Ist der Tausendfüßler das Tier mit den meisten Beinen?
Krabbelnde Tiere erfreuen sich in der Bevölkerung nicht gerade an großer Beliebtheit. Es scheint, je mehr Beine das Tier hat, desto ekliger finden wir es in der Regel. Wie sieht es dann mit dem Tier mit den meisten Beinen aus? Und welches Tier hat überhaupt die meisten?
Weitere tierische Superlative findest Du in den Tierrekorden von TAG24.
Bis vor nicht allzu langer Zeit war die Frage "Wie viele Beine hat ein Tausendfüßler?" unter Kindern eine Trickfrage. Jeder weiß doch, dass Tausendfüßler - auch Tausendfüßer genannt - keine tausend Beine haben. Oder doch?
Tatsächlich war bis vor wenigen Jahren unter den 14.000 bekannten Tausendfüßler-Arten offiziell keine einzige bekannt, die wirklich tausend Beine hat. Das hat sich jedoch geändert.
Seit August 2020 kann die Frage nach den Beinen eines Tausendfüßlers nicht mehr als Fangfrage genutzt werden, denn dann wurde er entdeckt: der "echte" Tausendfüßler.
TAG24 stellt das Tier vor, das seinem Namen endlich alle Ehre macht.
Welches Tier hat die meisten Beine? Der Eumillipes persephone
Entdeckung
Im August 2020 machte ein Team amerikanischer Forscher:innen eine bedeutende Entdeckung: In von ihnen eingelassenen Fallen fanden sie die ersten Tausendfüßler, die tatsächlich tausend Beine aufweisen. Genauer gesagt 1306 Beinchen. Die Fallen, gefüllt mit verrottetem Laub, hatten sie in Bohrlöchern in der Bergbaugegend in East Goldfields in Westaustralien hinterlassen - mit Glück: Acht Exemplare fanden sie.
Dank ihnen gibt es seit 2021 die neue Gattung der Eumillipes, die der wahren Tausendfüßler.
Name
Dieser erste wahre Tausendfüßler wurde Eumillipes persephone getauft. Eu steht dabei für echt, milli für tausend, und pes für Fuß. Der zweite Teil des Namens, persephone, nach der griechischen Göttin der Unterwelt, ist angelehnt an den Lebensraum.
Aussehen und Lebensweise des Eumillipes persephone
Körper
Fadenartig, Millimeter dünn und knapp zehn Zentimeter lang war das längste Exemplar unter ihnen. Geboren mit nur vier Körpersegmenten entwickeln sich die Doppelfüßer scheinbar endlos weiter bis zu 330 Körpersegmenten.
Durch sein Vorkommen in der Dunkelheit unter der Erde ist der Tausendfüßler farblos und besitzt keine Augen. Stattdessen nutzt er riesige Antennen an seinem kegelförmigen Kopf.
Charakteristisch ist auch sein Schnabel. Seine vielen kleinen Beinchen nutzt er als Schubkraft, um sich in kleinen Ritzen fortzubewegen.
Wie viele Beine hat der Tausendfüßler?
Die 1306 kurzen Beinchen sind eine Besonderheit, denn es war davon ausgegangen worden, dass die Tiere normalerweise längere Beine entwickelten und nicht längere Körper. Sie werden daher als Hoffnungsschimmer für die Artenvielfalt verstanden.
Lebensweise
Bis auf den Lebensraum in Tiefen von 15 bis 60 Metern unter der Erde ist die Lebensweise des Eumillipes persephone noch kaum erforscht. Vermutlich wurden sie durch die Veränderung im Klima von der Oberfläche unter die Erde vertrieben.
Die Forschenden gehen in ihrer Studie über den Tausendfüßler anhand des Lebensraums und des Schnabels davon aus, dass er sich vermutlich von Pilzgewebe ernährt.
Der alte Rekordhalter: Tausendfüßler bisher
Seit 400 Millionen Jahren wandern Tausendfüßler schon auf der Erde. Bisher wurde jedoch nie zuvor ein Tier mit annähernd so vielen Beinen entdeckt.
Der bisherige Rekordhalter, was die meisten Beine angeht, war der Tausendfüßer Illacme plenipes mit "nur" 750 Beinen.
Tausendfüßler haben in der Regel nur eine zwei- oder dreistellige Anzahl an Beinen. Von ungefähr 14.000 bekannten Arten, die weltweit kreuchen und fleuchen, sind in Deutschland circa 50 heimisch.
Hier kennt man vor allem Sandschnurfüßer und Feldschnurfüßer. Diese haben nur ungefähr 100 bis 200 Beinchen.
Eumillipes persephone als einziger richtiger Tausendfüßler
Wie erwartet ist ein Tausendfüßler das Tier mit den meisten Beinen. Überraschenderweise ist der Eumillipes persephone dabei die einzige Art, die den Namen tatsächlich verdient. Andere Arten haben nur wenige Hundert bis 750 Beinchen.
In Deutschland wurde das rekordträchtige Tier nicht gefunden. Hier leben stattdessen harmlose Tausendfüßler, die eher lästig als schädlich sind.
Titelfoto: 123RF/alcarrera