Können Hunde ein schlechtes Gewissen haben?

Deutschland - Jeder Hundehalter dürfte es früher oder später bei seinem Hund bemerkt haben: Der herzerweichende Dackelblick, der immer nur dann zum Einsatz kommt, wenn der Hund etwas ausgefressen hat. Schnell entsteht der Eindruck, dass Hunde ein schlechtes Gewissen haben und ihre Tat zutiefst bereuen. Aber stimmt das wirklich?

Fakt oder Irrtum: Haben Hunde ein Gewissen?

Wer kann bei diesem Hundeblick noch lange sauer sein?
Wer kann bei diesem Hundeblick noch lange sauer sein?  © Unsplash/Bharathi Kannan

Immer wieder meinen Hundebesitzer zu glauben, dass ihr vierbeiniger Freund ganz genau weiß, wann er bzw. sie einen Fehler begangen hat.

Als Grund für diese Annahme wird dann häufig erklärt, dass der Hund schließlich schon dann ein beschwichtigendes Verhalten zeigen würde, obwohl man selbst noch gar nicht mit ihm geschimpft hätte.

Allerdings ist es ein großer Irrtum zu glauben, dass Hunde so etwas wie ein schlechtes Gewissen empfinden können.

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Das Problem hierbei ist folgendes: Wenn man von einem Gewissen spricht, wird dabei automatisch vorausgesetzt, dass Hunde ihr eigenes Verhalten moralisch beurteilen können. Sie wären demnach in der Lage, zwischen gutem und schlechtem Verhalten zu unterscheiden.

Doch Hunde kennen keine Moral. Allerdings sind Hunde sehr gut darin, die menschlichen Emotionen zu erfassen und Ärger rechtzeitig aus dem Weg zu gehen. Sobald sie spüren, dass im Moment eine ungute Stimmung in der Luft liegt, wenden Hunde verschiedenen Verhaltensstrategien an. Diese dienen dazu, die Situation zu entschärfen.

Typische Beschwichtigungssignale des Hundes

TWenn Hunde sich klein machen und sich vermehrt über die Nase lecken, ist das als eindeutiges Beschwichtigungssignal zu werten.
TWenn Hunde sich klein machen und sich vermehrt über die Nase lecken, ist das als eindeutiges Beschwichtigungssignal zu werten.  © Unsplash/Ryk Porras

Da Hunde sehr feinfühlige Wesen sind, können sie die Stimmung, die gerade herrscht, sehr gut interpretieren.

Sind die Menschen um ihn herum wütend oder aufgekratzt, versucht die Fellnase meist sofort Frieden zu stiften. Für Außenstehende wirkt dieses Verhalten oft wie ein Beweis für schlechtes Gewissen.

Möchte ein Hund beschwichtigen, nutzt er häufig folgende Verhaltensweisen:

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  • er leckt sich vermehrt über die Nase
  • er wendet den Kopf ab
  • er blinzelt häufig
  • er gähnt

Oft ist hierbei der berühmt-berüchtigte Dackelblick im Spiel. Reagiert Herrchen oder Frauchen immer noch nicht auf angemessene Weise, muss der Hund meist noch deutlicher werden.

Überdeutliche Beruhigungssignale eines Hundes sind demnach:

  • sich klein machen
  • auf dem Boden kriechen
  • auf den Rücken drehen und den Bauch zeigen
  • Gesicht oder Hand ablecken

Das Ziel des Hundes ist es mit diesem Verhalten, den Menschen zu beruhigen und zu besänftigen. Vor allem aber möchte er den Ärger von sich selbst abwenden, indem er signalisiert: "Bitte tue mir nichts!".

Warum Hunde oft schon vorbeugend Beschwichtigungssignale zeigen

Hunde möchten mit ihrem unterwürfigen Verhalten schnell wieder für gute Stimmung sorgen und Ärger abwenden.
Hunde möchten mit ihrem unterwürfigen Verhalten schnell wieder für gute Stimmung sorgen und Ärger abwenden.  © Unsplash/Marcus Wallis

Hunde sind nicht nur wahnsinnig geübt darin, die aktuelle Gefühlslage der Menschen um sie herum zu erfassen. Auch sind sie sehr gut darin, bestimmte Situationen schnell zu verknüpfen.

Wenn beispielsweise ein verwüstetes Wohnzimmer oder ein entleerter Mülleimer in der Vergangenheit für Ärger und eine Strafe gesorgt haben, weiß der Hund beim nächsten Mal, was ihn als Reaktion erwartet.

Aus diesem Grund zeigt er gewissermaßen präventiv sein unterwürfiges Verhalten, um die Situation möglichst doch noch zum Guten zu wenden.

Würde der Hundebesitzer jedoch selbst Chaos stiften, also den Mülleimer-Inhalt in der Küche entleeren und dann mit einer wütenden Stimmung reagieren, würde der Hund wahrscheinlich ein ähnliches Verhalten an den Tag legen, wie wenn er selbst dafür verantwortlich gewesen wäre.

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Wenn Hunde gut beschäftigt sind, kommen sie erst gar nicht auf die Idee, Blödsinn zu machen.  © Unsplash/Isabela Kronemberger

Hundehalter sollten wissen, dass Hunde kein Gedächtnis wie wir Menschen haben. Eine bestimmte Tat oder ein Ereignis merken sie sich nur etwa drei Sekunden.

Wird ein Hund beispielsweise nach dieser kurzen Zeitspanne ausgeschimpft, ist er geistig nicht mehr dazu in der Lage, sein eigenes Verhalten als Ursache für die Strafe zu sehen.

Einfach ausgedrückt: Der Hund kann nicht verstehen, warum Herrchen oder Frauchen plötzlich sauer auf ihn ist. Allerdings versteht er sehr gut, (wie oben erklärt) wie er auf die schlechte Stimmung reagieren kann.

In der Folge lohnt sich Schimpfen nur, wenn man dem Hund auf frischer Tat bei dem unerwünschten Verhalten ertappt.

Im Umkehrschluss ist ebenso wichtig, dass auch gewünschtes Verhalten unmittelbar gelobt wird, um einen Erziehungseffekt zu erzielen. Liegen hingegen Tat und Tadel zu weit auseinander, ist der Hund lediglich verunsichert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hunde augenscheinlich zwar "Gewissensbisse" empfinden. Allerdings beruht dieses Verhalten nur auf den äußeren Umständen und dient einzig dem Zweck, die unangenehme Situation zu entschärfen.

Titelfoto: Unsplash/Bharathi Kannan

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