Kaninchen draußen halten - So schaffst Du ein ideales Gehege

Wer einen Garten oder großen Balkon besitzt, kann seine Kaninchen draußen halten, und das sogar ganzjährig. Die Außenhaltung ist nicht nur artgerecht, die Tiere haben meist auch mehr Bewegungsfreiheit.

Mehr Infos zu den Langohren gibt es im Kleintierratgeber.

Die Außenhaltung von Kaninchen ist artgerecht.
Die Außenhaltung von Kaninchen ist artgerecht.  © Unsplash/Isla Gilroy

Kaninchen lieben es, umher zu hoppeln, zu graben oder durch Röhren bzw. Tunnel zu kriechen. Wo ließe sich das besser umsetzen als draußen?

Aber vertragen die Stallhasen einen Dauerregen, brütende Hitze, windige Tage oder frostige Kälte auch wirklich, und das ohne Schaden zu nehmen?

In der Regel sind die Tiere den hiesigen klimatischen Bedingungen durchaus gewachsen. Damit man Kaninchen draußen halten kann, muss das Gehege jedoch entsprechend geeignet sein und zudem einen ausreichenden Wetterschutz bieten.

Welche Vorkehrungen für ein artgerechtes Außengehege notwendig sind und was es sonst noch zur Haltungsform im Freien zu beachten gibt, wird nun im Anschluss erklärt.

Geeignete Größe für das Kaninchen-Außengehege

Einen einfachen Kaninchenkäfig auf den Balkon zu stellen, hat nichts mit einer artgemäßen Außenhaltung zu tun.

Die Langohren benötigen nämlich genügend Platz, um sich frei bewegen zu können.

Laut dem Deutschen Tierschutzbund sollte ein Freilandgehege für zwei bis drei Tiere eine Grundfläche von mindestens sechs Quadratmetern haben. Für jedes weitere Kaninchen sollten zusätzliche zwei bis drei Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Kaninchen brauchen viel Platz, um sich frei bewegen zu können.
Kaninchen brauchen viel Platz, um sich frei bewegen zu können.  © 123RF/springmood

Kaninchen draußen halten: Der richtige Standort

Die ideale Gehegefläche bietet sowohl sonnige als auch schattige Plätze, an die sich die Langohren ganz nach Belieben zurückziehen können. Als natürliche Schattenspender eignen sich beispielsweise Bäume oder Sträucher. Im Sommer kann zusätzlich z. B. ein Sonnenschirm aufgestellt werden.

Der Boden im Gehege muss frei von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sein. Außerdem dürfen keine Giftpflanzen in Reichweite für die Kaninchen stehen.

Lesetipp: Welche Pflanzen und Lebensmittel sogar tödlich für Kaninchen enden können, kannst Du in diesem Beitrag nachlesen.

Ausstattung und Strukturierung des Kaninchengeheges

Bei der Gestaltung des Freilandgeheges kann man sich gern am natürlichen Lebensraum der Fellnasen orientieren. Es sollte daher vor allem abwechslungsreich und gut strukturiert sein.

Ein Kaninchen-Außengehege sollte bestimmte Anforderungen erfüllen.
Ein Kaninchen-Außengehege sollte bestimmte Anforderungen erfüllen.  © 123RF/wirestock

Folgende Punkte sind zu berücksichtigen:

  • Futterstelle: leicht erhöhter Platz, überdacht, vor Schmutz- und Regenwasser geschützt, stand- und frostsicherer Trinknapf
  • Schutz- und Schlafhütte: frei von Zugluft, gut isoliert, wind- und regenfest, vor Raubtieren geschützt, geräumig, eventuell mit einer Futterstelle für den Winter, immer zugänglich, mit ausreichend Luftzirkulation
  • Rückzugsorte: verschiedene Unterschlüpfe anbieten, z. B. größere Wurzeln, überhängende Zweige, mit Laub oder Heu gefüllte Kisten, Tontöpfe, eingestreute (Kuschel-) Bereiche, hohle Baumstämme
  • Beschäftigungsmöglichkeiten: feiner Sand zum Buddeln, erhöhte Sitzflächen wie Baumstämme, Häuschendächer oder Erdhügel, Nagematerial, Tonröhren
  • Freilauffläche: großzügig, unverstellt
  • Materialien: Steinplatten, Holz, Einstreu, Pinienmulch, Wiese
  • Toiletten: mit Einstreu (Holzpellets, Stroh), Standort suchen Kaninchen an der Futterstelle, leicht zu reinigendes Material

Lesetipp: Unter "Kaninchen stubenrein bekommen" gibt es nützliche Tipps zur Sauberkeitserziehung.

Damit das Kaninchengehege samt Auslauf vor Fressfeinden wie Mardern, Füchsen und Greifvögeln geschützt ist, muss es nach allen Seiten sowie nach oben und unten ein- und ausbruchsicher gebaut werden, das heißt: überdeckt und eingegraben.

Achtung! Je nach Bundesland ist für den An- oder Umbau bzw. je nach Größe oder Bauart des Kaninchengeheges die vorherige Genehmigung der Gemeinde oder des Vermieters dafür einzuholen.

Kaninchen im Winter draußen halten - Geht das?

Gesunde Kaninchen können ganzjährig, also auch im Winter draußen gehalten werden. Dazu sollte man folgende Dinge wissen und bestimmte Vorkehrungen treffen.

Gesunden Kaninchen macht Schnee nichts aus.
Gesunden Kaninchen macht Schnee nichts aus.  © 123rf/nelyninell

1. Fellwechsel

Wenn im Spätsommer die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, stellt sich bei den draußen lebenden Kaninchen der Fellwechsel ein. Das heißt, ihr Fell wird dichter, um sie im Winter gut zu wärmen und zuverlässig zu schützen.

2. Ernährungsumstellung

Die Langohren benötigen in der kalten Jahreszeit mehr Energie als im Sommer. Daher sollte man seinen Tieren im Herbst und Winter energie- und fettreiches Futter anbieten. So können sie sich ausreichend Winterspeck anfuttern und bis ins Frühjahr davon zehren. Es eignen sich unter anderem Maiskolben, Saatenmischungen aus z. B. Fenchelsamen und Sonnenblumenkernen, Obst und Gemüse wie Pastinaken oder Kohlrabi.

Wichtig beim Frischfutter ist die regelmäßige Kontrolle bzw. ein Austausch, damit die Lebensmittel nicht gefrieren. Das gilt im Übrigen auch für den Wassernapf. Trinkflaschen sind im Winter völlig ungeeignet, da die Kaninchen am eiskalten Metall mit ihren Zungen festfrieren könnten.

Lesetipp: Allgemeine Informationen zur richtigen Ernährung von Kaninchen liefert dieser Beitrag.

Haben sie ein geschütztes Winterquartier können Kaninchen ganzjährig draußen bleiben.
Haben sie ein geschütztes Winterquartier können Kaninchen ganzjährig draußen bleiben.  © 123rf/inginsh

3. Winterquartier

Schutzhütten, die lediglich vergitterte Türen haben, sollten gut isoliert werden, jedoch ohne die Luftzirkulation zu beeinträchtigen. Plexiglas, Holz oder eine Wolldecke können hier guten Schutz bieten. Auch Heu und Stroh sind im Winterquartier sehr wichtig. Darin können sich die Kaninchen einkuscheln und (auf-) wärmen.

4. Künstliche Wärmequellen

Normalerweise überstehen die Langohren den Winter ohne künstliche Wärme. Bei Dauerfrost kann die Bereitstellung externer Wärmequellen allerdings sinnvoll sein. Dafür eignen sich z. B. Heizmatten, Thermodecken und Wärme- bzw. Rotlichtlampen.

Hierfür ist auf eine regelmäßige Überprüfung bezüglich der Funktionstüchtigkeit sowie richtigen Montage notwendig, da sonst Verletzungs- und Verbrennungsgefahr besteht.

Im Übrigen soll nicht unerwähnt bleiben, dass trotz all der genannten Maßnahmen vor allem ein Partnertier zum Kuscheln und gegenseitigen Wärmen wichtig ist. Da sie sehr soziale Tiere sind, dürfen Kaninchen nicht allein gehalten werden.

Kaninchen lieben es, draußen zu sein.
Kaninchen lieben es, draußen zu sein.  © 123rf/jamroenjaiman

Kurz und knapp beantwortet: 3 Fragen zur Kaninchenhaltung draußen

Kann man Stubenhocker-Kaninchen an die Außenhaltung gewöhnen?

Ja, allerdings sollte man dabei schrittweise vorgehen. Plötzliche Temperaturschwankungen und das ungewohnte Nahrungsangebot einer wild wachsenden Wiese können sich negativ auf den kleinen Organismus auswirken. Im Frühjahr ist der ideale Zeitpunkt für die Umgewöhnung. Nachdem sie vorerst tagsüber für ein paar Stunden rausgesetzt wurden, können die Kaninchen ab etwa Mai, wenn es keinen Bodenfrost mehr gibt, auch nachts draußen bleiben. Haben die Tiere den Wechsel gut überstanden, spricht nichts gegen eine ganzjährige Außenhaltung.

Kann man alle Kaninchen draußen halten?

Grundsätzlich können alle Kaninchenrassen ganzjährig draußen bleiben, vorausgesetzt sie sind gesund. Chronisch kranke, altersschwache und trächtige Tiere sind davon ausgenommen. Wichtig ist, dass das Außengehege ausreichend geschützte Bereiche für alle Wetterbedingungen besitzt.

Welche Außentemperaturen halten Kaninchen aus?

Gesunde Kaninchen vertragen sowohl eisige Temperaturen bis minus 20 Grad, als auch sengende Hitze bei 30 Grad. Allerdings muss das Gehege entsprechend ausgestattet sein und je nach Jahreszeit und Wetter genügend Unterschlupfmöglichkeiten bzw. Schutz vor Kälte, Regen, Schnee, Wind und praller Sonne bieten.

Fazit:

Kaninchen draußen zu halten ist im Vergleich zur Wohnungshaltung zwar mit deutlich mehr Aufwand verbunden, dafür ist es sehr tiergerecht.

Sind die Kaninchen gesund, steht ihnen viel Auslauffläche zur Verfügung und können sie sich je nach Wetterlage und Witterungsbedingungen jederzeit in eine geschützte Unterschlupfmöglichkeit zurückziehen, spricht nichts gegen die ganzjährige Freilandhaltung.

Titelfoto: Unsplash/Isla Gilroy

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