Was ist Liebe? Deshalb ist sie machtvoll, wundervoll und mühevoll

Bereits die alten Philosophen und Dichter beschäftigte die Frage "Was ist Liebe?" derart, dass sie ganze Bücher und Bühnenwerke füllten. Alles, was wir tun, tun wir scheinbar aus Liebe oder der Abwesenheit von Liebe. Hier erfahrt Ihr, weshalb Liebe eines der machtvollsten Kräfte des Lebens ist.

Weitere inspirierende Beiträge im Ratgeber zur Liebe und Partnerschaft.

Was ist Liebe? Ein Definitionsversuch

Liebe ist ein überaus kraftvolles Gefühl.
Liebe ist ein überaus kraftvolles Gefühl.  © 123RF/nd3000

Im Kindesalter erfährt man sie durch die Eltern, im Teeniealter verliebt man sich zum ersten Mal und als Erwachsene liebt man seine festen (Ehe-)Partner, Kinder, Familie, Haustiere und Freunde. Liebe hat viele Facetten und ist omnipräsent.

Aber was ist Liebe genau? Ist sie reine Biochemie, funktioniert sie auf Metaebene oder ist es eine Mischung aus beidem? Liebe ist derart kraftvoll, dass sie Menschen stärken und schwächen kann. Sie kennt keine Grenzen und wird auf unterschiedliche Weisen gelebt und erlebt.

Jeder strebt nach Liebe, will sie fühlen, geben und teilen. Liebe scheint nicht greifbar, dennoch weiß jeder für sich, wie er sie definiert. Sie mit Worten zu beschreiben, fällt den meisten Menschen schwer.

Längste Brücke der Welt: Diese Brücke ist mehr als 164 Kilometer lang!
Menschliche Rekorde Längste Brücke der Welt: Diese Brücke ist mehr als 164 Kilometer lang!

Kein Wunder, denn Liebe ist eine schöpferische Kraft, die Menschen in ferne Länder auswandern lässt und auf eine Weise belebend sein kann, dass man über seine Grenzen hinauswächst.

Man kann nicht alles definieren - Liebe gehört dazu

Eine, zugegeben sehr trockene, sozialpsychologische Definition von Liebe lautet wie folgt:

Liebe ist eine Einstellung, die eine affektive (Zuneigung, Zärtlichkeitsgefühle, Leidenschaft, Freude in Bezug auf die geliebte Person), kognitive (Aufwertung und Idealisierung der geliebten Person) und Verhaltenskomponente (Annäherung an und Umarmung der geliebten Person) aufweist.

Und obwohl das richtig ist, wird diese Definition der Liebe nicht gerecht. Liebe ist emotional, Liebe ist geistlich, Liebe ist körperlich. Aus all diesen Komponenten formt sich ein unbeschreibliches Gefühl, ohne das dem Leben eine Besonderheit fehlt. Für manche Menschen fehlt ohne Liebe sogar der Sinn des Lebens - so macht- und kraftvoll ist sie.

Im Folgenden erfahrt Ihr, was Liebe im Körper in Gang setzt, welche Sprache Liebe spricht, wo eigentlich der Unterschied zwischen verliebt sein und lieben ist und warum Selbstliebe einen bedeutsamen Pfeiler für die partnerschaftliche Liebe darstellt.

So reagiert der Körper im Liebestaumel

"Schmetterlinge im Bauch" sind ein unbeschreiblich schönes Gefühl der wachsenden Liebe.
"Schmetterlinge im Bauch" sind ein unbeschreiblich schönes Gefühl der wachsenden Liebe.  © 123RF/artemfurman

"Schmetterlinge im Bauch", die "rosarote Brille" und die dauerhaft gute Laune sind nicht nur Redewendungen und zwischenmenschliche Phänomene des Verliebtseins und der Liebe, sondern das Resultat biochemischer Prozesse im Körper.

Denn Hormone bilden einen berauschenden Cocktail, der Liebe körperlich spürbar macht.

Neurowissenschaftler aus Tübingen fanden heraus, dass besonders jene Gehirnareale aktiviert werden, die eine hohe Dichte von Oxytocin- und Vasopressin-Rezeptoren aufweisen. Oxytocin wird umgangssprachlich als Kuschelhormon bezeichnet, weil es die Bindung zueinander stärkt. Vasopressin versorgt hingegen die Geschlechtsteile mit ausreichend Blut.

Ergo: Sowohl die emotionale als auch die körperliche Anziehung wird hormonell geformt und stetig verstärkt.

Zudem werden die Hormone Dopamin, Serotonin und Adrenalin vermehrt ausgeschüttet, wenn man sich verliebt. Diese drei sorgen für das unvergleichliche Bauchkribbeln, die Idealisierung des (neuen) Schatzes und für die atemberaubenden Glücksgefühle. Liebe kann also tatsächlich derart berauschen, dass sie süchtig macht.

Genau dieses Suchtpotenzial der Liebe steht einigen Menschen tatsächlich im Weg, aber dazu später mehr.

Unterschiede zwischen Liebe und verliebt sein

Liebe ist eines der stärksten Gefühle des Seins.
Liebe ist eines der stärksten Gefühle des Seins.  © 123rf/serezniy

Verliebt sein und Liebe ist nicht dasselbe - weder körperlich noch emotional. Denn während des Verliebtseins sind vor allem biochemische und psychische Prozesse im Gange.

Sobald man sich einem anderen Menschen auf besondere Weise annähert, wird man mit Endorphinen und Dopamin, den sogenannten Glückshormonen, nahezu überflutet. Sie reizen das limbische System im Gehirn, was temporär dazu führt, nicht mehr rational zu denken. Man fühlt ausschließlich und diese Gefühle sind überragend.

Sobald man sich auch körperlich näher kommt, sorgt Oxytocin für starke Bindungsgefühle. Auch deshalb will man in der Anfangsphase einer Beziehung ständig miteinander schlafen und interpretiert in die eigene Gefühlslage große Liebe hinein.

Es mag sein, dass man seinen Herzensmenschen tatsächlich gefunden hat und ihn oder sie wirklich zu lieben beginnt. Dennoch sind die oben geschilderten "Symptome" keine klassischen Anzeichen von Liebe. Denn Liebe ist deutlich komplexer.

Weil das berauschende Gefühl der Verliebtheit eine hormonelle Besonderheit ist, die der Körper nicht ewig aufrechterhalten kann, vergehen diese Gefühle nach einigen Monaten. Häufig spürt man nach etwa einem halben Jahr, dass sich die Gefühle für seinen Schatz verändern.

Viele Menschen interpretieren diesen emotionalen Wandel falsch und setzen ihn mit dem Abschwächen von Gefühlen gleich. Die Sorge, die Beziehung könnte nicht mehr die richtige sein, wird mit Gedanken an Trennung genährt.

Aber was steckt wirklich dahinter? Endet die Verliebtheit, öffnet sich ein Tor zur Liebe. Plötzlich kribbeln Küsse nicht mehr im Bauch und das Herz macht nicht länger einen Sprung, sobald man den Namen des Schatzes auf dem Handydisplay sieht, dafür kommen andere Gefühlsebenen zum Vorschein:

Vertrautheit, Innigkeit, Zugehörigkeit, Nähe, Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit sind Gefühle der Liebe.

Die Verbindung zueinander erreicht eine neue, höhere Ebene. Allerdings kann das nur geschehen, wenn man die Beziehung nicht plötzlich als langweilig betrachtet, sondern die neu gewonnenen Gefühle als Geschenk sieht.

Weil aber das berauschende Gefühl der Verliebtheit einen täglichen Kick verspricht, beenden einige Menschen ihre Partnerschaft an dieser Stelle, um diesen hormonellen Rausch schnellstmöglich mit jemand neuem erleben zu können.

Dieses "Beziehungs-Hopping" mag auf den ersten Blick aufregend sein, aber langfristig wird man weder zur Ruhe noch zu wahrhaftiger Liebe finden.

Die nonverbale Sprache der Liebe - Taten statt Worte

Vermeintlich kleine Gesten können ganz große Gefühle bedeuten.
Vermeintlich kleine Gesten können ganz große Gefühle bedeuten.  © 123rf/Milkos

"Ich liebe Dich" sind drei magische Worte. Aber oft sprechen Taten mehr als Worte. Liebe hat ihre ganz eigene Sprache und wenn man genau hinhört, wird man sie entschlüsseln und anhand von Gesten und Taten wahre Liebe erkennen.

Zweisamkeit: Nimmt man sich ausreichend Zeit füreinander, zelebriert und genießt sie, kann das ein Zeichen von Liebe sein. Gemeinsame Frühstücke am Wochenende, der liebevolle Gute-Nacht-Kuss am Abend oder gemeinsame Hobbys sind Beziehungsrituale, die wert- und wundervoll sind.

Anerkennende Worte: "Danke, dass Du an meiner Seite bist und mich so unterstützt", "Du bist wirklich ein toller Mensch" und "Ich bin sehr dankbar für Dein Verständnis, das ist nicht selbstverständlich" sind Worte der Wertschätzung und haben viel Gewicht. Neben dem magischen "Ich liebe Dich" zeigen sie tiefe Verbundenheit und große Gefühle.

Liebevolle Geschenke: Hierbei geht es nicht um den materiellen Wert, sondern vielmehr um den Gedanken dahinter. Man sieht etwas, denkt an seinen Schatz und erfreut sich an seiner oder ihrer Freude. Egal, ob das selbst gekochte Lieblingsessen als Überraschung am Abend oder eine hübsche Teetasse für seinen oder ihren Morgentee: Die Aufmerksamkeit zeigt, wie viel man seinem Schatz bedeutet.

Gegenseitige Unterstützung: Immer füreinander da zu sein und sich gegenseitig aufzufangen, wenn man droht zu fallen, sind große Taten großer Gefühle. Denn besonders in schwierigen Zeiten ist Zusammenhalt nicht nur wichtig, sondern auch ein Zeichen aufrichtiger Liebe. Das kann die Unterstützung bei Krankheit sein, in der man seine körperlichen und mentalen Schwächen zeigt und sich nicht für diese schämt. Aber auch "nur" kleine unterstützende Taten, wie das Auto in die Werkstatt zu bringen, um seinem Schatz den Tag stressfreier zu gestalten, sind Gesten der Fürsorge und Liebe.

Intimität und Zärtlichkeiten: Natürlich darf und soll die körperliche Komponente nicht fehlen, denn auch sie ist ein wundervolles nonverbales Zeichen der Liebe. Hierzu zählt selbstverständlich ein leidenschaftliches Liebesspiel, aber auch liebevolle Küsse zwischendurch, innige Umarmungen, kuscheln auf der Couch oder das Tanzen in der Küche beim gemeinsamen Kochen gehören zur Sprache der Liebe.

So wichtig ist Selbstliebe für die partnerschaftliche Liebe

Selbstliebe ist ein innerer Prozess und enorm wichtig für das Selbstwertgefühl und die Partnerschaft.
Selbstliebe ist ein innerer Prozess und enorm wichtig für das Selbstwertgefühl und die Partnerschaft.  © 123rf/photolight2

Man liebt seinen festen Partner bzw. seine feste Partnerin, seine Kinder, Eltern, Freunde und Haustiere. Alle Menschen und Tiere werden auf unterschiedlichste Weise geliebt, denn man hat viel Liebe zu geben. Aber wen sollte man außerdem lieben, um ein erfülltes Leben zu leben? Richtig, sich selbst.

Selbstliebe ist eine unterschätzte, aber sehr wichtige Liebe im Leben. Sie trägt sowohl zur mentalen als auch zur körperlichen Gesundheit bei und ist sogar ein wichtiger Faktor für eine funktionierende Partnerschaft.

Denn wer sich selbst liebt, ist emotional stabiler, kennt seinen eigenen Wert und übt sich in bedeutender Selbstfürsorge. Regelmäßiger Sport, eine ausgewogene Ernährung, konstante Psychohygiene und achtsame Selbstreflexionen wirken sich somit positiv auf die körperliche und mentale Gesundheit aus.

Zudem fällt es sich selbst liebenden Menschen leichter, Liebe für andere Menschen zu empfinden. Schließlich wissen sie, dass sie selbst liebenswert sind und können somit starke Gefühle für andere besser zulassen. Auch das Annehmen von Liebe fällt ihnen dadurch bedeutend leichter.

Liebe ist unvergleichbar und undefinierbar

Hormonell gesehen lieben alle Menschen gleich. Denn die biochemischen Prozesse im Körper ähneln sich stark. Dennoch empfindet jeder Mensch Verliebtheit oder Liebe individuell.

Schließlich kommt es mitunter auf die persönliche Verbindung zweier Menschen an und darauf, welche Gefühle man wann, wie und womit ausdrückt.

Was ist Liebe? Diese Frage ist so weitreichend, philosophisch, sozialpsychologisch, biochemisch und zwischenmenschlich, dass sie nicht pauschal zu beantworten ist.

Fakt ist aber, dass Liebe eines der stärksten Gefühle, wenn nicht sogar DAS stärkste Gefühl des Menschen ist. Nicht grundlos hat sie unvergleichbare Kraft: Liebe ist absolut einzigartig.

Titelfoto: 123RF/nd3000

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