Wachhalterekord - Wie lange kommt ein Mensch ohne Schlaf aus?
24-Stunden-Schichten sind im Krankenhaus, beim Rettungsdienst oder der Polizei keine Seltenheit. Es gibt aber auch Menschen, die freiwillig und bewusst lange wach bleiben. Welche Spanne umfasst die längste Zeit ohne Schlaf? Der Rekord ist einfach erstaunlich.
Noch mehr faszinierende Spitzenleistungen gibt es hier: Menschliche Rekorde.
Wer kam die längste Zeit ohne Schlaf aus?
Als optimale Schlafdauer eines gesunden Erwachsenen gilt eine Zeitspanne zwischen sieben und neun Stunden, wobei das individuelle Schlafbedürfnis unter anderem von Alter und Erbanlagen abhängt. Eine normale Wachphase soll dagegen bis zu 16 Stunden andauern.
Im Vergleich zum mutmaßlichen Weltrekord eines (freiwilligen) Schlafentzugs ist das allerdings nur ein Bruchteil.
Laut Guiness World Records soll Robert McDonald aus Mariposa (Kalifornien, USA) im Jahr 1986 nämlich 18 Tage, 21 Stunden und 40 Minuten wach geblieben sein.
Diese mehr als 453 Stunden sind die längste Zeit ohne Schlaf, die jemals verbracht wurde.
Für seinen Eigenversuch wählte der damals 27-Jährige das Schaufenster eines Restaurants. Der aufgestellte Rekord fand im Rahmen eines Schaukelstuhl-Marathons statt.
Eigenen Angaben zufolge habe er abgenommen und Erinnerungslücken, würde sonst aber keine gesundheitlichen Spätfolgen davon getragen haben.
Schlafentzug: Experiment von Randy Gardner
Als am besten dokumentierter Fall in der Kategorie "längste Zeit ohne Schlaf" gilt Randy Gardner, der vermutlich daher oft auch als Rekordhalter genannt wird.
1964 wurde der damals 17-jährige Highschoolschüler aus San Diego (Kalifornien, USA) bei seinem Rekordversuch unter anderem von einem Schlafforscher und zwei Klassenkameraden begleitet. Sie führten genaues Protokoll über seinen Gesundheitszustand und weitere medizinische Reaktionen.
Gardner gelang es, mehr als elf Tage wach zu bleiben. Umgerechnet waren es etwa 264,4 Stunden.
Außer Cola soll er keine belebenden Mittel zu sich genommen haben. Lediglich ein paar Ausflüge, sportliche Aktivitäten, laute Musik, kalte Duschen oder andere kleinere Beschäftigungen haben ihm geholfen, nicht einzuschlafen.
Den aufgezeichneten Dokumenten zufolge sollen den Jugendlichen während dieser Zeit neben Stimmungsschwankungen, Konzentrationsproblemen und Gedächtnisstörungen auch Paranoia und Halluzinationen begleitet haben.
Nach Abschluss des Experiments schlief der junge Mann knapp 15 Stunden am Stück. Weitere Aufzeichnungen über sein Schlafverhalten ergaben, dass er keine gesundheitlichen Folgen davon getragen habe.
Gardner selbst gibt jedoch an, später lange Zeit unter Schlaflosigkeit gelitten zu haben.
Hinweis: Guiness World Records hat sich 1997 dazu entschlossen, Weltrekorde nicht mehr zu führen, die ein gesundheitliches Risiko darstellen. Dazu zählen auch Experimente zum Schlafentzug.
Außerdem sei eine exakte Angabe der Schlafentzugsdauer ohne medizinische Überwachung so gut wie unmöglich, da Sekundenschlafphasen womöglich gar nicht bemerkt werden.
Rekordversuch von Tony Wright
Der aus England stammende Tony Wright schaffte zwar keinen neuen Rekord, wollte einem Artikel des Spiegels aus dem Jahr 2009 zufolge aber beweisen, dass man vor allem mit der richtigen Ernährung weniger Schlaf benötigen würde.
Laut eigenen Angaben habe der Brite bereits seit vielen Jahren hauptsächlich rohes Obst und Gemüse gegessen. Außerdem habe er seine Schlafphasen über Jahre hinweg bewusst verkürzt.
Für seinen Eigenversuch wählte der damals 43-Jährige seine Lieblingskneipe in Penzance (Cornwall, England) aus, wo er über die Tage hinweg immer mehr Unterstützung von Zuschauern, Fernsehteams und Musikbands bekam. Sie halfen ihm dabei, in kritischen Phasen wach zu bleiben.
Wright will im Mai 2007 mehr als elf Tage und Nächte (insgesamt 266 Stunden) ohne Schlaf verbracht haben.
Wissenswert: Schlafentzug und seine Folgen
Unser Körper benötigt ausreichend Schlaf, um sowohl geistig als auch physisch zu regenerieren. Vom Einschlafen bis zum Aufwachen durchläuft der Mensch dabei mehrere Schlafzyklen, bestehend aus Einschlaf-, Leichtschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Schlafphase. Ein einzelner Zyklus dauert etwa eineinhalb Stunden.
Während kurzzeitiger Schlafmangel kaum Auswirkungen hat, kann ein dauerhafter Schlafentzug gesundheitliche Beschwerden hervorrufen und infolgedessen einen früheren Tod begünstigen.
So können z. B. Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Schwindel, Reizbarkeit, erhöhte Risikobereitschaft, Angstzustände, geschwächtes Immunsystem und Halluzinationen als Folgen von zu wenig Schlaf auftreten.
Schon gewusst? Schlafentzug wird nicht nur als Foltermethode oder zu militärischen Übungszwecken eingesetzt, sondern auch als medizinisches Mittel, um z. B. depressive Verstimmungen zumindest kurzzeitig zu lindern.
Fazit:
Irgendwann übermannt jeden der Schlaf - den einen früher, den anderen später. Das belegen die genannten Weltrekordversuche eindrucksvoll.
Fakt ist jedoch, dass ausreichend Schlaf wichtig für die körperliche und geistige Erholung ist. Bei langanhaltenden Schlafstörungen ist es daher ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Denn Schlafmangel kann auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führen.
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