Wellensittich allein halten: Ist das Tierquälerei oder in Ordnung?

Einer Deiner Wellis ist gestorben, oder Du willst Dir zum ersten Mal ein Tier zulegen? Nun fragst Du Dich vielleicht: Darf man Wellensittiche allein halten? Die Frage ist berechtigt.

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Nicht geeignet für die Einzelhaltung: Wellensittiche sind soziale Vögel und brauchen Kontakt zu Artgenossen.
Nicht geeignet für die Einzelhaltung: Wellensittiche sind soziale Vögel und brauchen Kontakt zu Artgenossen.  © 123rf/lusya

Nur einzeln gehaltene Wellensittiche werden zahm und lernen zu sprechen? Neben vermeintlich weniger Lärm und Dreck sind das nicht selten Gründe, einen Wellensittich allein halten zu wollen.

Ist das artgerecht?

Den Vögeln genau die gleichen Bedingungen wie in ihrer ursprünglichen Heimat in freier Natur zu ermöglichen, ist kaum möglich. Dennoch können und sollten sich Halterinnen und Halter an einige Richtlinien halten, um ihre Lieblinge artgerecht zu halten.

Darf man Wellensittiche allein halten? Oder besser: Wie viele Wellensittiche sollte man halten? Die Antwort erfährst Du nun.

Wellensittiche sollte man nicht allein halten

Wellensittiche sind sehr gesellige Tiere. In der Natur findet man sie nie allein, denn sie leben in großen Schwärmen von hunderten Tieren. Diese Tatsache spiegelt sich in ihrem sozialen Verhalten wider. Sie kommunizieren, spielen und interagieren miteinander. Auch die gegenseitige Pflege, sowohl das Füttern als auch die Gefiederpflege, gehört zum arttypischen Verhalten.

Mit einem weiteren Tier aus dem Schwarm gehen Wellensittiche eine lebenslange Partnerschaft ein. Eine Einzelhaltung ist daher alles andere als artgerecht.

Anders als in der Schweiz ist sie in Deutschland nicht verboten, grenzt allerdings an Tierquälerei.

Auch die Gesellschaft ihrer Besitzer oder Besitzerinnen ersetzen keinen angemessenen Sozialpartner.

Selbst in einem Schwarm haben die Papageien einen lebenslangen Partner.
Selbst in einem Schwarm haben die Papageien einen lebenslangen Partner.  © 123rf/dvulikaia

Was passiert, wenn ein Wellensittich allein gehalten wird?

Die Konsequenzen der Einsamkeit äußern sich in untypischen Verhaltensweisen. So geben viele Tiere laute Rufe von sich, mit denen sie Artgenossen herbeirufen wollen. Einige Tiere beißen sich oder rupfen sich Federn aus.

Bei diesen Auffälligkeiten im Benehmen handelt es sich um kein typisches Verhalten, sondern um Verhaltensstörungen.

Im schlimmsten Fall kann der Kummer und Stress ihrer Einsamkeit sogar zum Tod führen.

Auch gut gemeinte Attrappen aus Plastik oder Spiegel sind kein Ersatz für einen Artgenossen. Im Gegenteil - sie können sogar gefährlich sein und körperliche sowie psychische Spuren hinterlassen:

Zur Partnerfütterung wird vorverdautes Futter hervorgewürgt, bevor sie es wieder hinunterschlucken müssen, da der Partner nicht reagiert. Durch das wiederholte Würgen kann es zu einer Kropfentzündung kommen und die Tiere sind durch die gereizten Schleimhäute anfälliger für Krankheiten.

Außerdem kann es zu Frustration und Verhaltensauffälligkeiten kommen, wenn der Partner nicht reagiert.

Mythos 1 - Ein Wellensittich in Einzelhaltung ist weniger laut: Zwei Vögel sind nicht unbedingt lauter als einer. Im Gegenteil: Ein einsam lebender Welli kann sogar um einiges lauter sein, da er laute Kontaktrufe ausstößt statt einem angenehmen, entspannten Zwitschern.

Wie viele Wellensittiche sollte man halten?

Die Einzelhaltung von Wellensittichen ist schlicht falsch, aber wie viele Wellensittiche sollte man dann halten?

Die sozialen Tiere brauchen mindestens einen Sozialpartner. Legt man sich diesen für seinen einsamen Wellensittich zu, sollte man auf das Geschlecht der Tiere achten.

Während sich sowohl ein Pärchen aus Hahn und Henne als auch zwei Männchen in der Regel gut verstehen, kann es bei zwei Weibchen zu Streitigkeiten kommen. Diese Konstellation sollte also eher vermieden werden.

Bei den Pärchen ist es auch sinnvoll, auf ein ähnliches Alter zu achten, um ein ähnliches Energielevel zu gewährleisten.

Auch bei einem größeren Schwarm von mindestens sechs Tieren sollte man sichergehen, dass das Verhältnis ausgeglichen ist, sodass jeder der Sittiche einen Partner finden kann.

Plastikvögel, Spiegel und Vogelhalterinnen und -halter sind keine Alternativen zu Artgenossen.
Plastikvögel, Spiegel und Vogelhalterinnen und -halter sind keine Alternativen zu Artgenossen.  © 123RF/liudmilachernetska

So kann man Wellensittiche vergesellschaften

Hast Du ein geeignetes Tier für Deinen einsamen Wellensittich gefunden, solltest Du dieses nicht einfach in den Käfig setzen.

Vor dem Zusammenführen sollte man das neue Tier von einem vogelkundigen Tierarzt untersuchen lassen und bis zu den Befunden in Quarantäne halten.

Für das Vergesellschaften sollten sich die Tiere zuerst durch das Käfiggitter durch Blickkontakt und erste Interaktionen kennenlernen.

Sind die Interaktionen friedlich, kann man die Käfige öffnen und Kontakt sowie Freiflug erlauben. Entfernt werden sollte der zusätzliche Käfig aber noch nicht, sodass er weiterhin als Zufluchtsort dienen kann.

Hennen verteidigen ihr Revier häufiger. Bei ausgeprägt territorialem Verhalten kann es helfen, einen neuen Käfig zu verwenden, das Gehege umzugestalten oder an einem anderen Standort zu platzieren.

Mythos 2 - Wellensittichpaare oder kleine Schwärme kann man nicht zähmen: Beschäftigt man sich aktiv mit den Vögeln und belohnt sie mit Leckerlis wie Kolbenhirse, werden auch sie zahm und zutraulich.

Abgesehen von Ausnahmefällen sollten Wellensittiche nicht einzeln gehalten werden.
Abgesehen von Ausnahmefällen sollten Wellensittiche nicht einzeln gehalten werden.  © 123rf/dvulikaia

Die Ausnahmen: Vorübergehende Einzelhaltung

Die einzigen Ausnahmen, in denen die Vögel isoliert werden, beziehungsweise isoliert bleiben sollen, sind zur Quarantäne bei Krankheit, um Ansteckungen zu verhindern, oder vor der Vergesellschaftung zur langsamen Zusammenführung.

Fazit

Obwohl es kein Verbot gibt, sollte man Wellensittiche nicht allein halten. Die Einzelhaltung entspricht nicht der Lebensweise der geselligen Tiere.

Um seinem Welli ein möglichst artgerechtes Leben zu gewährleisten, sollte er statt Plastikvögeln als Attrappe von mindestens einem Artgenossen umgeben sein.

Titelfoto: 123rf/lusya

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