Ein Paar, zwei Schlafzimmer: Der Anfang vom Ende oder gesund?
Hierzulande scheint es vollkommen normal zu sein, sich mit seinem Schatz ein Bett zu teilen. Alles andere ist vielen Menschen suspekt. Sind getrennte Schlafzimmer wirklich ein Indiz für das Ende einer Beziehung oder sind sie vielleicht sogar äußerst gesund für Körper, Geist und Partnerschaft? Ein Faktencheck mit interessanten Infos.
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Sind getrennte Schlafzimmer ein Beziehungskiller?
Der Großteil der Paare teilt sich ein Bett und manchmal sogar eine Decke. Das ist nicht nur schön und intim, sondern auch normal.
Denn sobald getrennte Schlafzimmer oder getrennte Betten sichtbar werden, wird schnell geurteilt: Man dichtet diesem Paar ernste Beziehungsprobleme, eine drohende Scheidung oder sogar eine bereits vollzogene Trennung an.
Aber sind getrennte Schlafzimmer wirklich der Anfang vom Ende oder halten sie viele positive Dinge für eine Partnerschaft bereit? Die Wissenschaft ist sich hierbei etwas uneins, denn es gibt viele Pros und einige Contras.
Grundsätzlich sind getrennte Schlafzimmer kein Indiz für ein drohendes Beziehungsaus - vorausgesetzt, die Intimität und Zärtlichkeit bleiben dabei nicht auf der Strecke.
In diesem Artikel erfahrt Ihr, wie unterschiedlich Männer und Frauen getrennte Schlafzimmer empfinden, welchen Standpunkt die Schlafforschung vertritt und zu welchen Ergebnissen eine repräsentative Studie gekommen ist.
Getrennte Schlafzimmer - Männer schlafen alleine besser
Kuscheln, Knutschen, Erotik und Gute-Nacht-Küsschen gehören zwar für viele Menschen zum nächtlichen Beziehungsritual, aber Männern geht es tendenziell besser, wenn sie alleine in den Laken liegen.
Verschiedene Test sollen gezeigt haben, dass Männer sich deutlich besser erholen, wenn ihre Partnerin oder ihr Partner nicht neben ihnen schläft. Sie können dabei nicht nur ungestört träumen, sondern profitieren außerdem von einer höheren Regeneration.
Diese Regenerationsprozesse sorgen dafür, dass die Stresshormon-Konzentration sinkt und Männer somit deutlich ausgeschlafener und energetischer aufwachen.
Der britische Schlafforscher Dr. Neil Stanley sei von diesem Ergebnis nicht überrascht, denn historisch betrachtet schlafen Menschen grundsätzlich alleine besser.
Der Körper und Geist will sich erholen und regenerieren, ohne Bettnachbarn soll der Schlaf deshalb am gesündesten sein.
Frauen brauchen seltener getrennte Betten
Alleine zu schlafen ist somit auch für Frauen eine gesunde Option. Dennoch schlafen Frauen besser als Männer, wenn sie sich ein Bett mit ihrem Schatz teilen.
Das ist damit begründet, dass Frauen tendenziell einen tieferen Schlaf haben als Männer und somit nicht so schnell von Bewegungen und Geräuschen geweckt werden. Zudem kommen Frauen mit einem unruhigen oder unterbrochenen Schlaf deutlich besser zurecht.
Das liegt in der weiblichen Physiologie, denn Frauen sind darauf gepolt, trotz Unterbrechungen oder nächtlicher Unruhe vergleichsweise erholsam zu schlafen. Denn besonders nach der Geburt eines Kindes oder in der Menopause verändert sich der weibliche Schlaf enorm.
Frauen schlafen sehr gerne neben ihrem Herzensmenschen und erwachen zumeist deutlich erholter als nach einer Nacht alleine. Das liegt mitunter daran, dass sie die Nähe zu ihrem Schatz genießen und sie sich dadurch sicher und geborgen fühlen.
Es sei denn, der Schatz schnarcht wie ein unermüdliches Sägewerk. Schließlich wird das Schnarchen des Partners als größte nächtliche Störquelle angegeben und ist der meistgenannte Grund für getrennte Schlafzimmer.
Das sagen Schlafforschung und Umfragen zu getrennten Schlafzimmern
Schlafforschung sieht getrennte Schlafzimmer positiv
Wenngleich das gemeinsame Einschlafen und Schlafen sehr schön für viele Paare ist, äußern sich Schlafforscher eher skeptisch gegenüber einem gemeinsamen Bett.
Denn durch die individuellen Schlafgewohnheiten, Rhythmen und Eigenarten sei es fast unmöglich, dass Paare sich dahingehend ähnlich sind. Die gemeinsame Nachtruhe scheint also eher ein Kompromiss als tatsächliche Erholung zu sein.
Etliche Paare hüllen sich in Schweigen, wenn das tabuisierte Thema "Getrennte Schlafzimmer" aufkommt. Erkältung, Schnarchen, Schichtdienst oder vielleicht doch einfach nur ein gesünderer Schlaf: Gründe für getrennte Betten gibt es viele.
Studie zeigt: 11 Prozent der Paare in Deutschland schlafen getrennt
Eine repräsentative Studie der Partnervermittlung ElitePartner befragte hierzu über 4000 Personen zu ihrem partnerschaftlichen Schlaf.
Die Wissenschaftler kamen zu folgenden Ergebnissen:
- 75 Prozent der Paare in Deutschland schlafen in einem Zimmer.
- Elf Prozent haben getrennte Schlafzimmer.
- Acht Prozent halten ihren gemeinsamen Schlaf flexibel.
- Sieben Prozent der Paare leben getrennt, aber sind zusammen.
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Psychologen warnen vor schwindender Intimität
Es ist also grundsätzlich gesünder für den eigenen Schlaf, wenn man sich weder Zimmer noch Bett teilt.
Die Crux ist hierbei allerdings, dass die Intimität, Sexualität und Zärtlichkeit schnell rückläufig werden können. Schließlich nimmt man sich im Bett häufig Zeit für liebevolle und sinnliche Zweisamkeit.
Dennoch kann man getrennte Schlafzimmer auch als etwas Positives betrachten.
Sofern man gegenseitige Zärtlichkeiten auch außerhalb der Schlafenszeit austauscht, sich gegenseitig umarmt, innig küsst und auf der Couch zusammen kuschelt, können getrennte Schlafzimmer wunderbar funktionieren.
Fazit: Getrennte Schlafzimmer können eingeschlafene Beziehungen wiederbeleben
Manche Menschen sind zwar zwischenmenschlich kompatibel, aber die Schlafgewohnheiten und Vorlieben driften enorm auseinander. In solchen Fällen können getrennte Schlafzimmer sogar zuträglich für die Beziehung sein.
Denn man ist weniger in seiner Bettruhe gestört und am nächsten Morgen ausgeruhter. Diese Aspekte können sich sehr positiv auf die Beziehungsdynamik auswirken. Außerdem lässt sich aus getrennten Schlafzimmern ein erotisches Spielchen machen: zu mir oder zu Dir?
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