Getrennt wohnen, aber zusammen sein? So funktioniert die LAT-Beziehung

LAT bedeutet "Living Apart Together" und meint, dass man zwar fest zusammen ist, aber nicht zusammen wohnt. Dieses Beziehungsmodell bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich und ist nicht für jedes Paar ideal. Eine LAT-Beziehung erscheint zunächst unkonventionell, kann aber die Liebe frisch halten.

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Living Apart Together - Was ist eine LAT-Beziehung?

Sich gegenseitig zu besuchen, kann die Liebe frisch halten.
Sich gegenseitig zu besuchen, kann die Liebe frisch halten.  © 123RF/gpointstudio

Für die meisten Paare stellt sich irgendwann die Frage, ob man zusammenziehen soll und will. Grundsätzlich gehört dieser Schritt in eine konventionelle Partnerschaft. Aber einige Menschen möchten ihre vier Wände lieber für sich behalten und ihren Schatz regelmäßig besuchen oder von ihm oder ihr besucht werden.

Eine feste Partnerschaft zu führen und dennoch getrennt zu wohnen, ist die genaue Bedeutung einer LAT Beziehung. Dieses "getrennte Zusammensein" kann unterschiedliche Gründe haben: Fernbeziehung, weit entfernte Arbeitsorte oder die bewusste Entscheidung, innerhalb einer Ortschaft bilokal zu leben.

Die exakte Definition einer LAT-Beziehung ist, dass sich die Personen innerhalb von zwei Stunden gegenseitig erreichen können und der Kontakt sehr regelmäßig ist.

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Menschliche Rekorde Längste Brücke der Welt: Diese Brücke ist mehr als 164 Kilometer lang!

In einer Living-Apart-Together-Partnerschaft ist die räumliche Trennung gewollt.

Das Prinzip einer LAT-Beziehung ist keineswegs neu, ganz im Gegenteil. Es stammt aus dem Jahr 1980 und wurde von der Niederländerin Cees J. Straver kreiert. Vor allem Künstler in dieser Zeit liebten und lebten diese unkonventionelle und freie Form der Liebesbeziehung. Noch heute, 44 Jahre später, finden sich zahlreiche Anhänger und Anhängerinnen und genießen die Vorteile dieses Beziehungskonzepts.

Aber wo Vorteile sind, existieren auch Nachteile. Was für und was gegen eine LAT-Partnerschaft spricht, erfahrt Ihr jetzt.

Getrennt wohnen als Paar: 12 Vor- und Nachteile

Manchmal kann Distanz Nähe schaffen.
Manchmal kann Distanz Nähe schaffen.  © 123RF/ximichnatali

Es heißt nicht grundlos: (Räumliche) Distanz schafft (emotionale) Nähe. In einer LAT-Beziehung kann genau das ein großer Vorteil sein, denn die Liebe kann durch das getrennt lebende Zusammensein unheimlich profitieren.

Zeitgleich stehen LAT-Paare auch vor großen Herausforderungen, die nicht für jede Partnerschaft gesund sind.

6 Vorteile der LAT-Beziehung

Hat jeder seine eigene Wohnung resultieren folgende sechs Vorteile, die eine Living-Apart-Together-Beziehung attraktiv machen:

  • 1. Mehr Privatsphäre: Getrennte Wohnungen bieten jedem einen Rückzugsort, an dem man sich persönlichen Dingen widmen kann.
  • 2. Keine Kompromisse: Ordnung vs. Unordnung, laut vs. leise, Frühaufsteher vs. Morgenmuffel: Eine eigene Wohnung bietet jedem die volle Unabhängigkeit.
  • 3. Wirtschaftliche Autarkie: Wer gibt wie viel wofür aus? Diese Frage stellt sich bei getrennten Wohnungen nicht. Jeder führt seinen eigenen Haushalt und wirtschaftet für sich selbst, für die er oder sie sich niemals rechtfertigen muss.
  • 4. Bewusste Dates: Sobald man sich trifft oder besucht, ist diese Paarzeit etwas Besonderes. Romantik und Zweisamkeit werden somit länger und intensiver wertgeschätzt.
  • 5. Mehr Aufmerksamkeit: Ohne einen gemeinsamen Alltag freut man sich mehr auf seinen Schatz und verbringt die gemeinsame Zeit bewusster. Man plant und unternimmt tendenziell mehr gemeinsam und schenkt sich gegenseitig viel Aufmerksamkeit.
  • 6. Leben mit Bindungsangst: Menschen mit Bindungsangst müssen nicht zu viel Nähe in ihrem (Liebes-)Leben fürchten und können sich jederzeit in ihre eigenen vier Wände zurückziehen. Durch eine LAT-Beziehung können diese Personen auch langsam lernen, mehr Bindung zuzulassen - die eigene Wohnung fungiert als Sicherheitsnetz.

6 Nachteile der LAT-Beziehung

Weil man seinen Alltag nicht oder vergleichsweise wenig miteinander teilt, müssen LAT-Paare einige Hürden überwinden - diese sechs gehören dazu:

  • 1. Doppelte Wohnkosten: Doppelte Miete, doppelte Einrichtung, doppelte Rechnungen - besonders für Paare in Großstädten ist das eine finanzielle Herausforderung.
  • 2. Kein gemeinsamer Alltag: Spontane Filmabende, gemeinsames Einschlafen und liebevolle Nähe bleiben bei getrennten Wohnungen schnell auf der Strecke. Paare in LAT-Beziehungen müssen oft mehr Energie aufwenden, sich nicht zu entfremden.
  • 3. Unsicherheit: Weil man nur temporär Teil des Alltags des anderen ist, kann sich das Gefühl einschleichen, schnell ersetzbar zu sein.
  • 4. Eifersucht: Jeder hat seine eigene Wohnung und genießt seine Me-Time. Neigt man zur Eifersucht, kann das das eigene Kopfkino ordentlich anregen und an den Nerven zerren.
  • 5. Zu hohe Erwartungen: Sobald man sich trifft, sind die Erwartungen an dieses Treffen hoch. Schließlich soll die komprimierte Paarzeit großartig sein. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, entstehen schnell Konflikte.
  • 6. Gegensätzliche Bedürfnisse nach (körperlicher) Nähe: Sobald einer mehr körperliche Nähe sucht oder sich regelmäßigere Treffen wünscht, diese Bedürfnisse aber nicht erwidert werden, kann das mentale Probleme nach sich ziehen. Man fühlt sich abgewiesen und möglicherweise sogar minderwertig.

Für wen eignet sich "Living Apart Together"?

In einer LAT-Beziehung wird die gemeinsame Zeit sehr wertgeschätzt.
In einer LAT-Beziehung wird die gemeinsame Zeit sehr wertgeschätzt.  © 123RF/javiindy

Grundsätzlich kann jeder Mensch eine LAT-Beziehung eingehen. Sie eignet sich besonders für Personen, die sich zwar eine feste Partnerschaft wünschen, sich aber ihre räumliche Autonomie und Unabhängigkeit bewahren wollen.

Das können Menschen mit Bindungsängsten sein oder auch ältere Personen, die bereits ein Eigenheim besitzen und dieses weder vermieten noch verkaufen möchten. Vielleicht befindet man sich auch erst kürzlich in einer neuen Beziehung und möchte alles deutlich langsamer angehen als in der Vergangenheit. So oder so, Living-Apart-Together-Beziehungen richten sich an alle Personen, die sich mit diesem Konzept wohlfühlen.

Damit eine LAT-Beziehung langfristig funktionieren kann, ist eine transparente Kommunikation sehr wichtig. Das Paar muss über die Bedürfnisse des anderen Bescheid wissen und seine eigenen sorglos äußern können. Zudem ist Vertrauen und Ehrlichkeit essenziell, denn nur so kann das Paar trotz getrennter Wohnungen eine Einheit bilden.

Kleiner Tipp für eine "LAT-Beziehung light"

Möchte man zwar zusammenziehen, legt aber großen Wert auf seine Privatsphäre oder lebt man bereits zusammen und fühlt sich manchmal etwas eingeengt, kann man Abhilfe schaffen. Hierfür lässt sich ein separater Raum als Rückzugsort einrichten.

Egal, ob eine Ecke für Kreativität, ein Ort der Ruhe oder ein Raum für Spiel: Das ist ein Kompromiss, mit dem vielleicht beide Liebenden glücklicher sein können.

Fazit: LAT-Beziehungen können frei gestaltet werden

Besonders bei Liebesbeziehungen herrschen bestimmte Normen. Paare ziehen irgendwann zusammen, heiraten und gründen eine eigene Familie. Sobald man sich diesen gesellschaftlichen Regeln abwendet, erntet man häufig verwunderte Blicke. Eine LAT-Beziehung wird zwar größtenteils auf Unverständnis treffen, aber die Hauptsache ist, dass sich das Paar in ihr wohlfühlt.

Auch eine Living-Apart-Together-Partnerschaft folgt keinen festgelegten Regeln, sie kann und soll frei gestaltet werden. Egal, ob festgelegte Date-Nights, zeitlich geregelte Me-Time, gegenseitiger Schlüsselaustausch oder nicht:

LAT-Beziehungen sind weder besser noch schlechter als das klassische Beziehungsmodell - sie sind einfach anders.

Titelfoto: 123RF/gpointstudio

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