Kleine weiße Krabbeltiere: Sollte man Springschwänze bekämpfen?
Es krabbelt und kribbelt: Siehst Du kleine weiße Tierchen auf der Blumenerde, handelt es sich wahrscheinlich um Springschwänze. Ob diese Insekten Nützlinge für Pflanzen oder Schädlinge sind, die man besser bekämpfen sollte, und ob sie für Menschen gefährlich sind, klärt der Zimmerpflanzenratgeber.
Weitere Tipps für die heimische grüne Oase gibt's im Zimmerpflanzen-Ratgeber.
Kleine weiße Krabbeltiere in der Blumenerde
Was sind Springschwänze?
Sie sehen auf den ersten Blick aus wie kleine weiße Würmer, schaut man aber genauer hin, sieht man einen kleinen Kopf mit Fühlern und sechs Beine, mit denen die kleinen Krabbeltiere emsig über die Erde wuseln.
Die fast blinden euedaphischen (bodenbewohnenden) Springschwänze (Collembola) leben in der oberen Schicht der Erde in einer Tiefe von bis zu 20 Zentimetern.
Diese Gliederfüßer werden normalerweise maximal ein Jahr alt und nur wenige Millimeter groß, daher entdeckt man sie in der Regel nicht.
Außer es werden extrem viele, dann wimmelt es nur so von weißen Krabbeltieren auf der Oberfläche der Erde, die man bekämpfen sollte.
Springschwanz bekämpfen oder nicht?
Auf die Frage, ob Springschwänze schädlich für Zimmerpflanzen sind, kann man keine einseitige Antwort geben - es kommt darauf an:
Der Springschwanz als Nützling:
Grundsätzlich sind Springschwänze Nützlinge, denn sie sind ganz aktiv an der Herstellung von Humus beteiligt. Sie gehören zu den Detritivoren. Das heißt, sie fressen Detritus: abgestorbene Pflanzenteile, Pilze, Algen und Mikroorganismen und zersetzen diese. Dadurch erhöht sich der Nährstoffgehalt im Boden.
Der Springschwanz als Schädling:
Nimmt die Population überhand und ist das Material, dass die Krabbeltiere fressen und in wertvollen Humus verwandeln, nicht mehr ausreichend für die große Anzahl an Springschwänzen, fangen sie an, die lebende Zimmerpflanze anzuknabbern, vorwiegend deren Wurzeln, oder sie fressen Keimlinge.
Schadbild durch Springschwanz
Frisst ein Springschwanz Keimlinge, war es das mit der Pflanzenzucht und man muss neu aussähen.
Frisst er die Wurzeln in hohem Maße, kann die Pflanze eingehen. Erste Anzeichen sind fallende Blätter und Verfärbungen.
Sind Springschwänze gefährlich für Menschen?
Nein. Springschwänze sind überhaupt nicht gefährlich, auch nicht für Haustiere. Wenn sie irgendetwas auslösen bei Menschen, dann höchstens ein kribbelndes Gefühl, weil man sich ekelt, wenn man sie in großer Zahl auf der Blumenerde herumkrabbeln sieht.
Bedenkt man, dass die kleinen Tiere eigentlich ganz nützlich sind und beispielsweise Pilze im Boden fressen, die der Zimmerpflanze schaden können, kann man sie vielleicht mit anderen Augen sehen, sodass man sich weniger ekelt.
Springschwanz bekämpfen: 3 Hausmittel
Streichhölzer zur Springschwanzbekämpfung
Günstig, wirksam und hat fast jeder im Haus: Streichhölzer können helfen, weil das enthaltene Schwefel die Schädlinge abtötet. Man steckt die Streichhölzer einfach kopfüber in die Blumenerde und wartet.
Aber: Diese Methode ist nicht die effektivste, außerdem kann der Schwefel auch der Zimmerpflanze schaden.
Um die Pflanze nicht zu schwächen, sollte man nicht zu viele Streichhölzer einsetzen - etwa vier pro mittelgroßer Pflanze reichen aus.
Backpulver gegen Springschwanzbefall
Auch Backpulver kann helfen, die Springschwanzpopulation einzudämmen. Dazu streut man es auf die Erde und wartet.
So funktioniert's:
Die Insekten fressen das Pulver, dass sich in den Tieren ausdehnt, genauer gesagt: Durch den Kontakt mit Wasser und Wärme löst die in Backpulver enthaltene Säure das Kohlenstoffdioxid aus dem ebenfalls enthaltenen Natron heraus.
Die Folge: Die Springschwänze platzen.
Einfacher Trick, um den Springschwanz loszuwerden
Ein simpler Trick, um mit einem Mal sehr viele Tiere loszuwerden, ist das starke Wässern der Pflanze bzw. ein regelrechtes Überschwemmen der Erde.
So geht's:
- Schritt 1: Man stellt die komplette Pflanze ohne Übertopf in einen Eimer und befüllt ihn mit Wasser, bis die Erde bedeckt ist.
- Schritt 2: Nun wartet man 20 bis 30 Minuten, dann krabbeln die Springschwänze aus der Erde nach oben.
- Schritt 3: Sieht man jede Menge der weißen Tierchen auf dem Wasser schwimmen, gießt man das Wasser samt der Krabbeltiere ab.
- Schritt 4: Die Pflanze sollte nun Zeit bekommen, gut durchzutrocknen (nicht auszutrocknen!).
Diese Methode ist sehr effektiv, dennoch kann es sein, dass einige Tiere in der Erde verblieben sind. Man sollte die Pflanze also weiterhin beobachten:
Nimmt die Population erneut überhand, sollte man das Überschwemmen nicht nur wiederholen, sondern auch weitere Maßnahmen ergreifen.
Schädlingsbekämpfer gegen Springschwänze
In ganz schlimmen Fällen helfen Schädlingsbekämpfer wie Raubmilben oder Nematoden, die man im Fachhandel kaufen kann.
Eine kleine Population kann man ignorieren, da sie, wie oben beschrieben, nützlich für das gesunde Pflanzenwachstum ist.
Fun Fact: Ihren Namen haben die Insekten von der unter dem Körper befindlichen Sprunggabel, mit der sie sich blitzartig in die Höhe katapultieren können. Allerdings ist dieser Mechanismus bei der Art der Mesaphorura macrochaeta, die auf und in der Erde von Pflanzen zu finden ist, kaum ausgebildet. Die kleinen weißen Krabbeltiere machen ihrem Namen also nicht alle Ehre.
Springschwanzbefall vorbeugen
Damit es gar nicht erst zu einem übermäßigen Befall kommt, sollte man auf folgende Dinge achten:
- Zu viel gegossen: Ein Springschwanz liebt es feucht, daher hilft es, die Pflanzenerde eher trocken zu halten, um einem starken Befall vorzubeugen. Natürlich darf man es nicht übertreiben und muss den Bedürfnissen der Pflanze gerecht werden. Hier gilt es, eine gute Balance zu finden.
- Zu viel organischer Dünger: Was frisst der Springschwanz? Organisches Material! Und ein zu viel davon, das der Springschwanz zersetzt, kann auch durch zu starkes Düngen mit organischem Dünger in die Erde gelangen. Daher gilt auch hier: Weniger ist mehr.
- Komposterde: Komposterde ist reich an Nährstoffen, aber enthält auch extrem viele Organismen wie Springschwänze, die die den Abfall überhaupt erst zu Erde umwandeln. Daher muss man mit einem Befall rechnen, wenn man Komposterde für Zimmerpflanzen verwendet.
- Pflanze pflegen: Je mehr Futter Springschwänze bekommen, desto stärker vermehren sie sich. Zur Pflege gehört auch, die Pflanze nicht nur über, sondern auch unter der Erde zu kontrollieren, um den Krabbeltieren so eine zu hohe Nahrungsgrundlage zu entziehen. Leidet sie beispielsweise an Wurzelfäule, finden die Insekten jede Menge zu fressen - Probleme wie befallene Wurzeln sollte man natürlich ohnehin bekämpfen.
Tipp: Sofern es die Pflanzenart verträgt, eignet sich Hydrokultur hervorragend, um einem Springschwanzbefall entgegenzuwirken und auch vorzubeugen. In Pflanzgranulat oder Blähton können sich diese und andere Insekten kaum vermehren. Mehr dazu unter:
Fazit:
Normalerweise verwerten Springschwänze Pflanzenabfälle und sonstiges organisches Material in der Blumenerde und sorgen dabei für einen erhöhten Nährstoffanteil im Boden. So gesehen sind die kleinen weißen Insekten wertvolle Nützlinge.
Werden es zu viele, kann es aber passieren, dass die Zimmerpflanze Schaden nimmt. Bevor das passiert, kann man einfache Hausmittel wie Streichhölzer oder Backpulver einsetzen oder aber die Erde überfluten.
Mit der richtigen Erde oder Hydrokultur sowie einer optimalen an die Pflanze angepassten Pflege kann man einem Springschwanzbefall vorbeugen.
Titelfoto: TAG24/SH/CB