Meerschweinchen draußen halten: So sorgst Du für Sicherheit und Wohlbefinden

Im Vergleich zur Wohnungshaltung bietet die Freilandhaltung von Meerschweinchen den Vorteil, dass sie naturverbundener ist. Sie haben mehr Bewegungsfreiheit, mehr zu schnüffeln und mehr zu entdecken. Wer also die entsprechenden Möglichkeiten dazu hat, kann seine Meerschweinchen draußen halten, und das sogar ganzjährig.

Der TAG24-Kleintierratgeber hält noch mehr Infos über Meerschweinchen bereit.

Kann man Meerschweinchen draußen halten? Ja, wenn ein paar Bedingungen erfüllt sind.
Kann man Meerschweinchen draußen halten? Ja, wenn ein paar Bedingungen erfüllt sind.  © 123rf/xxlphoto

Prinzipiell spricht nichts gegen eine Außenhaltung der aufgeweckten Nager, ganz egal ob Sommer oder Winter. Immerhin bewohnen ihre wildlebenden Artgenossen nicht nur trockene Graslandschaften, sondern zum Teil auch Sumpf- und Feuchtgebiete sowie Gebirgsregionen.

Da die Freilandhaltung jedoch als ziemlich anspruchsvoll gilt, ist sie nicht für jedermann geeignet.

Um seine Meerschweinchen draußen halten zu können, sollten nämlich bestimmte Bedingungen unter anderem bezüglich der Größe, des Standorts und der Gestaltung des Geheges berücksichtigt sowie diverse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Welche das genau sind und was es noch zu beachten gibt, wird im Anschluss genauer erklärt.

Gehegegröße: So viel Platz brauchen Meerschweinchen draußen

Meerschweinchen lieben es, sich frei zu bewegen.
Meerschweinchen lieben es, sich frei zu bewegen.  © 123rf/sergeisimonov

Meerschweinchen benötigen viel Platz um ihren natürlichen, vielseitigen Bewegungsdrang richtig ausleben zu können. Sie lieben es, zu rennen, zu klettern und in die Luft zu springen. Das bedeutet es, wenn Meerschweinchen popcornen.

Zudem dürfen Meerschweinchen nicht allein gehalten werden. Während es in der Wohnung theoretisch genügt, die Nager als Pärchen zu halten, sollten in der Freilandhaltung mindestens drei bis vier Tiere zusammenleben. Das hat den Vorteil, dass sie sich untereinander zu mehr Bewegung animieren, miteinander kuscheln und sich besonders an kalten, frostigen Tagen gegenseitig wärmen können.

Dementsprechend groß sollte das Gehege sowohl in der Breite als auch in der Höhe sein.

Einer Empfehlung des Deutschen Tierschutzbundes nach muss man bei drei bis vier Meerschweinchen mit einem Platzbedarf von mindestens vier Quadratmetern rechnen. Für jedes weitere Tier sollte ein halber Quadratmeter zusätzlich eingeplant werden.

Standortbedingungen bei der Außenhaltung von Meerschweinchen

Das Freigehege muss im Sommer und Winter ausreichend Schutz vor den jeweiligen Wetterbedingungen bieten.
Das Freigehege muss im Sommer und Winter ausreichend Schutz vor den jeweiligen Wetterbedingungen bieten.  © 123rf/mjfotografiecz

Der Standort für das Außengehege kann sowohl schattige als auch sonnige Plätze bieten. Er sollte dabei aber so gewählt bzw. gestaltet werden, dass sich die Meerschweinchen je nach Witterung und Temperatur in einen geschützten Bereich zurückziehen können.

Das bedeutet, dass sie im Sommer vor Hitze und direkter Sonneneinstrahlung abgeschirmt sind und im Winter vor Frost.

Zusätzlich zum Schutz- oder Schlafhaus bietet es sich an, natürliche Schattenspender und Unterschlüpfe wie Bäume und Sträucher in die Gehegegestaltung zu integrieren. Reichen diese nicht aus, kann man auf Sonnensegel oder ähnliches zurückgreifen.

Nicht zu vergessen ist die freie Auslauffläche, die auf jeden Fall ungedüngt und frei von Unkraut- und Insektenvernichtungsmitteln sein muss. Zudem dürfen sich keinerlei Giftpflanzen in Reichweite der neugierigen Nager befinden. Gleiches gilt für Stromkabel und Steckdosen.

Lesetipp: Welche Pflanzen und Lebensmittel tödlich für Meerschweinchen enden können, kannst Du in diesem Beitrag nachlesen.

Vorsicht! Meerschweinchen sind hitzeempfindlich. Bei Temperaturen über 28 Grad Celsius besteht die Gefahr eines Hitzschlags, der tödlich für die Tiere ausgehen kann. Bei solch hohen Außentemperaturen sollte für zusätzliches Trinkwasser und ausreichend Beschattung gesorgt werden. Gegebenenfalls ist eine geeignetere, kühlere Unterbringung vorübergehend ratsam.

Meerschweinchen draußen halten: Das benötigt ein Außengehege

Hohle Baumstämme laden zum Verstecken, Spielen und Ausruhen ein.
Hohle Baumstämme laden zum Verstecken, Spielen und Ausruhen ein.  © 123rf/dacosta

Neben dem richtigen Standort und der optimalen Größe des Außengeheges spielt auch die Gestaltung und Strukturierung eine wichtige Rolle. Diese sollten so artgerecht und sicher wie möglich sein.

Möchte man seine Meerschweinchen draußen halten, kann man sich an folgenden Bedingungen orientieren.

  • Schutz- und Schlafhaus: immer zugänglich, gut isoliert, frei von Kondenswasser und Schimmel, vor Zugluft und Raubtieren geschützt, regen- und windfest, geräumig, mit optimaler Luftzirkulation, eventuell mit Futterstelle für kalte Tage
  • Futterstelle: möglichst überdacht, vor Schmutz und Nässe gesichert, mit leicht erhöhtem Boden
  • Unterschlüpfe: hohle Baumstämme, Tonröhren, überhängende Zweige, große Wurzeln, kleine Häuschen
  • Beschäftigung: viele Klettermöglichkeiten wie Äste oder Treppen, erhöhte Sitzflächen wie Steine und Holzstücke, Sand- und Laubflächen zum Graben, geeignete Futterpflanzen für Meerschweinchen
  • Bodenbeschaffenheit: möglichst trocken, verschiedene Bodenstrukturen (z. B. Kies, Moos, Pinien- oder Rindenmulch, Steinplatten, Gras) begünstigen das Abwetzen der Krallen
  • Freilauffläche: mit viel unverstelltem Platz zum Rennen und Springen

Außerdem muss das Gehege sowohl nach allen Seiten, als auch nach unten und oben vor potenziellen Fressfeinden wie Füchsen, Mardern, Katzen und Greifvögeln abgesichert sein.

Für ein umzäuntes Freilandgehege bedeutet das, dass das Zaungitter bis etwa einen halben Meter in die Erde gezogen werden sollte, um effektiv vor grabenden Räubern zu schützen. Nach oben muss der Auslauf durch ein Dach, stabiles Netz oder Gitter abgesichert sein.

Wichtig! Meerschweinchen, die draußen leben, sollten gut beobachtet werden. Wer seine Nager bereits kennt, kann so schneller Verhaltensänderungen registrieren und bei Bedarf einschreiten bzw. einen Tierarzt oder eine Tierärztin zurate ziehen.

Insbesondere während der Brut- und Setzzeit der Wildtiere im Frühjahr sollte draußen gehaltenen Meerschweinchen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sie in dieser Zeit scheinbar leichtere Beute für wild lebende Tiere sind.

Wie kann man Meerschweinchen im Winter draußen halten?

So wie im Sommer für viel Schatten und Abkühlung im Außengehege gesorgt werden muss, brauchen Meerschweinchen im Winter ausreichend Schutz vor Nässe, Frost und Kälte.

Außengehege und Schlafhütte bedürfen im Winter einer zusätzlichen Isolation.
Außengehege und Schlafhütte bedürfen im Winter einer zusätzlichen Isolation.  © 123RF/jonnysek

1. Winterquartier wetterfest machen

Die Schlaf- und Schutzhäuser benötigen eine zusätzliche Isolierung. Das erreicht man, indem im Innenbereich beispielsweise viel Heu oder Zeitungspapier ausgelegt wird. Von außen können übergehängte Wolldecken, Hanfmatten oder Teppiche für guten Schutz sorgen. Wichtig ist, dass die Schlafplätze immer trocken sind.

Im Übrigen sollte auch das sonstige Gehege weitestgehend vor Regen, Schnee, Zugluft und Wind geschützt werden. Dafür kommt sowohl eine geeignete Teil- als auch komplette Überdachung infrage.

2. Externe Wärmequellen

Innerhalb der Schutzhütte sollte die Temperatur nicht im Minusbereich liegen. Ist das der Fall, können künstliche Wärmequellen wie Heizkissen, Thermodecken oder Wärmelampen abhelfen. Diese müssen allerdings regelmäßig auf deren Funktionstüchtigkeit bzw. Unversehrtheit überprüft werden, damit sich die Meerschweinchen daran nicht verletzen. Stromkabel sollte man entsprechend unerreichbar verlegen.

Tipp: Meerschweinchen knabbern nicht nur vor Hunger, sondern auch vor Neugier an allem, was ihnen vor die Nase kommt. Daher sollte man regelmäßig überprüfen, ob alle Gegenstände oder sonstigen Bauelemente noch intakt und nicht einsturzgefährdet sind.

3. Futterumstellung

Ab etwa Herbst wird empfohlen, den Nagern energiereicheres Futter zur Verfügung zu stellen, wodurch sie ein paar Fettreserven aufbauen können. Ebenso stärkt Vitamin C-haltiges Grünzeug das Immunsystem der Tiere.

Neben trockenen Komponenten wie Heu und getrockneten Wiesenkräutern darf Frischfutter nicht fehlen. Da das im Winter jedoch gefrieren kann, sollte es nur in kleinen Mengen zum sofortigen Verzehr angeboten und täglich ausgetauscht werden.

Nicht zuletzt ist es wichtig, für viel Bewegung zu sorgen. Denn auch Meerschweinchen können frieren. Ausreichend Beschäftigung und Abwechslung im Gehege hilft den Tieren aktiv und gesund zu bleiben.

Gut zu wissen: Anders als z. B. Kaninchen bekommen Meerschweinchen kein allzu wärmendes Winterfell. Ein Grund mehr, warum die Nager in der kalten Jahreszeit auf ein gut isoliertes Gehege sowie weitere Artgenossen zum gegenseitigen (Auf-) Wärmen angewiesen sind.

Im Winter benötigen Meerschweinchen energiereiches Futter.
Im Winter benötigen Meerschweinchen energiereiches Futter.  © 123rf/xiaoyanchen

FAQ: Weitere Infos zur Meerschweinchenhaltung draußen

Kann man alle Meerschweinchen draußen halten?

Prinzipiell können gesunde Meerschweinchen ganzjährig draußen bleiben, dafür müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen bezüglich Haltung und Pflege erfüllt sein. Ausgenommen von der Außenhaltung, egal ob Sommer oder Winter, sind Nacktmeerschweinchen sowie zum Teil einige Langhaarmeerschweinchen. Auch kranke oder sehr alte Tiere sollten den Winter besser drinnen verbringen. Genaue Auskünfte darüber, welche Rassen für die Freilandhaltung geeignet sind, kann ein entsprechender Tierexperte geben.

Wieviel Grad kann ein Meerschweinchen aushalten?

In der Regel vertragen Meerschweinchen Kälte besser als Hitze. Gesunde Tiere können also auch einstellige Minusgrade gut aushalten. Am wohlsten fühlen sich die Nager jedoch bei etwa 18 bis 24 Grad Celsius. Klettern die Temperaturen deutlich darüber bzw. darunter, kann das unter Umständen enormen Stress für die Tiere bedeuten. Ab etwa 28 Grad Celsius besteht die Gefahr eines Hitzschlags mit Todesfolge.

Kann man Meerschweinchen an die Außenhaltung gewöhnen?

Ja. Ab etwa Anfang April, wenn die Außentemperaturen um die 15 Grad Celsius liegen, kann man Meerschweinchen schrittweise an die Freilandhaltung gewöhnen. Man beginnt dabei für ein paar Stunden tagsüber und verlängert nach und nach die Zeit. Wenn kein Bodenfrost mehr herrscht (ungefähr im Mai), können sie auch nachts draußen bleiben. Haben die Tiere die Umgewöhnung gut überstanden, können sie schließlich ganzjährig im Freigehege leben. Dabei sollten die Meerschweinchen und ihr Gesundheitszustand immer im Auge behalten werden, um auf eventuelle Verhaltensänderungen schnell reagieren zu können.

Was bedeutet Kaltstallhaltung bei Meerschweinchen?

Bei der Kaltstallhaltung werden die Tiere häufig in ungeheizten Räumen wie einem Gartenhäuschen, Schuppen, einer Scheune oder auf dem Dachboden untergebracht und haben meist keinen ständigen Zugang zu einem Freigehege.

Fazit:

Meerschweinchen können sowohl drinnen als auch draußen gehalten werden, wobei insbesondere ein Freigehege gewisse Voraussetzungen an den Standort, die Gestaltung und die Sicherheit erfüllen muss.

Sind die Tiere krank, schwach, sehr alt oder gehören einer bestimmten Rasse an, sollten sie im Zweifel jedoch im Innenbereich leben.

Titelfoto: 123rf/xxlphoto

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