Droht die Ehe zu scheitern? Anzeichen, Gründe & Auswege
Viel Arbeit, kaum Zweisamkeit, unterschiedliche Interessen und das Gefühl der Einsamkeit: Sobald eine Beziehung derart beschrieben werden kann, fragt man sich, ob die Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist - zu Recht. Setzt man sich mit den Gründen auseinander und sucht Auswege, hat die gemeinsame Zukunft noch eine Chance.
Weitere informative Beiträge über Liebe und Partnerschaft gibt es im Ratgeberbereich.
Was ist eine Zweckgemeinschaft in einer Beziehung?
Am Anfang träumt man von einer gemeinsamen Zukunft bis zum Lebensende und plötzlich findet man sich in ständigen Streitigkeiten wieder und überlegt, ob diese Beziehung wirklich die Richtige ist.
Beruf, Alltagsstress, Routinen und Konflikte sorgen nicht nur für viel Frustration, sondern machen auch sehr traurig.
Sobald man nur noch nebeneinander her lebt und von einer Zweckgemeinschaft spricht, bleibt die Kommunikation auf der Strecke, gemeinsame Aktivitäten sind auf dem Nullpunkt und auch die emotionale sowie körperliche Nähe läuft Richtung Siechtum.
Hat diese Liebe überhaupt noch eine Chance? Ja, durchaus. In diesem Artikel erfahrt Ihr, welche Anzeichen und Gründe es für die entstandene Zweckgemeinschaft gibt und wie Paare es schaffen können, den Weg zurück in ein gemeinsames Leben zu finden.
Wann merkt man, dass die Ehe kaputt ist? 5 Anzeichen & Gründe
Es gibt einige Anzeichen, die auf eine entstandene Zweckgemeinschaft hindeuten und Gründe dafür sind, weshalb man seine Beziehung infrage stellt.
Die folgenden 5 Anzeichen und Gründe sollen aufzeigen, was der Kern des Problems sein kann:
1. Fehlende emotionale und körperliche Nähe
Spürt man keine emotionale Nähe mehr, vertraut man sich vermehrt Freunden und Familienmitgliedern an. Gedanken und Gefühle werden nicht länger miteinander geteilt und Bedürfnisse und Wünsche werden überwiegend voneinander fern gehalten.
Auch Zärtlichkeiten und Sinnlichkeit bleiben vermehrt auf der Strecke und die gemeinsame Erotik ist nur noch eine Erinnerung. Die emotionale Distanz führt dazu, dass man sich auch körperlich nicht mehr nahe ist.
Mögliche Gründe:
Eine erfüllende Beziehung erfordert Arbeit - gemeinsame Beziehungsarbeit. Zunächst muss man sich über seine eigenen Gefühle und Gedanken klar werden. Anschließend muss man das Bedürfnis verspüren, diese dem Partner oder der Partnerin mitteilen zu wollen und es auch tun.
Viele Paare hegen unrealistische Erwartungen an ihre Partnerschaft, indem sie denken, dass Beziehungen mühelos funktionieren. Der "triste Beziehungsalltag" schleicht sich ein und die Fronten verhärten sich.
2. Wenig gemeinsame Aktivitäten
Gemeinsame Unternehmungen machen immer weniger Spaß und werden zunehmend seltener? Möglicherweise bereiten Aktivitäten mit anderen Menschen sogar deutlich mehr Freude, als mit Eurem Partner oder Eurer Partnerin? Dann driften die Interessen und Leben zunehmend auseinander.
Fühlt man sich bei Aktivitäten mit Freunden deutlich ausgelassener und lebendiger als es mit seinem Schatz der Fall ist, ist das ein signifikantes Alarmzeichen.
Mögliche Gründe:
Mehr gemeinsame Zeit bedeutet oft auch mehr Konfliktpotenzial. Um dem nicht nur aus dem Weg zu gehen, sondern sich auch mental besser zu fühlen, meidet man die Zeit mit seinem Partner oder seiner Partnerin aktiv.
Manche Paare stellen hingegen auch mit der Zeit fest, dass sich ihre Interessen und Hobbys nicht mehr ähneln. Die gemeinsamen Begeisterungen am Anfang sind nicht länger vorhanden und durch ständige Streits entwickelt sich auch die Kompromissbereitschaft zurück.
3. Mangelnde Kommunikation und viel Streit
Sobald die gemeinsame Zeit nur noch durch Schweigen oder Streit gekennzeichnet ist, entstehen Spannungen, die schwer zu ertragen sind und omnipräsent zwischen einander stehen.
Man spricht nur noch das Nötigste miteinander und selbst in diesen Themenfeldern (Alltag, Haushalt, Organisation etc.) eskaliert es immer häufiger.
Mögliche Gründe:
Der respektvolle und ehrliche Austausch fehlt zunehmend und sorgt für eine Entfremdung. Manche Paare haben nie gelernt über ihre Sorgen, Ängste, Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen. Andere sprechen es gewollt nicht an, um den anderen nicht zu verletzen oder um keinen weiteren Streit zu entfachen.
4. Gefühl der Einsamkeit
Sieht man sich immer seltener, weil der Partner oder die Partnerin viel arbeitet oder unterwegs ist, kann sich das Gefühl der Einsamkeit einschleichen.
Noch intensiver kann es sein, wenn man sogar zusammen wohnt, aber dennoch kein Gefühl der Verbundenheit spürt.
Mögliche Gründe:
Ungelöste Konflikte oder Verletzungen aus der Vergangenheit können dazu führen, dass man sich immer weiter voneinander distanziert. Man spürt Enttäuschung, Hilf- und Machtlosigkeit und kommt zu keiner zufriedenstellenden Lösung.
Durch diese wachsende Entfremdung entsteht oft Wut aufeinander oder das Gefühl, man scheint völlig egal zu sein. Auch dieser Eindruck schürt die innere Einsamkeit, an der manch einer zerbricht.
5. Schwindendes Teamgefühl und Machtkämpfe
Wo man zu Beginn der Beziehung noch aktiv und spürbar an einem Strang zog, sich Dankbarkeit und Wertschätzung entgegenbrachte, spürt man inzwischen nur noch den Drang sich zu rechtfertigen oder fühlt sich angegriffen. Die Beziehung scheint kein Miteinander mehr zu sein, sondern ein Gegeneinander.
Mögliche Gründe:
Kritik, Missverständnisse, Streits und Konflikte können sich derart verhärten, dass daraus Machtkämpfe entstehen. Man fühlt sich nicht ernst genommen, bevormundet oder klein gehalten und setzt all seine Energie ein, die eigene Person zu verteidigen.
Auch äußere Faktoren, wie Berufsleben, gemeinsame Kinder und andere Verpflichtungen können zu Machtkämpfen führen und die Beziehungsebene auf ein ungesundes Maß verschieben - zu viel Stress, zu große Herausforderungen und zu hohe Belastungen können die anfängliche Zweisamkeit vergiften.
Was tun, wenn man nur noch nebeneinander her lebt? 5 Auswege
Egal wie hoffnungslos es erscheinen mag, die gemeinsame Liebe kann gerettet werden. Mit einigen Lösungsansätzen kann man Schritt für Schritt wieder zueinander finden - vorausgesetzt, man zieht wirklich an einem Strang.
1. Bewusste Entscheidung für die Beziehung
Der erste wichtige Schritt ist die bewusste Entscheidung, die Beziehung retten zu wollen und die Bereitschaft, alles in der eigenen Kraft stehende dafür zu tun. Die Motivation liegt darin, wieder dorthin zurückzukommen, wo man sich miteinander wohlfühlte.
Beide Partner oder Partnerinnen tragen Verantwortung für das eigene und das gemeinsame Glück. Die Beziehungsdynamik kann sich nur durch die gemeinsame Arbeit an der Partnerschaft wieder zum Glücklichen wenden.
Hierfür ist transparente Kommunikation wichtig - sowohl der innere Dialog als auch das ehrliche Gespräch miteinander.
2. Ehrlicher und ungefilterter Blick auf die Partnerschaft
Häufig wissen beide Parteien, was in der Beziehung fehlt bzw. was sich negativ verändert hat. Hierfür ist aber auch ein ehrlicher Blick auf sich selbst wichtig, denn niemals trägt nur einer Schuld an der Problematik.
Wirft man also einen ungefilterten Blick auf die Partnerschaft und tauscht sich ehrlich, offen und respektvoll miteinander aus, kann man die Verbindung zueinander wieder herstellen und aufblühen lassen.
Folgende Fragen können dabei helfen:
- Wie kam es dazu, dass unsere Beziehung oder Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist?
- Was schaffte Distanz zueinander, die sich verfestigt hat?
- Welche Ideen habe ich, das wieder umzukehren und zurück zum gemeinsamen Glück zu finden?
Hat man beispielsweise "früher" das Ritual gepflegt, jeden Sonntag gemütlich gemeinsam zu frühstücken, kann man das reaktivieren. So kann das Zusammengehörigkeitsgefühl wieder gestärkt werden.
3. Wertschätzung wiederbeleben
Wenn eine Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist, bleiben Dankbarkeit und Wertschätzung schnell auf der Strecke. Um einander wieder zu zeigen, wie wertvoll man ist, sind positive Emotionen enorm wichtig.
Diese können wieder Einzug in die Beziehung erhalten, indem man seinem Schatz aktiv sagt, wofür man ihm oder ihr dankbar ist und was man so sehr an ihm oder ihr schätzt. Egal, ob als Zettelchen in der Jackentasche, als Whatsapp-Nachricht oder als gesprochene Worte: Wertschätzung belebt die Liebe.
Um die Paarzeit wieder mehr in den Fokus zu rücken, kann man gemeinsame Aktivitäten planen und einen Tag der Woche als Date-Night festlegen. Was sich zunächst wie ein Termin anfühlen kann, wird schon bald zu einem unverzichtbaren Teil der Liebe.
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4. Am Kern des Problems aktiv zusammenarbeiten
Um die Ehe oder Beziehung zu retten, ist es wichtig, ehrlich mit sich selbst und seinem Schatz zu sein. Alle Gefühle, Gedanken, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse sollten klar und deutlich kommuniziert werden, um einen erfolgreichen Neubeginn in die Wege zu leiten.
Abhängig von Intensität und Grad der Problematik kann auch eine Paartherapie sinnvoll sein. Hiermit kann die Kommunikation begleitet und unterstützt werden, um schneller und effizienter wieder zusammenzurücken.
5. Gemeinsame Rituale pflegen
Wie oben bereits erwähnt, helfen gemeinsame Rituale das Wir-Gefühl zu stärken. Egal, ob gemeinsames Frühstück, ein wöchentlicher Kinoabend oder ein niedliches Ritual beim Verabschieden: Wichtig ist, dass man eine Struktur schafft, die dabei unterstützt, die Dinge zu tun, die man braucht, um glücklich zu sein und es zu bleiben.
Fazit: Nur wenn beide an einem Strang ziehen, hat die Ehe noch eine Chance
Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass eine Beziehung oder Ehe nur noch eine Zweckgemeinschaft ist. Aber es gibt mindestens ebenso viele Auswege aus diesem Dilemma.
Sobald beide Menschen gleichermaßen motiviert und inspiriert an der Partnerschaft arbeiten wollen, sich wieder Zeit füreinander nehmen und bereit sind, etwas zu verändern, kann man zu einem glücklichen und erfüllenden Wir zurückkehren.
Titelfoto: 123rf/zeferli