Das größte Herz der Welt ist so groß wie ein Kleinwagen
Blauwale gelten als die größten und schwersten Tiere der Welt. Kann man daraus schließen, dass sie auch das Tier mit dem größten Herz sind? Dieser Beitrag liefert die Antwort.
Höchstleistungen und extreme Werte aus dem Tierreich gibt es unter: Tierrekorde.
So schwer ist das Herz des Blauwals
Der Blauwal gehört mit einer Körperlänge von bis zu 33 Metern und einem Gewicht von bis zu 190 Tonnen zu den größten und schwersten bekannten Tieren der Erdgeschichte. Es ist demnach nicht allzu verwunderlich, dass der riesige Meeressäuger obendrein auch das größte bzw. schwerste Herz besitzt.
Berechnungen von Experten zufolge soll das Herz eines durchschnittlichen Blauwals, der 23 Meter lang und 70 Tonnen schwer ist, mehr als 300 Kilogramm wiegen und ist mit circa eineinhalb Metern Länge ungefähr so groß wie ein Kleinwagen.
Zum Vergleich: Das Herz eines erwachsenen Menschen ist etwa faustgroß und bringt gerade einmal 300 Gramm auf die Waage.
Allein die Aorta, also die Hauptschlagader, welche sauerstoffreiches Blut vom Herzen in den gesamten Körper transportiert, hat beim Blauwal einen Durchmesser von circa 20 Zentimetern. Da hindurch würde sogar ein Kind passen. Im Übrigen soll sie äußerst flexibel sein und durch langsames Zusammenziehen den Blutfluss zwischen den Herzschlägen aufrechterhalten.
Wie das größte Herz der Welt schlägt
Nicht nur in Sachen Größe ist das Herz des Blauwals extrem, sondern auch bezüglich der Pumpleistung und des Schlagrhythmus. So beträgt die normale Herzfrequenz bei einem Tauchgang lediglich zwischen zwei und acht Schlägen pro Minute, wobei 80 Liter Blut durch den Körper gepumpt werden. Und das, obwohl unter anderem die Nahrungsaufnahme die Tiere sehr viel Kraft kostet.
Tauchen die Meeressäuger wieder an die Wasseroberfläche, beschleunigt sich auch der Puls. Ihr Herzschlag steigt dann auf 25 bis 37 Schläge pro Minute, wodurch möglichst schnell sauerstoffreiches Blut wieder durch den Körper gepumpt werden soll. Forschern zufolge sollen die Blauwale damit bereits ihr Maximum erreichen.
Wie schnell ein Herz schlägt, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen, hängt nicht zuletzt vom Tempo des Stoffwechsels und indirekt auch von der Körpergröße ab. So haben große, gemächlich lebende Tiere einen deutlich langsameren Herzschlag, als kleine, flinke Tiere. Bei einer Maus beispielsweise liegt die Herzfrequenz bei durchschnittlich 600 Schlägen pro Minute, während sie beim Elefanten bei nur etwa 25 bis 30 liegt.
Zum Vergleich: Das menschliche Herz schlägt in Ruhe circa 60 bis 80 Mal in der Minute.
Fun Fact: Im Tierreich gibt es einige wenige Arten, in denen mehr als ein Herz schlägt. So besitzen Tintenfische drei Herzen. Noch mehr kann allerdings der Regenwurm bieten - er hat sogar zehn davon, die paarweise in bestimmten Segmenten angeordnet sind. Allerdings handelt es sich dabei nicht um klassische Herzen mit Klappen und Muskeln, sondern eher um Aortenbögen, die das jeweils seitlich liegende Rückenblutgefäß mit dem Bauchblutgefäß verbinden.
Erstaunliche EKG-Werte bei der Herzfrequenz des Blauwals
Einem Forschungsteam um Jeremy Goldbogen von der Stanford University (Kalifornien, USA) ist es 2019 gelungen, ein mobiles EKG-Gerät auf der Brust eines etwa 15 Jahre alten Blauwals zu platzieren. Die Forscher konnten so mitverfolgen, wie sich der Herzschlag des Meeressäugers während seiner Tauchgänge veränderte.
Typischerweise taucht der Blauwal zur Futtersuche tief hinab, um anschließend mit weit geöffnetem Maul wieder nach oben zu schnellen, wobei er seine Beute einsammelt. Annahmen zufolge hätte sich bereits dabei der Herzschlag des Tieres um einiges beschleunigen müssen, was er jedoch nicht tat. Laut der gemessenen EKG-Werte passierte das erst, als der Blauwal wieder an der Wasseroberfläche geschwommen ist.
So gesehen bewege sich das riesige Herz des Blauwals bzw. dessen Leistung nahe an seinen Grenzen - mehr würde es vermutlich nicht verkraften.
Laut der Forscher könnte das ein Grund dafür sein, warum die Meeresgiganten im Laufe der Evolution nicht noch größer geworden sind.
Titelfoto: 123RF/miro3d