Auf ihren Besuch würde mancher gern verzichten: Sachsen gehen die Gerichtsvollzieher aus

Dresden - Zum Kuckuck! Sachsens Justiz hat mehr als nur ein echtes Nachwuchsproblem bei den Gerichtsvollziehern.

Wer hat hier Schulden gemacht? Gerichtsvollzieher führen auf Betreiben von Gläubigern Zwangsvollstreckungen durch.  © IMAGO/Funke Foto Services

Im Freistaat Sachsen arbeiten derzeit 192 Beamte als Gerichtsvollzieher. Insgesamt 17 Planstellen sind gegenwärtig unbesetzt, so ein Sprecher des Justizministeriums.

Grund zur Sorge gibt die Altersstruktur der Gerichtsvollzieher: Während lediglich ein Beamter jünger als 25 Jahre ist (25-34 Jahre: 13), streben 101 Gerichtsvollzieher (55-64 Jahre) mit großen Schritten dem Ruhestand entgegen.

Nur sieben Frauen und Männer absolvieren derzeit (in zwei Jahrgängen) eine Ausbildung zum Gerichtsvollzieher.

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Geeignete Bewerber zu finden, stellt für die Justiz auch in diesem Bereich - ebenso wie in der Verwaltung und Anwaltschaft - eine Herausforderung dar.

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Post vom Gerichtsvollzieher? Da droht Ungemach.  © picture alliance / CHROMORANGE
Eine Gerichtsvollzieherin klebt ein Pfandsiegel auf ein technisches Gerät. Die sächsische Justiz sucht angestrengt Menschen, die diesen Beruf ergreifen und Beamte werden wollen.  © picture alliance/dpa

Gerichtsvollzieher brauchen Unterstützung

Das Justizministerium geht davon aus, dass es künftig wohl nicht gelingen wird, alle ausgeschriebenen Ausbildungsplätze mit internen Bewerbern zu besetzen. Um die Lücken zu schließen, möchte man verstärkt externe Bewerber (zum Beispiel mit kaufmännischer Vorausbildung) für diese Ausbildung begeistern.

Mehr Unterstützung brauchen die Gerichtsvollzieher offenbar dringend: Im vergangenen Jahr verzeichneten sie einen Eingang von 302.153 Aufträgen (208.103 Zwangsvollstreckungsaufträge und 94.050 Zustellaufträge). Das waren leicht mehr als 2023. Zuwächse registrierte man vor allem bei den Zwangsvollstreckungen.

Schlimm: Im Job begegnet den Gerichtsvollziehern seit Jahren zunehmend mehr Hass und Gewalt. 2024 zählte man im Freistaat 450 sogenannte verbale Übergriffe ohne polizeiliche Unterstützung und drei körperliche Angriffe.

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