Sind Schildkröten Einzelgänger? Kann man sie alleine halten?
Schildkröten sind keineswegs Rudeltiere, die in großen Gemeinschaften leben, den Kontakt zueinander scheuen sie jedoch auch nicht. Kann man Schildkröten also alleine halten? Der folgende Beitrag gibt darüber Auskunft.
Weitere Tipps und Infos gibt's hier im Kleintierratgeber.
Sind alle Schildkröten Einzelgänger?
Die meisten Schildkrötenarten, ganz gleich, ob sie an Land oder im Wasser leben, gelten nicht gerade als sehr soziale Tiere, sondern sind eher Einzelgänger.
In freier Natur suchen die gepanzerten Reptilien keinen Kontakt zu ihren Artgenossen. Sie treffen sich hauptsächlich zur Paarungszeit und gehen dann wieder getrennte Wege.
Selbst um ihren Nachwuchs kümmern sich die wenigsten Elterntiere. In den allermeisten Fällen werden die Eier zwar vorsichtig und vor Nesträubern geschützt möglichst tief vom Schildkrötenweibchen eingegraben, das Ausbrüten wird dann allerdings Mutter Natur überlassen.
Prinzipiell spricht also nichts dagegen, Schildkröten alleine zu halten. Einige Experten raten jedoch davon ab, da die einzeln lebenden Tiere im Laufe der Zeit abstumpfen würden und sich im Falle einer Vergesellschaftung ihren Artgenossen gegenüber aggressiv verhalten könnten.
Artgerechte Haltung von Schildkröten
Im Gegensatz zu vielen anderen (Haus-) Tieren wie z. B. den Meerschweinchen oder Kaninchen müssen Schildkröten nicht zwangsläufig in der Gruppe gehalten werden. Ob man sein Tier nun also allein oder mit Artgenossen zusammen leben lässt, kann jeder Besitzer selbst entscheiden. Am Ende sollten allerdings ein paar wichtige Punkte bei der Entscheidung bedacht werden.
Soziale Struktur berücksichtigen
Bei der Gruppenhaltung muss man das Geschlechterverhältnis beachten, wobei die Anzahl der Weibchen immer überwiegen sollte. Somit sind Kombinationen von einem Männchen mit mindestens zwei (besser drei) Weibchen oder auch eine reine Weibchengruppe möglich.
Von einem gemischten Pärchen wird aus dem Grund abgeraten, da Männchen meist ein sehr starkes Balz- und Revierverhalten besitzen und ein einzelnes Weibchen damit schlichtweg überfordert ist. Es bedeutet enormen Stress für das Tier, wodurch es zu Appetitlosigkeit und schließlich auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten kommen kann. Nicht zuletzt sind ernsthafte Verletzungen durch Bisse und das Aufreiten möglich.
Mehrere Männchen sollten ebenfalls nicht zusammen gehalten werden, weil sich in dieser Konstellation schnell Rivalitäten und Revierkämpfe entwickeln können.
Haltung mit anderen Schildkrötenarten - ja oder nein?
Möchte man mehreren Schildkröten ein Zuhause geben, sollte man darauf achten, nur gleiche Arten zusammenzuhalten. Das hat einen einfachen Grund:
Wild lebende Schildkröten besiedeln so gut wie alle Naturgebiete auf allen Kontinenten und in den Ozeanen, wobei sich die verschiedenen Arten an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst haben. Die meisten Schildkrötenarten haben also teils völlig unterschiedliche Habitatansprüche, denen man bei der Haltung der Reptilien auch Folge leisten sollte.
Eine Vergesellschaftung mit artfremden Schildkröten ist aber auch deshalb zu unterlassen, damit keine ungewünschten Kreuzungen hervorgebracht werden.
Tiergehege mit ausreichend Platz
Schildkröten sind gern und viel unterwegs und benötigen daher trotz ihrer relativ kleinen Körpergröße viel Auslauffläche. Je nach Art sollte das Gehege von Landschildkröten zwischen 8 und 15 Quadratmetern groß sein - das gilt wohlgemerkt für eine einzelne Schildkröte. Für jedes weitere Tier müssen etwa vier bis acht Quadratmeter an Fläche hinzugerechnet werden.
Als Richtwert für die Behausung von Wasserschildkröten kann man deren ausgewachsenen Panzer nehmen. Das Aquarium bzw. Aquaterrarium sollte demnach mindestens dreimal so lang und zweimal so breit wie die Panzerlänge der jeweiligen Art sein. Für jedes weitere Tier muss man etwa zehn Prozent dazurechnen.
Gerade bei der Haltung mehrerer Schildkröten ist es wichtig, dass sie ausreichend Platz sowie Versteck- und Schlafmöglichkeiten haben, um sich jederzeit aus dem Weg gehen zu können.
Neuzugänge gehören in Quarantäne
Besondere Vorsicht ist beim Neuzugang einer Schildkröte zum bisherigen Bestand geboten. Krankheiten lassen sich bei den Reptilien nur schwer erkennen. Zudem können sie Überträger diverser Keime sein, ohne selbst zu erkranken.
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten neu erworbene Schildkröten deshalb über einen längeren Zeitraum vorerst in einem eigenen Bereich untergebracht werden. Erst wenn ein spezialisierter Tierarzt nach einer ausführlichen Untersuchung keine Infektionen feststellt, darf sich das Tier zu seinen Artgenossen gesellen.
Im Übrigen sollte auch eine in Quarantäne lebende Schildkröte artgerecht gehalten werden.
Kann man Schildkröten mit anderen Haustieren halten?
Ausgewachsene Schildkröten sind zwar durch ihren Panzer weitestgehend vor anderen Tieren und Fressfeinden geschützt, das heißt aber noch lange nicht, dass sie deshalb nicht verletzt werden können.
Landschildkröten und weitere Tiere
Von einer gemeinsamen Haltung der Landschildkröten mit weiteren Haustieren wie Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen wird dringend abgeraten. Während bei den Nagern die Gefahr besteht, dass sie den Panzer anknabbern, könnten Hund und Katze die Schildkröte als Spielzeug oder Kauknochen betrachten und sie dabei versehentlich bzw. schwer verletzen.
Hinzu kommt, dass sich die Tiere gegenseitig mit Krankheiten anstecken können, die für die einen ohne große Probleme verlaufen, für die anderen aber unter Umständen lebensbedrohlich werden.
Schildkröten sollten daher niemals ohne Aufsicht in der Nähe von anderen Tieren gelassen werden.
Diese Tiere passen zu Wasserschildkröten
Einige Wasserschildkröten können dagegen so manchen Mitbewohner vertragen wie beispielsweise bestimmte Fische, Garnelen oder kleine Krebse. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass alle Tiere die gleichen Ansprüche an Temperatur, Beleuchtung und Wasserqualität haben. Es eignet sich daher nicht jede Fischart für eine Vergesellschaftung.
Eine Kombination der Wasserschildkröten mit Amphibien wie Molchen, Salamandern und Fröschen sollte man unterlassen, da letztere schnell als Futter enden.
Um zu erfahren, welche Wassertiere sich tatsächlich gut mit Schildkröten vertragen und nicht gleich als Lebendfutter angesehen werden, sollte man einen entsprechenden Experten auf diesem Gebiet befragen.
Fazit: Ja, man kann Schildkröten alleine halten
Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren müssen Schildkröten nicht unbedingt in der Gruppe gehalten werden. Sie können auch sehr gut alleine leben, da sie ihr Dasein eher als Einzelgänger führen.
Wer sich dennoch für eine Pärchen- oder Gruppenhaltung entscheidet, muss vor allem ausreichend Platz zur Verfügung haben, damit sich die Reptilien bei Bedarf großräumig aus dem Weg gehen können.
Während Landschildkröten weder mit weiteren Haustieren noch anderen Schildkrötenarten zusammen leben dürfen, können sich Wasserschildkröten mit bestimmten Fischen und kleinen Krebsen ihr Zuhause teilen.
Titelfoto: 123rf/capa34