Ältestes Tier der Welt: Dieser Meeresbewohner ist 10.000 Jahre alt
Menschen gehören bei Weitem nicht zu den am längsten lebenden Spezies. Eine Reihe von Säugetieren, Reptilien und anderen Tierarten überleben Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende. Das älteste Tier der Welt ist ein Schwamm.
Welches Tier lebt am längsten?
Anoxycalyx joubini wird es genannt, das älteste Tier der Welt.
Der Riesenschwamm ist kein gewöhnliches Tier, wie es uns im Alltag oder im Zoo über den Weg läuft. Das könnte allein schon daran liegen, dass er tief unten im Ozean lebt, wo er nur schwer zu erreichen ist.
Es gibt neben dem Riesenschwamm noch eine Anwärterin auf den Posten mit der längsten Lebensdauer. Die Rede ist von einer winzig kleinen Qualle. Also: Welches Tier lebt nun am längsten?
Auch unter den Säugetieren, Amphibien, Reptilien und anderen Tierarten gibt es beeindruckende Rekorde in Sachen Lebensdauer.
Warum einige Tiere so alt werden und wie sie es anstellen, lange zu überleben, erfährst Du in diesem Artikel.
Weitere beeindruckende Tiere findet Ihr unter Tierrekorde.
Ältestes Tier der Welt: Der Riesenschwamm
Das älteste Tier ist ein tierischer Organismus. Über 10.000 Jahre alt ist der Riesenschwamm, wobei sich solche enormen Zeitspannen nur schwer belegen lassen. Der Rekord-Riesenschwamm ist von der Gattung Anoxycalyx joubini und lebt in den Tiefen des Antarktischen Ozeans, auch bekannt als Südlicher Ozean. Er misst eine Größe von zwei Metern, bei einer Form, die an eine Vase erinnert.
Die Überlebensstrategie der Riesenschwämme
Riesenschwämme leben, wachsen und entwickeln sich an einem Ort, dafür verankern sie sich am Meeresgrund. Die Entwicklungsprozesse brauchen sehr viel Zeit. Das liegt daran, dass die Schwämme mit extrem wenig Sauerstoff auskommen und somit der Stoffwechsel massiv verlangsamt ist.
Genauer gesagt ist der Energieverbrauch der Zellen im Körper, oder hier vielmehr im Organismus, geringer. Die Zellen leben daher länger und müssen weniger oft erneuert werden. Allgemein könnte man sagen: Das Leben der Riesenschwämme läuft in Zeitlupe ab. Das Alter von Schwämmen wird übrigens anhand ihres Sauerstoffgehaltes ermittelt - je älter der Schwamm, desto höher der Sauerstoffgehalt.
Diese 5 Tierarten werden am ältesten
Nach dem Riesenschwamm, der mit gigantischem Altersvorsprung den ersten Platz einnimmt, folgen fünf weitere rekordverdächtige Tiere, die in ihrer Art die Spitze bilden:
1. Die Riesenschildkröte
Unter den Reptilien erfüllt die alte, weise Schildkröte ihr Klischee. Am ältesten werden die Riesenschildkröten, denn sie werden durchschnittlich 150 Jahre alt. Die derzeit lebende älteste Schildkröte ist Jonathan mit 190 Jahren. Damit hat er es in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Die bereits verstorbene Aldabra-Riesenschildkröte namens Adwaita hat es sogar weitaus länger durchgehalten. Das Männchen war mit 256 Jahren die älteste Schildkröte und das wohl älteste Tier in Gefangenschaft, denn die meiste Zeit lebte Adwaita im Zoologischen Garten Alipur in Indien.
2. Der Grönlandwal
Er ist das langlebige Tier unter den Säugetieren, denn Grönlandwale können über 200 Jahre alt werden. Zu den ältesten seiner Art zählte ein gefangener Grönlandwal, der laut Untersuchungen 211 Jahre alt war.
3. Der Grönlandhai
Auch der Grönlandhai reiht sich mit ein in die Rekordhalter. Unter den Knorpelfischen leben Grönlandhaie am längsten und im Vergleich zu allen Wirbeltieren ist ihre Lebensspanne am größten. Der älteste Grönlandhai war ein Weibchen, das auf 512 Jahre geschätzt wurde - das haben dänische Forscher herausgefunden. Diese Einschätzung ist jedoch sehr ungewiss, denn die Indizien sind unklar. So könnte der besagte Hai auch lediglich 272 Jahre alt geworden sein. So unklar diese Angaben auch sein mögen, beeindruckend ist der Grönlandhai allemal.
4. Die Schwarze Koralle
Für wahre Langlebigkeit müssen wir erneut einen Blick auf den Meeresgrund werfen. Den Riesenschwamm haben wir bereits vorgestellt, doch er ist nicht der Einzige, der die Tausender-Marke knackt. Die Schwarze Koralle der Gattung Leiopathes kann um die 4000 Jahre alt werden. Auf Hawaii hat man beispielsweise lebende Exemplare gefunden, die über 4265 Jahre alt sind. Nun könnte man als Laie eine Koralle auch irrtümlich als Meerespflanze einordnen, aber das ist falsch. Korallen sind auch Tiere, genauer gesagt sogar ziemlich viele kleine Tiere (Polypen genannt) und gehören damit zu den Nesseltieren.
5. Die ewig junge Qualle
Niemand schlägt diese Qualle. Ihr Name ist Turritopsis dohrnii. Die aus dem Mittelmeer stammende Qualle ist nur wenige Millimeter groß und in der Lage, sich selbst immer wieder zu verjüngen. Rejuvenation wird der Prozess der Verjüngung auch genannt, welcher wegen einer Besonderheit im Lebenszyklus der Mini-Qualle möglich ist. Die Genetik der T. dohrnii sorgt dafür, dass sie kaum altert und sich dazu noch selbst verjüngen kann - und das unendlich oft. Leider ist das nur die Theorie, denn die kleine Qualle, die ebenfalls zu den Nesseltieren gehört, ist ein gefundenes Fressen für andere Meeresbewohner oder verendet an Umwelteinflüssen, wenn sie zum Beispiel an Land gespült wird.
Wie überleben diese Tiere so lange?
Ähnlich wie bei dem Riesenschwamm verhält es sich auch bei den anderen langlebigen Meeresbewohnern, der langsame Stoffwechsel hält sie jung. Sowohl der Grönlandwal als auch der Grönlandhai lebt in eiskaltem Wasser. Die niedrigen Temperaturen im Eismeer verlangsamen den Stoffwechsel und lassen die Tiere praktisch in Zeitlupe altern. So zeigen einige Organe auch nach 200 Jahren nur kleine Spuren der Alterung.
Eine andere Theorie besagt, dass bei Tieren wie dem Wal oder der Schildkröte ein langsamer Herzschlag dafür verantwortlich ist, dass die Tiere besonders alt werden. Diese Rate-of-Living-Theory geht davon aus, dass einem Lebewesen im Leben eine gewisse Anzahl an Herzschlägen zur Verfügung steht. Mittlerweile gibt es aber neue, plausiblere Theorien.
Neuere Theorien der längeren Lebensdauer orientieren sich an der verzögerten Zellzerstörung - wieder in Zusammenhang mit dem langsamen Stoffwechsel.
Die Zellen des Körpers werden durch freie Radikale zerstört und vom Körper selbst wieder repariert, das ist völlig natürlich. Je langsamer aber der Stoffwechsel passiert, desto langsamer passiert auch die Alterung, da Schäden und Erneuerung herausgezögert werden.
Generell kann man also sagen, dass eine schleichende Zellerneuerung die Tiere alt werden lässt. Ein weiterer Faktor ist aber auch, dass sie wenige Fressfeinde fürchten müssen und die Umweltumstände für ein langes Leben günstig sind.
Ist es nicht verblüffend, wie lange es diese Tiere auf der Erde und unter Wasser aushalten? Ob Reptilien, Säugetiere, tierische Organismen und Co.: Das hohe Alter zieht sich durch die Vielfalt der Tierarten. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen nicht langweilig wird.
Titelfoto: 123RF/2alex