Winterruhe von Schildkröten: So überwintern sie richtig

Machen Schildkröten Winterschlaf oder halten sie doch eher Winterruhe? Wichtige Fragen rund um das Thema, z. B. warum die Tiere diese Ruhephase benötigen und wie man Schildkröten richtig überwintert, werden in diesem Beitrag ausführlich geklärt.

Wichtige Tipps zur Haltung und Pflege der Schildis gibt es im Kleintierratgeber.

Viele Schildkröten machen eine monatelange Winterruhe.
Viele Schildkröten machen eine monatelange Winterruhe.  © 123RF/mnfotografiecom

Schildkröten sind wechselwarme Tiere, das bedeutet, dass ihre Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Ist es also in ihrem Umfeld kalt, passen sie ihre eigene Temperatur entsprechend an, werden ruhiger und der Stoffwechsel fährt runter.

Sinkt die Umgebungstemperatur und somit auch ihre Körpertemperatur unter einen bestimmten Wert, fallen die Reptilien in eine Art Starrezustand. Nun ist es an der Zeit für die Schildkröten, Winterschlaf zu halten. Oder?

Genau genommen ist das nicht ganz richtig, denn Schildkröten halten keinen Winterschlaf, sondern vielmehr Winterruhe. Häufig werden die Begriffe jedoch synonym verwendet, auch wenn sie Unterschiede aufweisen.

Während Winterschläfer wie Igel, Murmeltiere und Siebenschläfer, durchaus kurze Wachphasen haben, um z. B. Kot und Urin auszuscheiden oder auf Futtersuche zu gehen und sie ihren Organismus von allein hochfahren können, sind Schildkröten auf den Anstieg der Umgebungstemperatur angewiesen, damit ihre Lebensgeister wieder erwachen.

Infos für Schnellleser:

  • Je nach Art und Lebensraum sollten gesunde Schildkröten auch in Heimtierhaltung mehrere Wochen bis Monate Winterruhe halten.
  • Sämtliche Körperfunktionen der Tiere werden während dieser Zeit auf ein Minimum reduziert.
  • Der eigentlichen Winterruhe geht eine gewisse Vorbereitungszeit voraus, damit sich die Schildkröte langsam darauf einstellen kann. Auch die Aufwachphase dauert einige Tage bis wenige Wochen.
  • Das Winterquartier der Reptilien darf keinen allzu schwankenden Temperaturen ausgesetzt sein. Ein eigener Kühlschrank z. B. bietet sich prima dafür an.
  • Während der Winterruhe sollten die Tiere regelmäßig kontrolliert werden, um bei Auffälligkeiten schnell reagieren und einen Tierarzt aufsuchen zu können.

Warum ist die Winterruhe für Schildkröten wichtig?

Entgegen mancher Meinungen, dass eine Winterruhe bei Schildkröten in ganzjähriger Wohnungshaltung bei relativ konstanten Temperaturen nicht notwendig sei, entspricht dies aber genau ihren natürlichen Lebensgewohnheiten.

Denn je nach Lebensraum sinken die Temperaturen in der kalten Jahreszeit deutlich, die Sonne scheint weniger und das artspezifische Nahrungsangebot ist stark reduziert. Als Überlebensstrategie verfallen also viele Schildkröten in die Winterstarre, damit sie möglichst nicht erfrieren bzw. verhungern.

Um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten, sollten demnach auch Hausschildkröten eine Winterruhe machen können. Durch die Ruhe- und Fastenphase wird u. a. ein zu schnelles Wachstum verhindert und sie trägt zu einem stärkeren Immunsystem bei.

Werden die Tage kürzer und kälter bereiten sich viele Schildkröten auf die Winterruhe vor.
Werden die Tage kürzer und kälter bereiten sich viele Schildkröten auf die Winterruhe vor.  © 123rf/2day

Was verändert sich bei der Winterruhe?

Einfach ausgedrückt kann man davon ausgehen, dass bei sinkenden Temperaturen die Aktivität der gepanzerten Reptilien merklich nachlässt. Während der Winterruhe (bei ungefähr fünf Grad Celsius) fahren die Schildkröten ihren Stoffwechsel schließlich auf ein Minimum hinunter.

Die Atmung wird auf etwa zwei bis drei Atemzüge pro Minute reduziert, die Herzfrequenz verlangsamt sich auf circa vier Schläge pro Minute und die Ausscheidungs- bzw. Verdauungsprozesse werden fast gänzlich eingestellt.

Eine gesunde Schildkröte verhungert jedoch nicht während der Ruhephase, sondern wird durch die zuvor aufgebauten Nährstoffreserven ausreichend versorgt.

Schildkröten überwintern: So geht's richtig

Normalerweise halten die meisten Land- sowie viele Wasserschildkröten von November bis März (teilweise sogar noch länger) Winterruhe, woran man sich auch bei der Heimtierhaltung der Reptilien orientieren sollte.

Die letztendliche Ruhephase der Schildis bedarf jedoch einer gewissen Vorbereitungszeit, die sich gut und gerne über mehrere Wochen hinzieht. Es ist also wichtig, frühzeitig damit zu beginnen.

Schildkröten auf die Winterruhe vorbereiten

Vor der Winterruhe wird ein tierärztlicher Gesundheitscheck empfohlen.
Vor der Winterruhe wird ein tierärztlicher Gesundheitscheck empfohlen.  © 123RF/nataliakopyltsova

August/September - Gesundheitscheck

Ausgangsbasis (vor allem bei Jungtieren) sollte ein Gesundheitscheck etwa Ende August oder im September bei einem fachkundigen Tierarzt sein. Je nach Alter des Tieres genügt manchmal auch die Abgabe einer Kotprobe, welche auf Parasiten untersucht wird. Denn grundsätzlich gilt, dass nur gesunde Schildkröten Winterschlaf bzw. vielmehr Winterruhe halten sollten.

Oktober/November - Beleuchtungsdauer und Temperatur reduzieren

Während die gepanzerten Reptilien im Freilandgehege die sich verändernden Tageszeiten sowie Umgebungstemperaturen hautnah miterleben und sich deshalb meist von allein auf die kommende Winterruhe einstellen, ist bei ihren Artgenossen im Frühbeet sowie im Terrarium und Aquaterrarium der Besitzer oder die Besitzerin gefragt.

Ab Oktober verkürzt man über vier bis sechs Wochen die Tageslichtlänge bzw. Beleuchtungsdauer kontinuierlich auf am Ende ungefähr ein bis zwei Stunden. Das Gleiche gilt für die Umgebungs- bzw. Wassertemperatur, die auf etwa zehn Grad herabsinken sollte.

November - Fütterung einstellen

In der Regel werden die Schildis im Laufe der Zeit spürbar ruhiger und stellen nach und nach das Fressen ein. Deshalb wird von Experten empfohlen, etwa ein bis zwei Wochen vor der (geplanten) Winterruhe die Tiere nicht mehr zu füttern.

November - Kotabsatz durch warmes Bad anregen

Ungefähr zur gleichen Zeit der letzten Fütterung können die Reptilien lauwarm gebadet werden. Das soll die Entleerung des Darms anregen. Bei Freilandtieren, denen ausreichend Wasserstellen zur Verfügung stehen, ist solch ein künstlich herbeigeführtes Bad nicht unbedingt notwendig.

Bevor die Tiere schließlich in ihr Winterquartier umziehen, sollten sie gewogen und ihr Gewicht dokumentiert werden.

Hinweis: Gerade bezüglich des Badens zur Darmentleerung gehen die Meinungen vieler Tierärzte und Experten auseinander. Während manche mehrere Bäder in der Vorbereitungszeit empfehlen, lehnen andere dieses Vorgehen komplett ab. Im Zweifel sollte man sich diesbezüglich immer an einen spezialisierten Tierarzt wenden.

Wo sollte man Schildkröten überwintern?

Schildkröten vergraben sich gern komplett, auch während der Winterruhe.
Schildkröten vergraben sich gern komplett, auch während der Winterruhe.  © TAG24/AN

Mitte bis Ende November werden die Schildkröten schließlich in eine geeignete Überwinterungskiste gesetzt. Jedes Tier sollte dabei eine separate Box bekommen.

Die Kiste einer Landschildkröte muss in jedem Fall so groß sein, dass sie sich vollständig eingraben und um sich selbst drehen kann. Als Füllmaterial eignen sich beispielsweise Kokosfasererde, Sphagnum-Moos und Laub.

Wasserschildkröten ziehen dagegen in ein kleineres Aquarium oder eine Kunststoffwanne um. Der Wasserstand sollte dabei zwar den Panzer bedecken, darf aber nur so hoch sein, dass die Schildi jederzeit problemlos ihren Kopf über Wasser halten kann, um Luft zu holen.

Zur Überwinterung muss die jeweilige Kiste an einem dunklen Ort mit einer konstanten Temperatur zwischen vier bis sieben Grad Celsius untergebracht werden. Hierfür bietet sich z. B. ein separater Kühlschrank prima an. Dieser sollte jeden zweiten Tag kurz geöffnet werden, um für eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu sorgen.

Von einer Unterbringung der Schildkröten gemeinsam mit Lebensmitteln wird eher abgeraten. Das hat einerseits hygienische Gründe und soll andererseits die Winterruhe durch vermehrtes Öffnen und Schließen nicht unnötig stören.

Theoretisch wäre auch die Aufbewahrung im Keller oder in der Garage möglich, allerdings können dort eventuelle Temperaturschwankungen ein gewisses Gesundheitsrisiko mit sich bringen. Außerdem darf die Ruhe nicht durch andere Tiere wie Mäuse oder Ratten gefährdet werden.

Achtung! Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Winterruhe der Land- und Wasserschildkröten vorzeitig zu beenden. Das gilt z. B. dann, wenn sich Erkrankungen am Panzer oder der Haut erkennen lassen oder die Reptilien sich sehr unruhig verhalten.

Im Zuge dessen wird von vielen Fachleuten empfohlen, die Tiere regelmäßig (etwa alle vier Wochen) auf ihren optischen Zustand sowie bezüglich ihres Gewichts zu kontrollieren. Denn mehr als zehn Prozent dürfen sie nicht verlieren.

Treten solche Symptome auf oder bestehen andere Unklarheiten, sollte unbedingt ein Tierarzt zurate gezogen werden!

Schildkröten langsam aus der Winterstarre holen

Nach der wochen- bis monatelangen Winterruhe kommen Schildkröten nur langsam wieder in Schwung.
Nach der wochen- bis monatelangen Winterruhe kommen Schildkröten nur langsam wieder in Schwung.  © 123RF/lyulka12

Je nach Art und ursprünglichem Lebensraum dauert die Winterruhe der gepanzerten Reptilien zwischen drei und sechs Monaten. Sobald es keinen Nachtfrost mehr gibt, erwachen die Tiere aus ihrer Ruhephase und werden zunehmend aktiver.

Halter und Halterinnen von Schildkröten sollten dementsprechend handeln und die Aufwachphase, genauso wie die Vorbereitungsphase, langsam und schrittweise durchführen. So hat der Stoffwechsel genügend Zeit, um wieder in Gang zu kommen.

Bei Landschildkröten lässt man zuerst die Umgebungstemperatur allmählich über mehrere Tage auf etwa zwölf Grad Celsius ansteigen, was man im Kühlschrank meist gut regulieren kann. Anschließend wird die Box in ein kühles Zimmer gestellt und die Raumtemperatur sowie die Helligkeit innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen erhöht.

Wird die Schildkröte zunehmend aktiver, kann sie in ihr wohlbekanntes Quartier umziehen.

Wasserschildkröten aus der Winterstarre holen

Das Aquarium der Wasserschildkröten stellt man dagegen in einen um die 22 Grad Celsius warmen Raum. Nun heißt es abzuwarten bis sich das kalte Wasser der Umgebung angepasst hat, was man mit regelmäßigen Messungen gut überprüfen kann. Haben sich die Temperaturen angeglichen, kann die Schildkröte in ihr eigentliches Zuhause zurück, das im übrigen genauso warm sein sollte. Zudem aktiviert man auch die benötigte Beleuchtung sowie Heizung wieder.

Schließlich sollten den Schildis kleine Mengen an artgerechtem Futter zur Verfügung gestellt werden, damit sie nach und nach mit dem Fressen beginnen können.

FAQ: Weitere Fragen zum Überwintern von Schildkröten kurz und knapp beantwortet

Natürliches Licht sowie Sonnenwärme sind ideal für Schildkröten.
Natürliches Licht sowie Sonnenwärme sind ideal für Schildkröten.  © 123RF/belizar

Wie lange soll eine Schildkröte Winterschlaf halten?

Die Dauer des Winterschlafs bzw. der Winterruhe kann je nach Art und Umgebung zwischen zwei und sechs Monaten variieren und wird meist zwischen Oktober/November und März/April vollzogen.

Können Schildkröten im Frühbeet überwintern?

In der Regel können europäische Landschildkröten wie die Griechische Schildkröte oder die Maurische Schildkröte im Frühbeet überwintern. Voraussetzung dafür ist einerseits eine gute Isolierung, um Temperaturschwankungen zu minimieren, andererseits aber eine ausreichende Belüftung, damit sich kein Schimmel bildet.

Wie überwintert man Schildkröten im Kühlschrank?

Die Schildkröten werden in einen stabilen Behälter mit etwas feuchtem Substrat (z. B. Moos, Kokosfasererde, Laub) gesetzt, so dass sie sich vollständig eingraben können. Die ideale Temperatur im Kühlschrank liegt zwischen vier und sieben Grad Celsius. Außerdem sollte er regelmäßig geöffnet werden, um den Tieren frischen Sauerstoff zuzuführen.

Können Schildkröten im Kühlschrank erfrieren?

Ja, Schildkröten können im Kühlschrank erfrieren, und zwar dann, wenn die Temperatur zu niedrig ist. Es ist wichtig, die Temperatur konstant zwischen vier und sieben Grad Celsius zu halten. Wenn eine Schildkröte einfriert, kann dies zu schweren gesundheitlichen Problemen oder sogar zum Tod führen. Wenn man glaubt, dass der Schildkröte zu kalt ist oder sie Anzeichen von Erfrierung zeigt, sollte man sie in einen wärmeren Raum bringen und langsam auf Zimmertemperatur kommen lassen. Plötzliche Temperaturänderungen sind zu vermeiden. Außerdem sollte der Tierarzt aufgesucht werden.

Wo machen Wasserschildkröten Winterschlaf?

In freier Natur lebende Wasserschildkröten verbringen den Winterschlaf in der Regel am Grund von Gewässern, wie Teichen, Seen oder Flüssen. Sie graben sich in den Schlamm oder das Substrat ein, um sich vor Kälte und Fressfeinden zu schützen. Bei der Heimtierhaltung sollte das Wasser im Winterquartier auf kühle zehn Grad Celsius gesenkt und die Schildkröte an einem ruhigen Ort gehalten werden.

Fazit: Schildkröten überwintern ist artgerecht

Wild lebende Schildkröten halten über die kalten Monate Winterruhe, nutzen dabei vorhandene Tunnel, Löcher und Gänge im Boden oder graben sich selbst in die Erde ein.

Dieses artspezifische Verhalten sollte auch Hausschildkröten ermöglicht werden, wobei hier je nach Freiland- oder Wohnungshaltung die Besitzer und Besitzerinnen in der Pflicht sind.

Allerdings gibt es bei der Überwinterung von Schildkröten einiges zu beachten. Zum einen benötigt es eine gewisse Vorbereitungs- sowie Aufwachzeit, zum anderen sollten nur gesunde Tiere Winterruhe halten. Andernfalls kann das Prozedere den Reptilien mehr schaden als nutzen.

Titelfoto: 123RF/mnfotografiecom

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