Ist das längste Gebäude der Welt wirklich ein Wohnhaus?

Hohe Wolkenkratzer haben oft etwas Spektakuläres an sich. Es muss aber nicht immer in die Höhe gehen, denn auch bezüglich der Länge existieren beachtliche Bauwerke. Welche es gibt, wo sie stehen und welches davon als längstes Gebäude der Welt gilt, erfährst Du in diesem Beitrag.

Andere rekordverdächtige Leistungen findest Du unter: menschliche Rekorde.

Ist das längste Gebäude der Welt ein Wohnhaus?  © TAG24/AN

Wer an lange Bauwerke denkt, dem kommt vermutlich zunächst die Chinesische Mauer in den Sinn. Zweifelsfrei ist sie ein beeindruckender Bau, der mit einer Gesamtlänge von mehr als 6200 Kilometern nicht umsonst einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde hat. Allerdings handelt es sich bei der Chinesischen Mauer um eine Schutzanlage, die nicht als Gebäude gilt.

Laut Definition wird ein Gebäude nämlich als überdachtes Bauwerk beschrieben, das von Menschen und Tieren betreten und von ihnen als Wohn- oder Aufenthaltsort sowie Lagerfläche genutzt werden kann. Dabei soll es sich funktionell deutlich von seiner Umgebung abgrenzen.

Es gibt demnach eine Vielzahl an verschiedenen Gebäuden, die sich unter anderem in Gestalt und Funktion unterscheiden. Aber eben auch in Größe, Höhe und Länge.

Wer hätte es gedacht, das längste Gebäude der Welt ist tatsächlich keine Mauer und auch kein Wohnblock, sondern ein Flughafenterminal.

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Längstes Gebäude der Welt: Terminal 3 des Flughafens Peking-Hauptstadt

Ausblick auf einen Teil des Terminal 3 - das längste Gebäude der Welt.  © Bostonalejandro/Public domain/via Wikimedia Commons

Länge: Mit etwa 3250 Metern gilt das Terminal 3 vom Flughafen Peking-Hauptstadt als längstes Gebäude der Welt.

Lage: Der Flughafen befindet sich 29 Kilometer nordöstlich vom Stadtzentrum Peking (China).

Funktion: Das Flughafenterminal ist Empfangsgebäude und Abfertigungshalle für den Passagierverkehr mit mehr als 300 Check-in-Schaltern, 64 Restaurants, 90 Geschäften sowie etlichen Parkplätzen und Büroräumen.

Eröffnung: Das Terminal 3 wurde anlässlich der olympischen Spiele im Februar 2008 eingeweiht und in Betrieb genommen. Der Flughafen wurde allerdings bereits im März 1958 eröffnet. Während im Januar 1980 das Terminal 1 geöffnet wurde, startete das Terminal 2 im November 1999.

Wissenswert: Die 1,3 Millionen Quadratmeter große Anlage aus Stahl und Glas wurde vom 1935 geborenen Architekten Norman Foster entworfen. Er hat unter anderem auch die gläserne Reichstagskuppel in Berlin sowie die gläserne Dachkonstruktion des Dresdener Hauptbahnhofs ausgearbeitet.

Dem Passagieraufkommen zufolge ist der Pekinger Flughafen der größte von ganz Asien und immer noch der zweitgrößte Flughafen der Welt.

Längstes Wohngebäude der Welt: Karl-Marx-Hof in Wien

Blick auf den mittleren Trakt des Karl-Marx-Hofs mit Fahnentürmen.  © C.Stadler/Bwag

Länge: Mit einer Länge von etwa 1050 Metern ist der Karl-Marx-Hof der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt. Seine Gesamtfläche beträgt mehr als 150.000 Quadratmeter.

Lage: Das Gebäude liegt im Gemeindebezirk Döbling in Wien (Österreich).

Funktion: Der Gebäudeblock fungiert hauptsächlich als Wohnraum für etwa 5000 Menschen. Zu Beginn ergänzten verschiedene Gemeinschaftsräume wie ein Waschsaal oder eine Bibliothek die Anlage. Durch diverse infrastrukturelle Einrichtungen bietet der Hof gleichzeitig die Möglichkeit mehrerer Arbeitsplätze.

Eröffnung: Die vom Architekten Karl Edmund Ehn (1884 bis 1959) gebaute Wohnanlage wurde offiziell im Oktober 1930 eröffnet.

Wissenswert: Bekanntheit erlangte der Karl-Marx-Hof während des Österreichischen Bürgerkrieges im Februar 1934, als er für aufständische Arbeiter und Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes als letzte Bastion diente. Daraufhin wurde der Komplex etwa ein Jahr lang Biedermannhof genannt, nach Karl Biedermann, dem Eroberer des Hofes.

Der Karl-Marx-Hof ist nach dem Philosophen und Kapitalismuskritiker Karl Marx (1818 bis 1883) benannt und steht heute unter Denkmalschutz.

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Prora KdF-Seebad Rügen: Der längste Gebäudekomplex der Welt

Blick auf Block fünf im denkmalgeschützten Komplex Prora.  © Stefan Sauer/dpa

Länge: Mit einer Gesamtlänge von circa 4500 Metern zählt Prora mit seinen acht Wohnblöcken zu jeweils 550 Metern als längster Gebäudekomplex der Welt.

Lage: Prora liegt in der Gemeinde Binz auf der Insel Rügen in der Ostseebucht Prorer Wiek.

Funktion: Ursprünglich war die Anlage als Seebad bzw. Urlaubsunterbringung gedacht. Zwischenzeitlich wurde sie für militärische Zwecke genutzt, später teilweise auch als Jugendherberge, Asylbewerberheim und Museumseinrichtung. Nach vielen Jahren Leer- und Stillstand entstehen in den Häuserblöcken neue Wohnungen, Ferienappartements sowie Hotelanlagen.

Eröffnung: Eine Einweihung für die eigentliche Nutzung als vermeintliches Urlaubsparadies fand nie statt, da der Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 die Fertigstellung verhinderte.

Wissenswert: Die Anlage mit dem Namen "Kraft-durch-Freude-Seebad Rügen" war so konzipiert worden, dass sich darin etwa 20.000 Urlauber zu günstigen Preisen erholen sollten. Dazu kam es jedoch nie, weil der Gebäudekomplex nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu einem der größten Militärstandorte der DDR wurde.

1994 wurde das "KdF-Seebad Prora" als eines der größten Relikte des NSDAP-Regimes bzw. als Zeugnis des nationalsozialistischen Größenwahns unter Denkmalschutz gestellt.

"THE LINE" soll das längste Gebäude der Welt werden

Nicht unerwähnt soll das in Saudi-Arabien noch im Bau befindliche Projekt "THE LINE" bleiben. Als sogenannte Bandstadt - das ist ein Komplex von großer Länge und geringer Breite - wurde das Bauwerk ursprünglich als 170 Kilometer lange Anlage geplant.

Sie sollte aus zwei versetzt gegenüberliegenden, je 120 Kilometer langen Einzelgebäuden bestehen und bis zu neun Millionen Einwohnern Platz bieten. Innerhalb weniger Minuten würden alle möglichen Einrichtungen zu Fuß erreichbar sein. Die Anlage mit Spiegelfassade sollte zudem ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

2024 wurde dieses Vorhaben überarbeitet. Bis 2030 soll "THE LINE" auf etwa 2400 Metern Länge rund 300.000 Menschen beherbergen. Ob und inwieweit die Pläne realisiert werden können, bleibt aktuell noch abzuwarten.

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