Tiefster Punkt der Erde: Expedition in unerforschte Dunkelheit
Tauche ab zum tiefsten Punkt der Erde, einem der extremsten Ökosysteme der Welt. Es handelt sich um einen Ort in unvorstellbarer Tiefe, sogar tiefer als der Mount Everest hoch ist. Dort regiert die Dunkelheit.
Weitere spannende Superlative gibt's unter Naturrekorde.
Challenger-Tief im Marianengraben ist tiefster Punkt der Erde

Der tiefste Punkt der Erde liegt unter Wasser. Im westlichen Pazifischen Ozean liegt das Challenger-Tief im Marianengraben. Es handelt sich dabei um einen Tiefseegraben beziehungsweise eine Tiefseerinne.
Das Challenger-Tief selbst liegt in einer Meerestiefe von rund 11.000 Metern.
Das Tief wurde nach einem Fischerboot benannt, das dem schweizer Wissenschaftler Jaques Piccard als Forschungslabor diente. Er startete 1960 gemeinsam mit dem Amerikaner Don Walsh und dem U-Boot namens "Trieste" auch einen Tauchgang zum tiefsten Punkt der Erde.
Diese Idee wäre fast zur Lebensgefahr geworden, weil bei etwa 10.000 Metern Tiefe die Luke am Einstiegsschacht zu reißen begann. Glücklicherweise hielt sie dem Wasserdruck doch stand.
Seitdem gab es nur einen weiteren Tauchgang zum Challenger-Tief. Bisher waren nur drei Menschen in der Nähe des tiefsten Punkts der Erde.
Leben in der Tiefsee
Das Challenger-Tief ist wohl eine der lebensfeindlichsten Umgebungen der Erde. Dennoch findet sich so weit unten noch das ein oder andere Lebewesen, das mit unglaublichen Anpassungsmöglichkeiten überleben kann.
Extrembedingungen am tiefsten Punkt der Erde

Aufgrund der extremen Bedingungen ist das Challenger-Tief verhältnismäßig wenig erforscht. Hoher Druck, Temperaturen um den Nullpunkt und absolute Dunkelheit erschweren das Leben in der Tiefsee. Hier die genauen Daten:
- Temperatur von ein bis vier Grad Celsius
- Oberflächentemperatur des Wassers von rund 28 Grad
- 1100-mal so hoher Druck wie auf Höhe des Meeresspiegels
- in fast 11.000 Metern Tiefe ist das Meer absolut lichtlos
Übrigens: Bereits ab 1000 Metern Meerestiefe dringt kein Licht mehr durch. Bis zum Challenger-Tief ist es also eine lange dunkle Strecke.
Lebewesen in der Tiefsee
Im Challenger-Tief lebende Organismen benötigen durch die vorherrschenden Bedingungen keine Augen zur Orientierung. Druck- und Chemo-Rezeptoren oder sogar Biolumineszenz sind dadurch wichtige Fähigkeiten der Lebewesen. Gerade zur Tarnung, Kommunikation oder zum Anlocken von Beute ist Biolumineszenz essenziell.
Bereits 1960 entdeckten Jaques Piccard und Don Walsh bei ihrer ersten Expedition einen Plattfisch. Mittlerweile wurde durch diverse Technologien der Meeresgrund, auch rund um den Marianengraben weiter erforscht. Vor allem tummeln sich unzählige Bakterien in dieser Tiefe. Inzwischen wurden dort unter anderem auch Krebse, Seegurken, Amöben und Einzeller entdeckt.
Bei einer Tiefe von etwa 8000 Metern wurden Fische wie der Marianen-Schneckenfisch (Pseudoliparis swirei) registriert. Weiter unten hätte laut aktuellem Stand vermutlich kein Fisch die Möglichkeit zu überleben.
Weitere extreme Tiefen der Erde
Nicht nur das Challenger-Tief begeistert durch unglaubliche Dimensionen. Im Pazifik finden sich noch weitere tiefe Punkte, unweit vom Rekordhalter.

Der Kermadec-Tonga-Graben im Südpazifik
Im südwestlichen Pazifik befindet sich der Kermadec-Tonga-Graben. Es handelt sich dabei um zwei Tiefseerinnen, die nur durch eine Schwelle getrennt sind: den Tonga-Graben und den Kermadec-Graben. So weit unten sind ihre tiefsten Stellen:
- Tonga-Graben: etwa 10.800 Meter unter dem Meeresspiegel
- Kermadec-Graben: etwa 10.050 Meter unter dem Meeresspiegel
Bezogen auf die Tiefe befinden sie sich also nur knapp hinter dem Challenger-Tief.
Der Kurilen-Kamtschatka-Graben im Nordwestpazifik
Nordwestlich im Pazifik gibt es ein weiteres Tief im Kurilen-Kamtschatka-Graben, auch Kurilen-Graben genannt. Das Tief trägt den Namen Witjastief 3, den es dem sowjetischen Forschungsschiff Witjas zu verdanken hat.
Als tiefste Stelle des Kurilen-Grabens misst das Witjastief 3 rund 10.540 Meter Meerestiefe.
Faszinierende Tiefen der Welt
Die Tiefen des Meeres sind zu einem großen Teil noch unerforscht. Nichtsdestotrotz konnte man mithilfe spezieller Technologien den tiefsten Punkt der Erde erforschen - das Challenger-Tief im Marianengraben.
Trotz extremer Bedingungen und unglaublicher Tiefe gibt es dort Leben, das sich an jene Bedingungen angepasst hat. Bleibt abzuwarten, welche erstaunlichen Dinge dort noch erforscht werden.
Titelfoto: 123RF / pixelmemory