Wollläuse bekämpfen: Hausmittel, tierische Helfer und weitere Tipps
Die Zimmerpflanze hat schon bessere Tage gesehen? Wenn es nicht am Standort oder Gießen liegt, können Krankheiten oder Schädlinge verantwortlich sein. Es lohnt sich, die Pflanze genauer zu inspizieren. Vielleicht musst Du Wollläuse bekämpfen.
Wollläuse, auch Wurzel- oder Schmierläuse genannt, sind kleine Schädlinge an Zimmer - aber auch Gartenpflanzen. Die je nach Art bis zu zehn Millimeter groß werdenden, weißen, aber auch rosa und hellbraunen Parasiten bilden sich in der Regel erst an Blattachseln, wo sie häufig eine Zeit lang unerkannt bleiben.
Durch eine eingeschlechtliche, selbstbefruchtende Vermehrung und schnelle Ausbreitung sind sie mit der Zeit, auch dank der watteartigen Fäden an ihrer schützenden Wachsschicht, als kleine Wattebäuschchen auch an Blättern sowie im Substrat gut sichtbar.
Wollläuse können alle Pflanzen befallen, betreffen jedoch häufig insbesondere Orchideen, Birkenfeigen, Palmen und Gummibäume sowie Weihnachtssterne, Kakteen und Zitruspflanzen. Menschen und Haustiere können sie glücklicherweise nicht befallen und sind daher komplett ungefährlich für sie.
Eingeschleppt werden sie häufig unbemerkt mit neuen Pflanzen, auf denen sie sich bei trockener Heizungsluft prächtig entwickeln und sich rasch ausbreiten.
Wie kann man Wollläuse bekämpfen? Hilft Backpulver gegen Wollläuse? Einige Tipps und Maßnahmen, mit denen man Wurzelläuse bekämpfen kann, kannst Du im Folgenden nachlesen.
Mehr Wissen zur richtigen Pflege sowie zur Schädlingsbekämpfung findest Du im Zimmerpflanzen-Ratgeber.
Infos für Schnellleser:
- Befallene Pflanzen sollten isoliert werden, da Wollläuse auf andere Pflanzen überspringen können.
- Da man den anfänglichen Befall häufig nicht sieht, lohnt es sich, regelmäßig die Blätter abzuwischen.
- Hausmittel wie Spiritus, Seife, Paraffinöl und Backpulver sowie Brennnessel- oder Knoblauch-Sud können zur Bekämpfung verwendet werden.
- Auch natürliche Feinde wie Florfliegenlarven können Schmierläuse bekämpfen.
Wie kann man Wollläuse bekämpfen?
Du hast Wollläuse an Deinen Pflanzen entdeckt? Abhängig vom Fortschritt des Befalls gibt es verschiedene Möglichkeiten, gegen diesen vorzugehen. Die Bekämpfung ist jedoch nicht ganz einfach, da die Schädlinge eine hohe Vermehrungsrate haben und sie häufig zu spät entdeckt werden. Dabei gilt: Je früher man eingreift, desto größer ist der Erfolg.
Zuallererst sollte man die jeweilige Pflanze jedoch isolieren, um noch nicht befallene Pflanzen zu schützen. In Quarantäne kann sie an einem hellen, kühlen Platz, getrennt von anderen Pflanzen stehen.
Wollläuse manuell entfernen
Sichtbaren Befall kann und sollte man abwischen. Große Blätter können mit einem (feuchten) Tuch vorsichtig abgewischt werden, bei engen Stellen, kleineren Pflanzen und Blattachseln eignet sich ein Wattestäbchen.
Stark betroffene Pflanzenteile sollten entfernt und im Hausmüll entsorgt werden.
Umtopfen bei Wolllausbefall an Wurzeln
Einige Unterarten befallen speziell die Wurzeln der Pflanze. Ist das der Fall, sollte man sie möglichst bald umtopfen. Befreie dafür die Pflanze aus dem Topf, entferne möglichst viel Erde, indem Du sie abklopfst, -sprühst oder -spülst, und topfe sie erneut in einen desinfizierten, mit Essig und heißem Wasser gereinigten oder in einen ganz neuen Topf ein, und gieße sie an.
Übrigens: Um sicherzugehen, dass es sich bei der Erde wirklich um schädlingsfreie Erde handelt, kann man sie für 20 Minuten bei 200 Grad im Ofen oder für fünf Minuten in der Mikrowelle erhitzen. Neben Schädlingseiern und -larven werden dabei jedoch auch gute und nützliche Mikroorganismen beseitigt, weshalb diese Maßnahme nicht immer unbedingt ratsam ist.
Mit Pflanzenschutzmittel Schmierläuse bekämpfen
Ein Mittel, um Schmierläuse loszuwerden, sind natürlich auch Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel. Davon sind natürliche, insektizidfreie Mittel erhältlich. Das Paraffinöl in diesem verklebt die Wollläuse dabei. Je nach Ausmaß des Befalls muss dieses Verfahren nach je einer Woche noch ein zweites oder drittes Mal durchgeführt werden.
Achtung: Vor der Bekämpfung und Anwendung solcher Mittel sollte die Pflanze allerdings gut gepflegt, also angemessen gewässert und gedüngt sein, sodass sie nicht geschwächt ist.
Natürlich ist das Wollläuse-Bekämpfen chemisch ebenfalls möglich. Die jeweiligen Mittel sind allerdings umweltschädlich und sollten daher nicht die erste Maßnahme sein.
Hausmittel zur Wolllausbekämpfung
Alternativ gibt es einige Hausmittel, mit denen man Schmierläuse bekämpfen kann.
1. Zum einen kann eine Mischung aus Spiritus, Paraffinöl und Wasser verwendet werden. Dabei werden in einen Liter Wasser je 15 Milliliter der beiden Mittel gegeben und verrührt. Diese Mischung sollte nur auf robustere Pflanzen gesprüht werden. Bei empfindlichen Exemplaren wie der Orchidee wird die Lösung lieber vorsichtig auf die Pflanze gepinselt. Dieses Verfahren wird ungefähr alle zwei Tage wiederholt, bis Erfolg merkbar ist.
2. Anstelle von Paraffinöl, was aufgrund eventueller gesundheitlicher Bedenken umstritten ist, kann auch Schmier- oder Kernseife im gleichen Verhältnis verwendet werden. Auch hier wirkt die Seife wie das Öl, um den schützenden Wachspanzer der Schädlinge zu zerstören; der Spiritus tötet die Wolllaus dann ab.
Übrigens: Dank seiner dicken und robusten Haut kann ein Kaktus direkt mit purem Brennspiritus behandelt werden.
3. Ein natürliches Bekämpfungsmittel für anfängliche oder leichte Befälle ist unter anderem Schachtelhalm-Sud. Dafür werden 100 bis 150 Gramm frischen Schachtelhalms - beziehungsweise 30 bis 50 Gramm getrockneten - pro Liter Wasser klein geschnitten und etwa einen Tag eingeweicht. Das Ganze circa 30 Minuten kochen und anschließend abkühlen lassen. Auch dieses Mittel sollte nun mehrmals auf die Pflanze gesprüht werden.
Schnellere Alternativen sind die Verwendung von Schachtelhalmextrakt oder das Aufkochen eines Schachtelhalmtees.
4. Ähnlich wirkt ein Brennnessel-Sud. Koche dafür ein Kilo frische Brennnessel in zehn Litern Wasser und lasse es abgedeckt drei Tage ziehen. Nach dem Filtern mit einem Sieb kann man das Mittel in eine Sprühflasche füllen und die befallene Pflanze besprühen.
5. Das Gleiche ist auch mit Knoblauch möglich. Zerhacke etwa 50 Gramm Knoblauch und übergieße ihn mit anderthalb Liter kochendem Wasser. Lasse das ganze 30 Minuten abgedeckt ziehen und anschließend abkühlen. Einmal durch ein Sieb gegossen, kann die Flüssigkeit nun in eine Sprühflasche gegeben werden. Ein Nachteil dieses Mittels ist jedoch sein starker Geruch.
6. Verwenden kann man auch Backpulver gegen Wollläuse. Speziell Natron (in Backpulver) ist wirksam gegen Blattläuse, kann bei einer zu hohen Dosierung jedoch auch schädlich sein und ein Absterben der Pflanze verursachen. Daher sollten nicht mehr als zwei Esslöffel Natron in einem Liter Wasser vermischt werden und mit einer Sprühflasche auf die Blätter - auch die Unterseiten - gesprüht werden. Im Garten ist dieses Mittel beispielsweise auch nicht für Hortensien oder Rhododendron geeignet.
Achtung: Nicht zur Bekämpfung von Wollläusen verwenden sollte man den häufig empfohlenen Glasreiniger sowie Essig. Beide töten nicht nur die Schädlinge ab, sondern können der Pflanze direkt schaden.
Nützlinge gegen Wollläuse
Anstelle von Mixturen und chemischen Mitteln können auch natürliche Feinde der Wolllaus für die Bekämpfung eingesetzt werden. In Räumen mit mindestens 20 Grad können Australische Marienkäfer verwendet werden, die die Wollläuse fressen. Die Pflanze sollte vorher ausgiebig mit kalkfreiem Wasser besprüht werden, das die Marienkäfer benötigen.
In kühleren Räumen bis mindestens 12 Grad können Florfliegenlarven verwendet werden. Diese werden zusätzlich mit verdünntem Honig gefüttert, sodass sie sich vermehren können. Ausgewachsene Fliegen verschwinden dann schnell ins Freie.
Bei Pflanzen im Freien werden dagegen Schlupfwespen verwendet. Dazu müssen draußen mindestens 21 Grad herrschen.
Auch bei den Nützlingen ist eine mehrfache Anwendung nötig, um alle Schädlinge loszuwerden.
Wollläusen vorbeugen
Um die Schädlinge nicht bekämpfen zu müssen, kann man Wollläusen vorbeugen. Zuallererst sollte man die Pflanze beim Kauf schon nach Schädlingen inspizieren, um keine Schädlinge einzuschleppen. Anschließend ist eine angemessene Pflege mit ausreichend Licht und Feuchtigkeit wichtig.
Gerade in trockener Heizungsluft im Winter geht es den Wollläusen zu gut, weshalb häufig gelüftet werden sollte. Wunder wirken kann auch ein regelmäßiges Abwischen der Blätter. Beim Düngen sollte zudem darauf aufgepasst werden, der Pflanze nicht zu viel Stickstoff zuzuführen.
Warum sollte man Wollläuse bekämpfen?
Wollläuse saugen den zuckerhaltigen Pflanzensaft aus und schwächen die Pflanze. Nicht verwerteten Lebenssaft geben die kleinen Schädlinge wieder ab und erzeugen dabei klebrigen Honigtau. Dieser begünstigt wiederum Rußtaupilze, die die Pflanzen zwar nicht direkt angreifen und schädigen, sie jedoch bei der Fotosynthese stören.
Zusätzlich geben die Wollläuse beim Saugen Giftstoffe ab. Daraufhin werden die Blätter gelb. Pflanzen mit schwerem Schädlingsbefall sterben sogar ab.
Befallene Pflanzen bekommen gelbe, eingerollte oder abfallende Blätter und sind außerdem erkennbar am klebrigen Belag.
Wollläuse sollten bekämpft werden, da sie zu anderen Pflanzen überspringen, deren Wachstum ebenfalls stören und sie im schlimmsten Fall abtöten können.
Fazit: Je früher man Wollläuse bemerkt, desto einfacher sind sie bekämpft
Für Mensch und Tier komplett ungefährlich, können Wollläuse bei Pflanzen einiges an Schaden anrichten. Anfangs häufig unbemerkt, vermehren sie sich innerhalb kurzer Zeit drastisch und sind dann nicht sehr leicht zu beseitigen. Neben dem regelmäßigen Abwischen gibt es allerdings Mittel, mit denen man Wollläuse bekämpfen kann.
Titelfoto: 123RF/vinisouza128