Offene Beziehung: 10 wichtige Regeln, damit es klappt
Eifersucht und Untreue sind Bestandteile vieler Partnerschaften. Denn wir möchten unsere Partner nicht verlieren und haben unterschwellig oft Angst, betrogen zu werden. Das Modell einer offenen Beziehung soll diesen toxischen Themen den Garaus machen und für mehr Entspannung sorgen. Das klappt aber nur mit zusammen festgelegten Regeln.
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- Was ist eine offene Beziehung genau?
- Wie kann eine offene Beziehung funktionieren?
- 10 Regeln für eine funktionierende offene Beziehung
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- 1. Regel: Beide müssen es wollen
- 2. Regel: Beidseitiges Einverständnis aussprechen
- 3. Regel: Sex außerhalb der Beziehung klar definieren
- 4. Regel: "No-Gos" festlegen
- 5. Regel: Die Verhütung bestimmen
- 6. Regel: Kontaktregeln besprechen
- 7. Regel: Die Frage nach den Details
- 8. Regel: Paarzeit nicht vergessen
- 9. Regel: Ehrliche Kommunikation
- 10. Regel: Vertrauen darf nicht brechen
- Vor- und Nachteile einer offenen Beziehung
- Fazit: Eine offene Beziehung muss nicht der Anfang vom Ende sein
Was ist eine offene Beziehung genau?
Um sich in einer ebenbürtigen offenen Beziehung zu befinden, muss das Paar zwei wichtige Kriterien erfüllen:
Beide Partner müssen damit einverstanden sein, auch außerhalb ihrer Partnerschaft Sex zu haben und sie müssen ihr Einverständnis explizit ausgesprochen haben.
Das ist die Basis für eine polygame Beziehung, denn andernfalls käme es einer "pseudooffenen" Beziehung gleich. Hierbei geht nur ein Partner dem Sex außerhalb der festen Beziehung nach. Ergo, es handelt sich hierbei um einseitige Polygamie.
- Der Begriff Polygamie leitet sich aus dem Altgriechischen ab und setzt sich aus den Begriffen poly für viel und gamos für Ehe ab. Polygamie meint ursprünglich eine Ehe mit mehreren Partnern, wurde aber in der Neuzeit als "außerpartnerschaftlicher Sex mit wechselnden Personen" neu definiert.
- Dem gegenüber steht die Monogamie. Eine monogame Beziehung ist eine beidseitig treue Partnerschaft - das Beziehungsmodell, wie wir es kennen und größtenteils bevorzugen. Denn es liegt nicht in der menschlichen Natur, Geliebtes gerne zu teilen. Um jedoch Eifersucht und Untreue aus der monogamen Beziehung zu verbannen, kann eine offene Beziehung Abhilfe schaffen.
Hierbei geht es nicht um Liebe, sondern ausschließlich um Sex mit einer Person außerhalb dieser Zweierbeziehung. Das hat Vor- und Nachteile.
TAG24 stellt Euch 10 Regeln für eine offene Beziehung vor.
Wie kann eine offene Beziehung funktionieren?
Wie genau eine offene Beziehung aussieht, ist grundsätzlich dem Paar selbst überlassen. Denn es gibt zahlreiche Gründe, weshalb man dieses neue Beziehungs-Territorium betreten möchte. Mögliche Gründe können sein:
- ein Partner möchte deutlich mehr Sex als der andere
- ein Partner ging fremd und eine offene Beziehung soll Entspannung in die Partnerschaft bringen
- die sexuellen Vorlieben sind sehr unterschiedlich
- einer oder gar beide können oder wollen sexuell nicht treu sein
Egal welche Gründe der Ursprung sind, eine offene Beziehung braucht Regeln. Nur so kann das Paar langfristig ein Paar bleiben - mit allen Vorzügen eines Singles.
10 Regeln für eine funktionierende offene Beziehung
Damit eine offene Beziehung funktionieren kann und beide Partner gleichermaßen glücklich sein können, ist Offenheit und Vertrauen wichtig. Hält man sich an festgelegte Regeln und kann darauf vertrauen, dass sie nicht gebrochen werden, kann eine offene Beziehung durchaus ein Mehrwert für Leben und Liebe sein.
1. Regel: Beide müssen es wollen
Sofern man den Schritt in eine offene Beziehung wagen möchte, ist es die oberste Priorität, dass beide Partner es gleichermaßen wollen. Es muss nicht zwangsläufig dieselbe Motivation hinter diesem "Neuanfang" stehen, aber beide Partner müssen absolut und ohne Zweifel hinter der Idee stehen.
Lässt sich einer der beiden dazu drängen oder überreden, endet das meist nur in (noch mehr) Eifersucht, herben Enttäuschungen und Streit.
Eine offene Beziehung soll der Beziehung mehr Freiraum und Entspannung bieten - das funktioniert nur, wenn beide dieses Abenteuer aufregend finden und mit positiven Gefühlen verbinden.
2. Regel: Beidseitiges Einverständnis aussprechen
Ist die Entscheidung für eine offene Beziehung gefallen, reicht es nicht, darüber gesprochen zu haben. Steht die Idee noch im Raum, ist das kein Startschuss für das "offene Wir 2.0". Beide Partner müssen ihr explizites Einverständnis aussprechen. Erst dann existiert die gegenseitige Tolerierung für Sex mit anderen Personen außerhalb der Beziehung.
Manche Paare halten dieses Agreement sogar schriftlich fest. Solche "Vertragsverhandlungen" können sexy sein, wie uns Fifty Shades of Grey lehrte. Also nur zu: Erlaubt ist, was gewollt ist.
3. Regel: Sex außerhalb der Beziehung klar definieren
Um nicht nach Hause zu kommen und den oder die Liebste/n in flagranti mit der neuen Eroberung sehen zu müssen, sollte über das wo, wann und mit wem gesprochen werden. Die Regeln für eine offene Beziehung sehen vor, transparent darüber zu sprechen, ob man das gemeinsame Bett für seine außerpartnerschaftlichen Abenteuer nutzen darf. Denn für viele Paare ist das gemeinsame Bett ein Ort der Liebe und Leidenschaft, in dem kein anderer Mensch etwas zu suchen hat.
Darüber hinaus ist es wichtig zu klären, mit wem man Sex haben darf. Bekannte und Freunde sind oft tabu, denn dieses soziale Umfeld ist für viele zu nah. Man sieht sich schließlich auf Geburtstagen oder bei Grill- und Spielabenden. Auch das Thema Kollegen sollte genauestens besprochen werden, denn auch das birgt einige Gefahren. Zum einen kann eine Liebschaft im Büro immer mit großem Stress verbunden sein, zum anderen ist die Gefahr des Verliebens gegeben. Schließlich verbringt man rund 40 Stunden pro Woche bei der Arbeit.
Auch Urlaubsflirts, Ex-Partner und Ex-Partnerinnen, Swinger-Clubs, Tantra-Partys oder Bordellbesuche müssen bedacht und abgesprochen werden. Hier muss das Paar genau definieren, wo die Grenzen liegen und wann man sie überschreitet.
4. Regel: "No-Gos" festlegen
Unter "No-Gos" kann alles fallen, das in der offenen Beziehung strikt verboten ist. Ob das ein bestimmter Personenkreis ist, ein spezieller Ort oder auch gewisse Sexualpraktiken sind, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass diese Grenzen besprochen und bewahrt werden.
Besonders bei dieser Regel ist Vertrauen sehr wichtig. Beide Partner müssen sichergehen können, dass diese Regel nicht gebrochen wird und sollte es doch passieren, dass ehrlich und offen darüber gesprochen wird.
Bei Regelbrüchen sollte gelten: Den Partner ausreden lassen, sich in ihn oder sie hineinversetzen und es nicht sofort als mangelnde Liebe werten. Sobald man offen und ehrlich miteinander ist, kann man eine gemeinsame Lösung finden.
5. Regel: Die Verhütung bestimmen
Sobald man mit mehreren verschiedenen Menschen schläft, steigt das Risiko, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken. Deshalb ist die Frage nach der Verhütung in offenen Beziehungen sehr wichtig.
Ein verbreiteter Umgang in polygamen Partnerschaften ist die Verhütung mit einem Kondom außerhalb der Beziehung. Der gemeinsame Paarsex wird hingegen oft und gerne ohne Verhütung genossen. Das hat mitunter den Grund, dass man sich auf diese Weise Exklusivität zeigt. Nur mit dem Menschen des Herzens gibt man sich der ungeschützten Lust und Liebe hin.
Wichtig: Verhütung ist immer eine wichtige Komponente beim Geschlechtsverkehr. Denn man sollte sowohl seine eigene als auch die Gesundheit des Sexualpartners respektvoll und sorgsam behandeln.
Tipp: Um seine Gesundheit sicherzustellen, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und bestimmte Tests sinnvoll. Eure Ärzte (Hausarzt, Urologe oder Gynäkologe) können hierzu wertvolle Tipps und Anregungen geben.
6. Regel: Kontaktregeln besprechen
Es ist eine Sache, wenn der oder die Liebste mit fremden Menschen schläft, eine andere, wenn fortwährend Kontakt zwischen ihnen besteht. Hier kann schnell die Angst aufkommen, dass ernste Gefühle entstehen.
Deshalb ist es wichtig, Kontaktregeln aufzustellen, die festlegen, inwiefern man mit den Sexualpartnern kommuniziert und wie engmaschig das geschehen darf. Zudem ist es sinnvoll, gewisse Rahmenbedingungen hinsichtlich der Sexualpartner festzulegen. Sind Übernachtungen erlaubt? Muss es nach einem (Sex-)Date enden oder darf eine Affäre entstehen?
Kontaktregeln sind äußerst wichtig in einer offenen Beziehung, denn ohne sie befindet sich das Paar in einer omnipräsenten Grauzone.
7. Regel: Die Frage nach den Details
Menschen sind neugierig. Betrifft es die Liebsten, sind Menschen sogar sehr neugierig. In einer offenen Beziehung ist es aber nicht immer vorteilhaft, zu viele (pikante) Details zu offenbaren oder zu erfragen. Denn Gesagtes ist gesagt - egal wie wohl oder unwohl Mann oder Frau sich damit fühlt.
Deshalb sollten polygame Paare immer im Vorfeld abklären, wie viel sie von den sexuellen Begegnungen des Partners/ der Partnerin wissen möchten.
Tipp: Ist eine offene Beziehung Neuland, kennt man seine persönlichen Grenzen noch nicht gänzlich. Deshalb sollte man es testen und die erzählten Facetten auf sich wirken lassen. Schnell wird man spüren, mit welchen Details man zurechtkommt und welche Einzelheiten einen Stich ins Herz bedeuten.
8. Regel: Paarzeit nicht vergessen
Für jedes Paar, ob mit Kindern oder ohne, ist Paarzeit wichtig. Nur so kann die Beziehung am Leben erhalten werden und die Lust aufeinander konstant bleiben.
In einer offenen Beziehung ist Pärchenzeit jedoch aus zwei weiteren Gründen elementar: Zum einen sollte sich das Paar klar gegenüber anderen sexuellen Kontakten abgrenzen und diese Zeit als wertvolles Geschenk für die Partnerschaft betrachten. Zum anderen ist Paarzeit enorm wichtig, damit einer Entfremdung vorgebeugt wird.
Denn wechselnde Sexualpartner, regelmäßige Dates und spannende Abenteuer können einem schnell den Blick auf die eigene Beziehung verschleiern.
9. Regel: Ehrliche Kommunikation
Eine ehrliche und transparente Kommunikation ist natürlich in jeder Partnerschaft wichtig, in einer offenen Beziehung ist sie jedoch existenziell. Denn sobald man sich mit etwas nicht wohlfühlt, Eifersucht aufkeimen spürt, obwohl genau diese ausgemerzt werden sollte, oder die Regeln neu definiert werden müssen: Es muss an- und ausgesprochen werden.
Denn egal wie offen eine Beziehung sein mag, sie ist immer noch eine Beziehung zweier sich liebender Menschen.
Deshalb sollten beide stets um die Gefühlswelt des anderen Bescheid wissen und sich gleichzeitig darauf verlassen können, selbst immer offen und ehrlich sein zu dürfen.
10. Regel: Vertrauen darf nicht brechen
In einer offenen Beziehung dürfen die gemeinsam aufgestellten Regeln keinesfalls gebrochen werden. Nur wenn man Tabus einhält, kann man Vertrauen erwarten und selbst Vertrauen schenken. Schließlich geht man mit der "erlaubten Untreue" schon sehr weit.
Dennoch sind Menschen nicht frei von Fehlern. Es kann durchaus passieren, dass ein Tabu ausgereizt oder sogar gebrochen wird. Hier ist dann Punkt 9 wichtig und richtig: ehrliche Kommunikation. Da es sich bei den Regeln für eine offene Beziehung um Sex handelt, sollte man immer vor Augen haben, wie hitzig und scharf eine erotisch aufgeladene Situation sein kann. Lieber sucht man das aufrichtige Gespräch und beichtet seinen Regelbruch, als zu riskieren, dass es herauskommt.
In diesem Fall dürfte das Vertrauen einen extremen Schaden erleiden und die Beziehung - offen oder nicht - auf der Kippe stehen.
Vor- und Nachteile einer offenen Beziehung
Wenn Menschen nicht treu sein können oder wollen, kann eine offene Beziehung eine Alternative sein. Durch die klaren Absprachen wird keiner hintergangen und niemand muss sich mit seinem schlechten Gewissen nach einem Seitensprung quälen.
Darüber hinaus kann eine offene Beziehung eine Art Neustart nach einer Untreue sein. Öffnet man seine Partnerschaft, begibt man sich auf neues Territorium - manche Ängste können schwinden, andere entstehen.
Vorteile einer polygamen Beziehung
Einer der wesentlichen Vorteile an einer offenen Beziehung ist nicht allein der erlaubte Sex mit anderen Personen, sondern auch die Tatsache, sich und dem Partner einzugestehen, dass dieses sexuelle Interesse vorhanden ist. Wie oft beteuern wir, dass unser Partner/ unsere Partnerin der oder die einzige ist, der/ die unser Blut in Wallung versetzt - ist das wirklich die Wahrheit?
Hinzu kommt, dass unerfüllte sexuelle Bedürfnisse außerhalb der Partnerschaft ausgelebt werden können. Das führt oft zu mehr Ausgeglichenheit in einem selbst und folglich zu mehr Zufriedenheit innerhalb der Beziehung.
Sollte Untreue bereits ein großes Thema in der aktuellen oder vergangenen Partnerschaft gewesen sein, kann die Öffnung der Beziehung Untreue als Trennungsgrund nahezu ausschließen. Denn niemand muss lügen oder irgendwas und irgendwen verheimlichen.
Anstatt den Partner zu hintergehen, gibt sich das Paar in einer offenen Beziehung die nötige Freiheit, um sich nicht gegenseitig einzuschränken. Das kann als Zeichen großer Liebe und großem Vertrauen gewertet werden.
Das Credo: "Wie lieben nur einander, sind aber frei" gibt vielen Paaren das Gefühl, eine Partnerschaft ohne Besitzansprüche zu führen.
Nachteile von Polygamie
Wagt man den Schritt in eine offene Beziehung, kommen manchmal ungeahnte Ängste und Unsicherheiten ans Tageslicht. Auch Verlustangst und daraus resultierende Eifersucht können erhebliche Nachteile in einer polygamen Beziehung sein.
Um seinem Partner oder seiner Partnerin nicht nur die nötige sexuelle Freiheit zu geben, sondern gleichzeitig mit sich selbst im Reinen zu sein und es zu bleiben, müssen negative Gefühle reflektiert werden. Das bedeutet, man sollte die Gründe für aufkommende Eifersucht herausfinden.
Mit folgenden Fragen an sich selbst kann das gelingen:
- Habe ich Angst, meinen Schatz an einen anderen Menschen zu verlieren?
- Möchte ich meinen Herzenmenschen nicht sexuell teilen?
- Oder bin ich womöglich neidisch auf die sexuellen Abenteuer meines Partners bzw. meiner Partnerin?
Wichtig ist, dass Paare in offenen Beziehungen jederzeit ehrlich über all ihre Ängste und Zweifel sprechen können. Enden diese Gespräche immer wieder in Streit und Frust, muss ernsthaft darüber nachgedacht werden, ob dieses Beziehungsmodell das richtige für das Paar ist.
Übrigens: Auch in offenen Beziehungen ist Untreue möglich. Dabei handelt es sich dann nicht um sexuelle, sondern emotionale Untreue. Verschweigt ein Partner wiederholte Treffen mit einer anderen Person und lässt sogar Gefühle entstehen, ist das ein Vertrauensbruch, der unbedingt thematisiert werden sollte.
Lesetipp: Wer mehr über emotionale Untreue erfahren möchte, wird in folgendem Artikel fündig:
Fazit: Eine offene Beziehung muss nicht der Anfang vom Ende sein
Es ist nur allzu natürlich, dass sich eine feste Beziehung im Laufe der Jahre verändert. Gemeinsame Kinder, geteilte Alltagssorgen und zusammen durchlebte Beziehungsprobleme können die Lust und Leidenschaft dämpfen oder sogar einschlafen lassen. Plötzlich kommt der Vorschlag einer offenen Beziehung: Bedeutet das nun das Aus oder ist es eine große Chance? Beides ist möglich.
Fakt ist: Eine offene Beziehung ist kein Patentrezept, um eine Partnerschaft zu beleben oder gar wiederzubeleben. Für einige Paare stellt sie jedoch eine attraktive und gesunde Alternative zur monogamen Partnerschaft dar.
Wer es nicht vollkommen offen mag, kann sich auf eine zeitlich begrenzte Phase oder nur auf bestimmte Situationen beschränken. Dabei kann es sich beispielsweise um eine zweimonatige Testphase einer offenen Partnerschaft handeln oder es sind nur bestimmte Personen, wie Fremde in einem Swingerclub, erlaubt.
Jedes Paar macht seine eigenen Regeln - die Hauptsache ist immer, dass beide mit allen Regeln einverstanden sind. Ist das der Fall, kann eine offene Beziehung frischen Wind in die Partnerschaft bringen und die Liebe und das Vertrauen zueinander auf ein nächsthöheres Level befördern.
Titelfoto: 123rf/Milkos