnen hat Abitur oder 10-Klassen-Abschluss. "Ich schaue mir die praktischen Fähigkeiten meiner Azubis bei einem Praktikum an", erklärt Schumann.
So wie bei Robin Scheibe (17). Er bewarb sich nach der 9. Klasse bei Schumann. "Eine Fußballverletzung am Knie machte eine Arbeit in der Küche unmöglich. Aber ich durfte mich nach der Genesung noch mal vorstellen. Koch ist mein Traumberuf", nickt Robin glücklich.

Schulnoten allein sind nicht ausschlaggebend - das weiß auch Schumann

Roy Bartkowski (16) wäre nach der achten Klasse, gesundheitlich etwas angeschlagen und mit einer Lernschwäche, auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum zu vermitteln gewesen.
"Das Zeugnis war ...", verdreht Schumann die Augen. Roy werkelte zuerst in Schumanns Garten, dann kam er in den Ferien arbeiten.
"Doch beim Praktikum stellte er sich geschickt an. Auch wenn ich manches etwas langsamer oder zweimal erklären muss - Roy wird seinen Weg gehen", ist sich Schumann sicher. Derzeit absolviert der Teenager ein Fachpraktikum zum Beikoch. Schließlich hat er große Pläne.
"Mein Vater hatte mal ein Lokal in Thüringen, das will ich wieder übernehmen." Dass Schulnoten allein nicht zählen, weiß Schumann aus Erfahrung. "Ich bin selbst in der neunten Klasse sitzen geblieben."
Titelfoto: Petra Hornig