Brennpunkt A4: So machen Spezialfahnder Jagd auf Autodiebe

Bautzen - Sie ist der Highway der Diebe. Was an Autos in der Nacht gestohlen wird, rast fast immer über die A4 gen Polen. Doch immer öfter machen die Spezialfahnder der Gemeinsamen Fahndungsgruppe (GFG) von Bundespolizei und Landespolizei den Banden einen Strich durch die Rechnung.

Zwei GFG-Fahnder stehen nahe der deutsch-polnischen Grenze am Straßenrand und halten nach gestohlenen Autos Ausschau.
Zwei GFG-Fahnder stehen nahe der deutsch-polnischen Grenze am Straßenrand und halten nach gestohlenen Autos Ausschau.  © Sebastian Kahnert/dpa

Namen sind tabu, auch die Automarken die sie nutzen. Wenn Kriminalhauptmeister X und seine GFG-Kollegen an der A4 in Zivil auf Jagd gehen, dann unterscheidet sie zunächst nichts von ganz normalen Reisenden.

Ihre Aufgabe besteht darin, gestohlene Fahrzeuge und deren Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen.

Die meisten Opfer merken erst nach dem Aufstehen, dass ihr Wagen fehlt, wissen die Fahnder. Fast alle Autos werden nachts geklaut, viele auf schnellstem Wege nach Polen gebracht und hier sofort zerlegt.

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Insbesondere osteuropäische Tätergruppen nutzen die A4, um sowohl schnell an die Tatorte zu gelangen als auch nach Tatbegehung das Diebesgut außer Landes zu verbringen.

Fahnder riskieren bei Verfolgungsjagden ihr Leben: "Die rammen alles weg"

Wenn Autodiebe diese LED-Anzeige sehen, geben sie meist Gas und versuchen, zu flüchten.
Wenn Autodiebe diese LED-Anzeige sehen, geben sie meist Gas und versuchen, zu flüchten.  © Sebastian Kahnert/dpa

Doch die Fahnder kommen den Klau-Polen immer öfter in die Quere. Und das funktioniert so: Ein "Voraufklärer" meldet den "Zugriff-Streifen" ein verdächtiges Fahrzeug. Das ist ein Auto, das irgendwie nicht in die Region passt.

Wenn etwa ein Audi R8 oder ein BMW X5 im strukturschwachen Ostsachsen auftaucht, wirkt das wie ein Fremdkörper. Die erste Streife setzt sich hinter den "Fremdling", ein Beamter checkt, ob das Auto zur Fahndung ausgeschrieben ist.

Ein zweites Team setzt sich vor das gestohlene Auto und fordert den Fahrer per Leuchtschrift zum Folgen auf.

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Viele Autodiebe gehen in diesem Augenblick in die Vollen und flüchten. Dann passieren mitunter wilde Verfolgungsfahrten, bei denen die Beamten genauso wie die Kriminellen ihr Leben aufs Spiel setzen. "Unsere Gegenüber sind jung, hoch motiviert, stehen oft unter Drogen. Die rammen alles weg", erzählt ein Fahnder.

Ausbleibende Anklage sorgt für Frust

Ein Einsatzfahrzeug der GFG steht an der Grenze zu Polen. Die von den Fahndern genutzten Fahrzeuge sind hochmotorisiert.
Ein Einsatzfahrzeug der GFG steht an der Grenze zu Polen. Die von den Fahndern genutzten Fahrzeuge sind hochmotorisiert.  © Sebastian Kahnert/dpa

Wenn die Beamten der "Zugriff-Teams" das flüchtende Fahrzeug nicht stoppen können, bleiben als letzte Mittel Nagelgurt oder Stop-Stick. Der wird von einem weiteren Team auf der mutmaßlichen Fluchtroute ausgelegt und zerstört die Reifen so stark, dass die Fahrzeuge zum Stehen kommen.

Auch das ist ein gefährlicher Job. Anfang Januar wurde ein 32-jähriger Oberkommissar der GFG Dresden bei einem solchen Manöver vom Fluchtwagen totgefahren.

Die festgenommenen Täter werden von den GFG-Teams zur nächsten Dienststelle gebracht. Dort wird der Fall weiter bearbeitet, meist in Kooperation mit Ermittlern am Diebstahlsort.

Die Fahnder finden es zuweilen frustrierend, wenn die Justiz patzt und gegen die hart erjagten Autodiebe später nicht einmal Anklage erhoben wird.

In Sachsen sind die Fahndungsgruppen an fünf Standorten präsent. Neben Bautzen sind das Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau. Die genaue Einsatzstärke bleibt geheim.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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