"Hoovering": Ex akzeptiert Trennung nicht - So verhältst Du Dich richtig
Die Partnerin oder der Partner akzeptiert die Trennung nicht und zeigt toxische Rückgewinnungsversuche - eine sehr belastende Situation für die Betroffenen. Welche Gründe es für dieses Trennungsphänomen gibt und wie man sich am besten vor dem sogenannten Hoovering schützen kann, erfahrt Ihr jetzt.
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Sobald eine Beziehung endet, trennen sich die Wege in der Regel. Aber was passiert, wenn der oder die Ex die Trennung nicht akzeptiert und sogar beängstigende Verhaltensweisen zeigt?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, den oder die Ex zurückgewinnen zu wollen.
Man sollte es grundsätzlich versuchen dürfen - mit Respekt und Herzblut. Schließlich haben viele Lieben eine zweite Chance verdient.
Was ist beim sogenannten Hoovering anders?
Dieser Begriff leitet sich aus dem Englischen ab und bedeutet so viel wie "aufsaugen" oder "festsaugen". Ziel des Hooverings ist zwar auch die Rückgewinnung des oder der Verflossenen, aber auf eine toxische Art und Weise. Denn beim Hoovering drängt man sich zurück ins Leben des oder der Ex, will ihn oder sie erweichen und wieder von seiner bzw. ihrer Energie zehren - ohne Kompromisse oder Einsicht.
Wie man Hoovering von ernsten Rückgewinnungsversuchen unterscheiden kann, es erkennt und beendet und sich nachhaltig vor diesem toxischen Trennungsphänomen schützt, erfahrt Ihr jetzt.
Hoovering vs. ernste Rückgewinnungsversuche
Euer Partner bzw. Eure Partnerin akzeptiert die Trennung nicht und überschreitet Grenzen? Rückgewinnungsversuche können sich sehr romantisch äußern, manchmal auch etwas verzweifelt wirken, zum Teil aber sogar sehr beängstigend sein.
Die folgenden Abgrenzungen können hilfreich sein, aufrichtige Absichten von bedenklichem Verhalten zu differenzieren:
Ernste Rückgewinnungsversuche
- Man akzeptiert die Trennung.
- Man bereut die Fehler.
- Man ist daran interessiert, gemeinsam am Beziehungsproblem zu arbeiten.
- Man will sich und sein Verhalten ändern.
Hoovering
- Trennung kann nicht akzeptiert werden.
- Partnerschaftsprobleme werden vollkommen ausgeblendet.
- Reges und inadäquates Aufdrängen nach Trennung.
- Der oder die Ex soll wieder vollständig eingenommen werden.
- Dem oder der Ex wird wiederholt ein schlechtes Gewissen gemacht, um den Treffen zuzustimmen.
Wichtige Anmerkung: Häufig zeigen Menschen, die Hoovering betreiben, narzisstische Persönlichkeitszüge oder weisen sogar eine Persönlichkeitsstörung auf. Beide Störungsbilder eint, dass betroffene Personen von der Energie ihrer Partner oder Partnerinnen zehren. Ist dieser "Energiefluss" unterbrochen, möchten sie die Verbindung unbedingt wieder herstellen.
An dieser Stelle soll ausdrücklich erwähnt werden, dass dieser Artikel nicht als Diagnose etwaiger psychischer Erkrankungen dienen soll, sondern lediglich einen Einblick in die psychischen Hintergründe bezweckt.
Hoovering erkennen und beenden - 5 Verhaltensstrategien
Beim Hoovering werden alle möglichen Register gezogen, um sich wieder und wieder in das Leben des oder der Verflossenen zu drängen. Das kann sich folgendermaßen zeigen:
- Anrufe, WhatsApp, E-Mails
- Social Media
- Überraschende Besuche zu Hause oder bei der Arbeit
- Geschenke via Post oder Bote
- Wiederholte und hartnäckige Einladungen zu einem Treffen.
Spürt man Unwohlsein oder gar Angst, sind das ernstzunehmende Warnsignale. Spätestens jetzt sollte man klare Grenzen ziehen - mit polizeilicher Unterstützung, wenn nötig.
Die folgenden fünf Verhaltensstrategien können dem Hoovering endlich ein Ende setzen:
1. Explizite Worte
Um die Trennung unmissverständlich klarzumachen, sind explizite Worte wichtig und richtig. "Vielleicht können wir ja Freunde bleiben" ist viel zu vage und schürt Hoffnung beim Gegenüber.
Man sollte sich weder auf unnötige Diskussionen einlassen noch derbe Anschuldigungen ertragen oder sogar verzweifelten Liebesbekundungen nachgeben. Es gibt triftige Gründe für die Trennung. Punkt.
2. Vollständiger Kontaktabbruch
Sobald einer von beiden die Trennung nicht akzeptiert oder noch nicht überwunden hat, ist ein platonisches Verhältnis nicht möglich. Deshalb gilt, den Kontakt wirklich vollkommen abzubrechen. Das Blockieren in den sozialen Medien, das Löschen der Telefonnummer und das Meiden gemeinsamer Kontakte ist hierbei anzuraten.
Ist das aufgrund gemeinsamer Kinder, beruflicher Verknüpfung oder anderweitigen gemeinsamen Verpflichtungen nicht möglich, sollte der Kontakt aufs Wesentliche beschränkt werden.
3. Soziales Umfeld einweihen
Wird man Opfer vom Hoovering kann es passieren, dass gemeinsame Kontakte plötzlich über persönliche oder intime Dinge informiert sind - egal, ob wahr oder erfunden. Um im Vorfeld zu deeskalieren, sollte man seine engen Verwandten und Vertrauten in das Trennungsgeschehen einweihen.
Schließlich tut es nicht nur gut, über seine Gedanken und Gefühle zu sprechen, sondern es kann gleichzeitig eine beschützende Funktion darstellen. Darüber hinaus kann diese Einweihung dazu beitragen, sich besser und schneller von Schuldgefühlen zu befreien.
4. Geduld für sich selbst aufbringen
Zeigt der oder die Ex penetrante Verhaltensweisen, die einen mürbe machen sollen, kann das enorm kräftezehrend sein. Hierbei ist es sehr wichtig, sich selbst den Raum zu geben, das alles adäquat zu verarbeiten. Die eigenen Gefühle, Gedanken, Sorgen und Ängste sind wichtige Empfindungen, die Zeit brauchen, um zur Ruhe zu kommen.
Diese Beziehung hinter sich zu lassen und auch das Hoovering zu verarbeiten, erfordert Geduld mit sich selbst. Wer diese Geduld aufbringt, durchläuft den Heilungsprozess deutlich gesünder und schneller.
5. Professionelle Unterstützung suchen
Nimmt das Hoovering Ausmaße an, die besorgniserregend und angsteinflößend sind, sollte man diesen Kampf nicht länger alleine austragen. Erfahrene Psychologen und Psychologinnen können wertvolle und effektive Strategien vermitteln, wie man besser mit dem Hoovering umgehen und es zeitnah beenden kann.
Helfen alle endgültigen Trennungsversuche nicht und sieht man eine echte Gefahr für Leib und Leben, ist der Gang zur Polizei der richtige Schritt. Die Beamten können eine Anzeige aufnehmen und sogar rechtliche Schritte einleiten, die einen schützen können.
Wichtig! Sowohl therapeutische als auch rechtliche Unterstützung ist weder übertrieben noch feindselig - jeder Mensch hat andere Grenzen und unterschiedliche Empfindungen, wann diese überschritten werden.
5 Gründe, warum Partner die Trennung nicht akzeptieren
Wer genau zum Hoovering neigt, ist nicht pauschal zu beantworten. Es ist ein Zusammenspiel aus persönlichen Charaktereigenschaften und Lebenserfahrungen.
Dennoch sind diese fünf Gründe häufige Ursachen fürs Hoovering:
1. Persönlichkeitsstörungen: Wie oben bereits erwähnt, können Narzissmus und andere Persönlichkeitsstörungen zum Hoovering nach einer Trennung führen. Bei Tätern und Täterinnen ist dann das Ego derart stark verletzt, dass ihnen Bewunderung und Bestätigung des oder der Verflossenen fehlen. Die toxischen Rückgewinnungsversuche dienen dem Zweck, diese Anerkennung wiederzuerlangen.
2. Kontrollsucht: Mitunter der häufigste Grund für das Hoovering ist Macht und Kontrolle. Der oder die Verflossene soll weiterhin kontrolliert werden, indem man Macht über die Person ausübt und die Beziehung dominiert.
3. Verlustangst: Beim Hoovering wird die Trennung nicht akzeptiert, beklemmende Maßnahmen sollen diese möglichst schnell rückgängig machen. Dieses toxische Verhalten kann mit starken Verlustängsten begründet sein. Die innere Leere ist so groß, dass nur dieser eine Mensch sie füllen kann. Ergo, es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, diese unerträgliche Angst vor dem Verlust zu beenden.
4. Gefühl der Einsamkeit: Täter des Hoovering sind größtenteils von externer Bestätigung abhängig. Sie ernähren sich energetisch von dem Zuspruch und der Bewunderung anderer. Ist der Partner oder die Partnerin plötzlich nicht mehr Teil des eigenen Lebens, fühlen sich diese Personen derart einsam und leer, dass sie alles daran setzen, wieder die benötigte Nähe und Bewunderung zu erhalten.
5. Geringer Selbstwert: Beginnen Menschen zu hoovern, fehlt ihnen die Kontrolle und Macht über eine andere Person. Diese zwei Parameter geben ihnen das Gefühl, über dem Partner oder der Partnerin zu stehen, das wiederum stärkt ihr Selbstwert. Wären sie im Einklang mit sich selbst, bräuchten sie kein Machtgefälle innerhalb einer festen Beziehung.
Fazit: Wenn die Trennung nicht akzeptiert wird, muss man sich selbst schützen
Hoovering hat nichts mit aufrichtiger Liebe zu tun, sondern ist ein höchst manipulatives Verhalten. Auch romantische Gesten, emotionale Liebesbekundungen und herzerwärmende Versprechungen sind nur Taktik, keine ernsten Absichten.
Wenn ehemalige Partner eine Trennung nicht annehmen und beginnen zu hoovern, ist es wirklich wichtig, Grenzen zu setzen, diese vehement durchzusetzen, sich etwaige Hilfe zu suchen und sich nicht davor zu scheuen, gegebenenfalls sogar die Polizei zu informieren. Der eigene Heilungsprozess sollte jetzt im Fokus stehen - ebenso die eigene Sicherheit.
Titelfoto: 123RF/jackf