Lautestes Tier der Welt: Pistolenkrebs macht seinem Namen alle Ehre
Auch im Tierreich bedeutet Größe nicht automatisch der Stärkste oder das Tier mit ohrenbetäubendem Organ zu sein. Manchmal sind es die ganz kleinen Exemplare, die die lautesten Geräusche von sich geben. So zum Beispiel der Pistolenkrebs. Er hat den Titel als lautestes Tier der Welt für sich beansprucht.
Wird man nach dem vermeintlich lautesten Tier gefragt, kommen vermutlich Antworten wie Elefant, Affe oder Löwe. Laute Geräusche müssen schließlich auch von großen Tieren kommen. Oder?
Grundsätzlich ist das nicht falsch. Aber wer hätte gedacht, dass der Spitzenreiter bezüglich Lautstärke unter Wasser lebt und zudem nur etwa fünf Zentimeter groß wird? Denn beim Knallkrebs (lat. Alpheidae), auch Pistolenkrebs genannt, ist der Name Programm.
Er kann mit seinen Scheren einen Knall erzeugen, der bis zu 250 Dezibel laut ist. Zum Vergleich: Eine Kreissäge erreicht etwa 100 Dezibel, ein Presslufthammer 120 Dezibel und ein startendes Flugzeug circa 140 Dezibel.
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Pistolenkrebs: Wie funktioniert die Knallerzeugung?
Die Scheren des Knallkrebses besitzen einen speziellen Sperr- und Schließmechanismus, wodurch sie einen lauten Knall auslösen können.
Während der kleine Krebs mit einer der beiden Scheren seine Beute ergreift, schießt er aus der anderen blitzschnell zuschnappenden Schere einen dünnen Wasserstrahl. Dabei entsteht eine Druckwelle, aus der sich eine extrem heiße, mit Dampf gefüllte Blase (Kavitationsblase) bildet.
Wenn diese zusammenfällt, wird ein ohrenbetäubender Knall erzeugt. In unmittelbarer Umgebung entsteht ein Druckimpuls von 10 bis 80 Bar.
Zum Vergleich: Aus einem normalen Feuerwehrschlauch schießt das Wasser mit etwa 10 Bar aus der Öffnung. Um dem Druck standzuhalten, werden mehrere Feuerwehrleute benötigt, die den Schlauch halten müssen.
Zusätzlich tritt bei der Implosion der Kavitationsblase ein Lichtblitz auf, der das umgebende Wasser auf unfassbare 4700 Grad Celsius erhitzt. Das ist mehr als viermal so heiß wie die Oberflächentemperatur eines Lavastromes.
Pistolenkrebs nutzt seine Scheren nicht nur als Waffen
Die Scheren des Pistolenkrebses sind gleichzeitig seine Werkzeuge und Waffen. Sie werden bei der Ernährung sowie Abwehr von Fressfeinden bzw. beim Kampf mit Artgenossen genutzt, aber auch zum Graben und Bauen von Wohnhöhlen.
Durch den speziellen Sperr- und Schließmechanismus der Scheren wird das typische Knallgeräusch erzeugt. Dieser Effekt wird von den Pistolenkrebsen als Warnung bzw. zur Kommunikation untereinander eingesetzt.
Bekanntheit erlangten die Garnelen-artigen Tiere übrigens besonders zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Denn ihre extrem lauten Knallgeräusche behinderten immer wieder die Sonarortungen des Militärs.
Wissenswertes über das lauteste Tier der Welt
#1 Lebensraum
Knallkrebse findet man vor allem in den Tropen und Subtropen, wo sie vorrangig in Korallenriffen leben. Sie kommen in den Uferregionen von Seen und Flüssen, aber auch tief im Meer vor.
Als schlechte Schwimmer leben sie am Boden und bilden meist Symbiosen mit anderen Organismen wie Polypen, Schwämmen und Seesternen sowie Fischen und anderen Krebsen.
#2 Aussehen
Äußerlich erinnern die Pistolenkrebse mit ihrem Panzer, dem Schwanzfächer am Körperende und den zwei Scheren am Kopf an Garnelen.
Die meisten Arten haben eine (teilweise sogar mehrfarbig) leuchtende Farbe und besitzen eine dermaßen feine und durchsichtige Körperhülle, dass sich die inneren Organe und Eier erkennen lassen.
#3 Fortpflanzung
Häufig werden die befruchteten Eier bis zum Schlupf von den Knallkrebsen mit sich getragen. Es konnte zudem beobachtet werden, dass einige Krebse nach dem Schlüpfen zunächst Männchen sind und sich bei späteren Häutungen zu Weibchen umwandeln.
Viele Pistolenkrebse leben als monogames Paar bestehend aus Männchen und Weibchen dauerhaft zusammen.
Die lautesten Tiere an Land, im Wasser und in der Luft
Geräusche und Laute werden im Tierreich unter anderem zur Kommunikation und Verteidigung genutzt. Dabei kann die Lautstärke einen Pegel erreichen, der teilweise sogar die Schmerzgrenze des Aushaltbaren überschreitet.
So laut können Tiere sein:
- Nachtigall (95 dB)
- Ruderwanze (99 dB)
- Brüllaffe (100 dB)
- Frosch (100 dB)
- Zikade (107 dB)
- Laubheuschrecke (110 dB)
- Löwe (114 dB)
- Elefant (117 dB)
- Kakapo (132 dB)
- Fledermaus (137 dB)
- Pottwal (230 dB)
Zum Vergleich: Ein schreiendes Baby erreicht in etwa 80 Dezibel.
Fazit:
Es kommt immer wieder vor, dass es nicht die Größe eines Tieres ist, die ausschlaggebend dafür ist, wie laut oder gefährlich es sein kann. So manche Tierrekorde lassen sich auch bei den kleineren Tieren finden, wie der Pistolenkrebs eindrucksvoll beweist.
Titelfoto: Screenshot/Instagram/faktastische_tierwesen