Getigerte Katzen: Welche Rassen sind gestreift?
Durch gestreiftes Fell sehen manche Katzen aus wie kleine Tiger. Bei Miezen ist das Tigermuster nicht nur äußerlich ein besonderes Merkmal. Das Wichtigste zu getigerten Katzen gibt's hier.
Weitere Beiträge zu Katzenverhalten und Co. gibt es im Katzenratgeber.
Wie nennt man eine getigerte Katze?
Getigerte Katzen werden auch Tigerkatzen oder Tabbys genannt. Ein gängiger Kosename, der auch allgemein für Katzen verwendet wird, ist Stubentiger.
Im Englischen werden getigerte Katzen "Mackerel Tabby Cats" genannt, weil das Muster dem Mackerel Fish (zu Deutsch: Makrele) ähnelt.
Zu beachten ist, dass Tabby keine Katzenrasse, sondern eine Fellzeichnung bezeichnet.
Abgeleitet wurde das Wort Tabby vermutlich von al-'Attābiyya, dem Namen eines Viertels in Bagdad.
Das Fellmuster der Katzen erinnert an dort hergestellte gestreifte Seide.
Wissenswertes zu getigerten Katzen
Alle Katzenrassen können getigert sein.
Bei Britisch Kurzhaar, Maine Coone und der Norwegischen Waldkatze kommt das Tigermuster besonders häufig vor.
Wie sehen getigerte Katzen aus? Welche besonderen Merkmale haben getigerte Katzen? Wie entstehen getigerte Katzen? Was sagt die Fellzeichnung über den Charakter der Katze aus?
Was es Interessantes zu getigerten Katzen zu wissen gibt, erfährst Du jetzt.
1. Wie sieht eine getigerte Katze aus?
Die getigerte Fellzeichnung von Katzen ist den Tabbymustern zugeordnet. Tabby wird in gestromt, getupft, getickt und getigert unterschieden.
Getigerte Katzen entsprechen dem Wildtyp. Das Tigermuster zeichnet sich durch schmale Streifen aus, die von einem dunklen Aalstrich entlang der Wirbelsäule den Körper der Katze hinunterlaufen. Die Beine und der Schwanz von Tigerkatzen sind geringelt.
Bei der gestromten Zeichnung sind die Streifen am Körper der Katze breiter. Außerdem ist das Muster auf den Schultern der Katze schmetterlingsförmig.
Hat die Katze keine Streifen, sondern stattdessen Punkte auf dem Fell, dann handelt es sich um die getupfte Zeichnung.
Auf den ersten Blick einfarbig wirkende Miezen wie die Abessinierkatze und Ceylon-Katze haben ebenfalls ein Tabbymuster. Bei der getickten Zeichnung sind die einzelnen Haare der Katze mehrfach hell und dunkel gebändert, wodurch das Tigermuster vollständig aufgelöst wird.
Weitere besondere Fellzeichnungen sind das gestromte afrikanische Tabby der Sokoke-Katze und das Rosettenmuster der Bengalkatze.
Ob eine Katze ein Tabbymuster hat, erkennt man an den Augen und Ohren. Sind diese hell umrandet, dann liegt wahrscheinlich eine derartige Zeichnung vor. Dieses Merkmal wird auch "Tabbybrille" genannt.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Tabbymuster ist eine Zeichnung in der Grundfarbe auf der Stirn der Katze. Sie hat die Form des Buchstabens "M".
2. Was bedeutet das M auf der Stirn bei Katzen?
Ein M auf der Stirn ist charakteristisch für getigerte Katzen und andere Tabbymuster. Um diese Zeichnung auf der Stirn der Katzen ranken sich verschiedene Erzählungen religiösen Ursprungs.
Im Christentum heißt es: Die heilige Mutter Gottes habe den Katzen das M für Maria als gesegnetes Schutzsymbol verliehen. Der Grund für ihre Dankbarkeit war, dass sich eine getigerte Katze zum Jesuskind in die Krippe gelegt hatte, um jenes zu wärmen und zu beschützen.
Auch im Islam ist das M ein Zeichen des Schutzes. Es steht für den Propheten Mohammed, welcher laut Überlieferungen während eines Gebetes von seiner getigerten Katze Muezza vor einer Giftschlange beschützt wurde.
Eine tiefere Bedeutung wurde dem Zeichen auf der Stirn ebenso im Alten Ägypten zugeschrieben, wo Katzen als heilige Geschöpfe verehrt wurden. Auf vielen antiken ägyptischen Kunstwerken werden Katzen mit einem Skarabäus auf der Stirn dargestellt, welcher vermutlich eine Interpretation des natürlichen Musters ist.
Der Skarabäus ist ein Symbol der aufgehenden Sonne, was den Glauben der Ägypter unterstreicht, dass die Katze das Sonnenauge des Gottes Re sei.
3. Genetik einer Tigerkatze
Die Fellzeichnung einer Katze wird durch ihre Genetik bestimmt. Ob eine Katze getigert ist, entscheidet sich durch mindestens drei Genorte.
Genorte für Tabbyzeichnungen:
- Der Genort "Ticked Tabby" (Abessinier Tabby) entscheidet, ob die Katze am ganzen Körper (Gen ta) oder überhaupt nicht bzw. nur an den Beinen und am Schwanz (Gen Ta - dominant) gezeichnet ist.
- Der Genort "Mackerel/Classic Tabby" entscheidet, ob die Katze getigert (Gen MC - dominant) oder gestromt (Gen mc) ist.
- Der Genort "Spotted Tabby" entscheidet, ob die Katze durchgängige Streifen (Gen sp) oder Flecken (Gen Sp - dominant) besitzt.
Eine vollständig getigerte Katze hat an den Genorten als Genotypen ta/ta und sp/sp sowie mindestens ein Gen MC.
Hinzu kommt, dass bestimmte Gene wie das Gen für die Weißfärbung (W) und das Non-Agouti-Allel das Tabbymuster maskieren bzw. verdecken.
Eine Katze ist äußerlich nur Tabby, wenn an ihrem Genort für Agouti mindestens ein Allel A für Agouti vorliegt. Agouti ist der Wildtyp und bei der Vererbung dominant. Das Allel a für Non-Agouti ist eine Mutation und rezessiv. Gemusterte Katzen haben den Genotyp A/A oder A/a und einfarbige Katzen haben den Genotyp a/a.
Die Ausnahme bilden rote Katzen, denn Non-Agouti kann sich gegen das Orange-Gen O nicht durchsetzen, weshalb rote Katzen immer eine leichte Tabbymusterung haben, die man manchmal aber kaum sehen kann. Sie wird auch Geisterzeichnung genannt.
Da die genetischen Kombinationen für einfarbige und vollständig weiße Katzen ziemlich selten sind, kommen getigerte oder anders gemusterte Katzen relativ häufig vor.
4. Getigerte Verwandtschaft
Es gibt auch in der Wildnis lebende Katzen, die getigerten Hauskatzen sehr ähnlich sehen.
Die wild lebende Stammform und damit die Urmutter aller Hauskatzen ist die Falbkatze, welche auch afrikanische Wildkatze genannt wird. Die Falbkatze ähnelt einer kurzhaarigen Hauskatze, die je nach Region mehr oder weniger gestreift oder gepunktet ist. Reinblütige Falbkatzen gibt es weltweit kaum noch, da sie sich immer mehr mit verwilderten Hauskatzen vermischen.
Eine weitere wild lebende und getigerte Katze ist die Europäische Wildkatze bzw. Waldkatze. Ihre Fellzeichnung entspricht oft dem typischen Tigermuster. Im Gegensatz zur Hauskatze hat die Europäische Wildkatze an der Sohle ihrer Hinterläufe einen kleinen schwarzen Fleck.
Obwohl die Europäische Wildkatze den getigerten Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich sieht, besteht keine direkte Verwandtschaft.
5. Stubentiger mit eigensinnigem Charakter
Getigerten Katzen wird ein besonderer Charakter zugeschrieben. Die Miezen gelten als sehr abenteuerlustig, neugierig, intelligent und offen gegenüber anderen Katzen.
Zwar spielen sie sehr gerne mit ihren Haltern, am liebsten sind sie aber allein draußen in der Natur unterwegs.
Da getigerte Katzen bereit sind, Risiken einzugehen, vollführen sie manchmal gewagte Sprünge, wilde Manöver und andere gefährliche Aktionen.
6. Tigerkatzen als Kuscheltier
Ende des 19. Jahrhunderts schrieben William Hazlitt Smith und Celia Smith mit ihrer getigerten Katze namens Grimalkin eine echte Erfolgsgeschichte.
Die Smiths ließen Grimalkin fotografieren und nutzen dieses Bild dann als Vorlage für den Entwurf einer Spielzeugfigur aus Stoff. 1892 sicherten sie sich das Patent dafür und brachten in Zusammenarbeit mit der Druckerei Arnold Print Works das erste Kuscheltier in Massenproduktion auf den Markt.
Das Spielzeug "The Tabby Cat" war von Anfang an erfolgreich, weshalb weitere Stofftiere, darunter Hunde und Hasen produziert wurden.
Expertenwissen: Da die Smiths und ihre Katze aus Ithaca im Bundesstaat New York stammten, ist das Kuscheltier auch als Ithaka-Katze bekannt.
Fazit: Katzen mit Tigermuster haben das gewisse Etwas
Bei Tigerkatzen handelt es sich nicht um eine eigene Rasse, sondern um eine Fellzeichnung. Jede Katzenrasse kann getigert sein, wenn Miezen die notwendigen Genotypen haben.
Das Tigermuster verleiht Katzen eine gewisse Ausstrahlung, welche Menschen schon immer faszinierend finden.
Wer sich für eine getigerte Katze als Haustier entscheidet, bekommt einen abenteuerlustigen, neugierigen und verspielten Stubentiger.
Titelfoto: 123rf/karegg