Menschen am Limit: Der tiefste Tauchgang aller Zeiten

Schon die Vorstellung, alleine in der Tiefsee zu sein, ist nichts für schwache Nerven. Der folgende Rekord gilt bisher als tiefster Tauchgang der Welt.

Mehr atemberaubende Rekorde gibt's unter: menschliche Rekorde.

Mit oder ohne Sauerstofftank: Wie tief kann ein Mensch tauchen?
Mit oder ohne Sauerstofftank: Wie tief kann ein Mensch tauchen?  © 123RF/themess

Dunkel, kaum erforscht und lebensbedrohlich - trotz aller Gefahren stellt die Tiefsee eine ungebrochene Faszination für viele Menschen dar. Unter ihnen finden sich Extremsportler und Forscher, die es in die Tiefe zieht.

Ob aus persönlichem Ehrgeiz und dem Reiz des Unbekannten, für Aufmerksamkeit und Sponsoren oder im Dienste der Wissenschaft und Tiefseeforschung: Immer wieder testen sie beim Geräte- oder Apnoetauchen ihre Grenzen und stellen atemberaubende Tauchrekorde auf.

Die Zahlen sind kaum vorstellbar, die Bedingungen extrem.

Doch wie tief können Menschen tatsächlich tauchen? Was war der tiefste Tauchgang aller Zeiten und was braucht es, um ihn zu erreichen?

Tiefster Apnoe-Tauchgang ohne Flasche

Den Weltrekord des tiefsten Tauchgangs ohne Sauerstoffflasche hält der Österreicher Herbert Nitsch.

Tiefe

Nachdem er den Weltrekord bereits 2007 mit einer Tiefe von 214 Metern gebrochen hatte, übertraf er sich selbst erneut am 6. Juni 2012 vor der griechischen Insel Santorin.

Beim No-Limits-Freitauchen erreichte er eine Tiefe von 253 Metern. Dabei wurde er mit einem Schlitten in die Tiefe gebracht und anschließend wieder nach oben gezogen.

Übrigens: Es gibt noch eine Reihe weiterer Weltrekorde im Apnoetauchen.

Aufstieg und Komplikation

Während des Aufstieges verlor Nitsch allerdings das Bewusstsein und musste von einem Sicherheitsteam schnell an die Oberfläche gebracht werden. Da dies ohne die geplanten Dekompressionsstopps passierte, kam es leider zu einer schweren Dekompressionskrankheit und mehreren Schlaganfällen.

Der Tiefseetaucher lag eine Weile im Koma, ehe er eine monatelange Rehabilitation startete und zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen war. Seine rechte Körperhälfte war noch ein Jahr später eingeschränkt und er litt an Sprachstörungen.

Allen Rückschlägen zum Trotz tauchte Nitsch bereits 2014 wieder.

Rekord im Gerätetauchen: Tiefster Tauchgang mit Flasche

Den Rekord für den tiefsten Tauchgang ohne Tauchkapsel hält der Ägypter Ahmed Gamal Gabr.

Tiefe

Mit etwa 90 Gastanks tauchte er am 18. September 2014 im Roten Meer bei Ägypten ganze 332,35 Meter tief.

Ziel war eigentlich eine Tiefe von 350 Meter. Jedoch merkte er bereits vorher Anzeichen des Hochdrucknervensyndroms, einer Taucherkrankheit. Nur einen Meter tiefer hätte er seine Ausrüstung nicht mehr bedienen können, was fatal hätte ausgehen können.

Aufstieg

Während der Abstieg nur eine knappe Viertelstunde dauerte, sorgten die notwendigen Dekompressionspausen dafür, dass der Aufstieg etwa 14 Stunden dauerte. Auf diese Weise konnten angestaute Gase im Körper keine tödlichen Bläschen bilden.

Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Mission, die physisch nicht möglich sein sollte, waren die unterschiedlichen Gasgemische, die Gabr für die verschiedenen Höhenabschnitte zur Verfügung hatte.

Eine normale Atemgasmischung wäre in diesen Tiefen lebensgefährlich.

Der tiefste bemannte Tauchgang im U-Boot

Der tiefste Tauchgang mit U-Boot wurde am 28. April 2019 von Texaner Victor Vescovo bestritten.

Tiefe

Bei der Tiefseeexpedition ging es 10.928 Meter tief ins "Challenger Deep", dem tiefsten Punkt der Erde, im Marianengraben. In diese Tiefe gelang er mit dem Tieftauchboot "Limiting Factor", das für die "Five Deeps Expedition", das Tauchen an die tiefsten Stellen aller fünf Ozeane, gebaut wurde.

Mission

Inhalte seiner Mission waren:

  • geologische sowie biologische Probensammlung
  • Videoaufnahmen und Entdeckung neuer Tierarten, aber auch von Plastikpartikeln
  • technologische Tests von Tauchrobotern und Sensoren zur Datenerhebung von Wassertiefe, Temperatur, Druck und Strömung

An Bord waren Sauerstoffflaschen, die die Versorgung in einem Notfall bis zu 96 Stunden gewährleisten sollten.

Bei späteren Tauchgängen mit gleichem Ziel wurde Vescovo begleitet.

Expertenwissen: Victor Vescovo hat nicht nur Expeditionen zu den tiefsten Stellen der Welt absolviert, sondern auch den Mount Everest bestiegen und ist 2022 mit einer Rakete des Unternehmens "Blue Origin" ins Weltall geflogen.

FAQ zum tiefsten Tauchgang

Wie tief kann ein Mensch tauchen?

Wie tief man tauchen kann, hängt von der Ausrüstung ab. Ohne Atemgerät wurde eine Tiefe von 214 Metern erreicht. Als sicher gilt für Sporttaucher mit normaler Pressluft nur eine Tiefe von 40 Metern. Mit Sauerstofftanks liegt der Rekord bei 332 Metern. Bis zu 450 Meter sollen Menschen mit Druckanzügen tauchen können. Für mehr braucht man Tauchkapseln.

Wie kann man so tief tauchen?

Nur durch das Verständnis der Tauchphysik und mit der richtigen Ausrüstung ist ein Tauchen in diese Tiefen und das Überleben möglich. Dazu zählen lebenserhaltende Systeme, Anzüge und Kapseln aus druckresistenten Materialien sowie Technik zur Kommunikation mit der Oberfläche.

Was passiert bei zu schnellem Auftauchen?

Steigt man zu schnell wieder aus der Tiefe auf, können sich durch den Druck Gasblasen im Gewebe und im Blut bilden, die die Dekompressionskrankheit auslösen. Dabei kann es unter anderem zu Schmerzen, Lähmungen und dem Tod kommen.

Wie gefährlich ist Tieftauchen?

Bei den gefährlichen Tauchgängen kann es zu Technikversagen, mentalem Stress und Orientierungslosigkeit kommen. Neben der Dekompressionskrankheit und inneren Verletzungen aufgrund veränderten Umgebungsdrucks besteht auch die Gefahr einer Stickstoffnarkose oder Sauerstoffvergiftung.

Wie wird ein Tieftauchgang vorbereitet?

Die Tauchgänge bedürfen monate- bis jahrelanger Planung und Vorbereitung. Diese Vorbereitung umfasst nicht nur körperliches, sondern auch mentales und technisches Training.

Unglaubliche Tiefen mit Risiko

Bis dieser Rekord geknackt wurde, schien der tiefste Tauchgang fast unmöglich zu sein. Mit der richtigen Ausrüstung, Vorbereitung und Technik sind jedoch unglaubliche Tauchrekorde möglich. Sie bleiben aber weiterhin lebensgefährlich.

Titelfoto: 123RF/themess

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