Was führt zu Reizüberflutung beim Hund? Symptome, Auslöser und Tipps

Sobald das Stresslevel bei Hunden zu groß wird, kann sich das durch diverse Symptome einer Reizüberflutung äußern. Schließlich gibt es einige Situationen, auf die Hunde überfordert reagieren können. Was dann hilft und wie man dem tierischen Stress vorbeugen kann, erfahrt Ihr hier.

Noch mehr spannende Themen findet Ihr im Ratgeber zu Hundeverhalten.

Wie äußert sich Überreizung bei Hunden?

Symptome einer Reizüberflutung zeigen bei Hunden großen inneren Stress an.  © 123RF/grigory_bruev

Hecheln, Jaulen, Unruhe oder Aggressivität: So weitreichend ist das Spektrum von Symptomen einer Reizüberflutung. Denn sobald Hunde überreizt sind, können sie die vielen unterschiedlichen oder kurz aufeinander folgenden Eindrücke nicht richtig verarbeiten.

Eine Reizüberflutung von Hunden kann z. B. durch viele Menschen, andere Tiere, laute Geräusche oder eine hektische Umgebung hervorgerufen werden. In solchen Situationen prasseln zu viele Eindrücke auf einmal auf die Pelzträger ein, sodass sie diese nicht einordnen können.

Diese Überreizung führt zu Überforderung und das führt zu Stress, Angst und Unruhe - auch Menschen kennen das. Wo Menschen dann fluchen, toben oder weinen, kann sich diese Reizüberflutung beim Hund durch Bellen und Winseln bemerkbar machen.

Kennt man Auslöser für Reizüberflutung, erkennt Symptome und weiß, was dann zu tun ist, kann man Hunden helfen, ein entspannteres Leben zu führen.

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Häufige Auslöser für Reizüberflutung bei Hunden

Es gibt zahlreiche Gründe, die zu einer Reizüberflutung bei Hunden führen können. Die häufigsten Ursachen sind folgende.

Zu viele Menschen oder Tiere

Belebte Straßen, volle Parks oder laute Autos können Hunde derart stressen, dass sie sich ängstlich oder aggressiv verhalten. Besonders Hunde, die ruhigere Umgebungen gewohnt sind, können diese Reizüberflutung nur schwer verarbeiten.

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Laute Geräuschkulisse

Feuerwerk, Straßenverkehr oder Baustellen: Laute Geräusche setzen Hunden schnell zu. Das liegt mitunter an ihrem feinen Gehör, das sowohl konstante als auch abrupte Geräusche intensiv hör- und spürbar macht.

Ist die Umwelt zu laut oder hektisch, können Hunde Reizüberflutungssymptome entwickeln.  © 123RF/damedeeso

Ungewohnte Umgebung

Sofern Hunde einen ständigen Ortswechsel durchleben müssen, finden sie sich in unbekannten Situationen wieder, die Stress auslösen können. Wiederkehrend fremde Umgebungen können überdies zu Störungen der Anpassung führen und sich mit Stresssymptomen äußern.

Zu viel Aktivität

Eine artgerechte Auslastung ist wichtig für Hunde, ebenso wie Ruhe und Erholung. Können sich Hunde nicht ausreichend von Aktivitäten oder sozialen Interaktionen mit Menschen oder Tieren erholen, droht eine ernste Reizüberflutung.

Traumata

Haben Hunde in ihrer Vergangenheit schlechte oder sogar traumatische Erfahrungen machen müssen, sind sie grundsätzlich anfälliger für eine Reizüberflutung mit Symptomen wie Ängstlichkeit und Stress. Besonders diese Hunde benötigen viel Zuwendung und Geduld, um langsam an potenziell stressige Situationen herangeführt zu werden.

Wie merke ich, dass mein Hund überfordert ist? 6 Symptome

Rückzug und Vermeidungsverhalten können Stress bei Hunden erkennbar machen.  © 123RF/tatyanagl

Es gibt einige Symptome für Reizüberflutung bei Hunden, die klar erkennen lassen, dass sie sich immens gestresst fühlen. Wenn man diese erkennt, richtig einordnet und entsprechend handelt, können folgende Symptome gemildert oder sogar kuriert werden.

1. Hecheln oder Zittern

Sofern Hunde viel hecheln oder zittern, ist das oft ein klares Zeichen von Stress. Insbesondere dann, wenn weder körperliche Aktivität noch hohe Temperaturen ursächlich sind.

2. Bellen oder Jaulen

Bellen und Jaulen sind typische Symptome einer Reizüberflutung bei Hunden. Damit versuchen sie, ihren Gefühlszustand nach außen zu transportieren. Manchmal ist das auch ein Versuch, sich selbst zu beruhigen. So oder so: Bellende oder jaulende Hunde wollen ihren Menschen immer etwas Wichtiges mitteilen.

Mehr dazu unter: Hund jault oft? 5 Gründe können dahinterstecken.

3. Unruhiges Verhalten

Mit Reizen überflutete Hunde sind oft unfähig, zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen. Sie wechseln ständig ihren Platz oder gehen auf und ab, während sie ihre Umgebung akribisch im Auge behalten.

Weitere Infos unter: Gründe und Tipps, wenn der Hund unruhig ist.

4. Angst oder Aggressivität

Leiden Hunde an einer Reizüberflutung, können sie deutlich ängstlicher oder aggressiver reagieren, als es für sie normal ist. Das liegt an der erhöhten Wachsamkeit und Anspannung und kann sich durch Knurren, Zähnefletschen, Schnappen und sogar Beißen äußern.

5. Appetitlosigkeit, Durchfall oder Erbrechen

Reizüberflutung und Stress wirken sich schnell sehr negativ auf den Appetit eines Hundes aus. Manch einer frisst weniger oder zögerlicher, ein anderer Vierbeiner verweigert die Nahrungsaufnahme komplett. Zudem kann es zu besorgniserregenden Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Erbrechen kommen.

6. Rückzug

Ein zu hohes Stresslevel kann Hunde dazu bewegen, die Stresssituation verlassen zu wollen und den Kontakt zu Menschen und Tieren einzustellen. Sie suchen möglicherweise Schutz unter Möbeln oder Zuflucht in kleinen Ecken, um sich zu schützen.

Das hilft gegen Reizüberflutung bei Hunden - 6 Tipps

Massagen und Entspannungstechniken können Hunden helfen, eine Reizüberflutung zu überwinden.  © 123rf/leungchopan

Solltet Ihr merken, dass Euer Hund an Symptomen einer Reizüberflutung leidet, gibt es verschiedene Möglichkeiten, ihm zu helfen. Hierzu gehören die folgenden sechs Ansätze.

1. Reize minimieren

Man sollte seinen Hund schleunigst aus der Stresssituation entfernen oder die Reize in seiner Umgebung reduzieren (beispielsweise Musik leiser drehen oder die laute Straße vermeiden).

2. Für Ruhephasen sorgen

Ein Hund sollte immer ausreichend Zeit bekommen, sich von stressigen oder angstbesetzten Situationen zu erholen. Ein artgerechter Schlafplatz kann helfen, damit der geliebte Fellfreund wieder zu Kräften kommt - körperlich sowie mental.

Exkurs: Um mehr über Ruheplätze für Hunde zu erfahren, schaut in diesen Artikel: Darum brauchen Hunde einen Rückzugsort.

3. Ablenkung

Ablenkung kann Hunden helfen, ihre Aufmerksamkeit von belastenden Reizen weg zu lenken. Das können ruhige Aktivitäten, liebevolles Streicheln oder auch schmackhafte Leckerlis sein.

4. Desensibilisierung

Es heißt: Training ist das halbe Leben - das gilt auch für Hunde. Denn sobald man mit seinem Fellfreund den souveränen Umgang mit stressigen Reizen übt, lernt er, dass keine echte Gefahr von ihnen ausgeht, wodurch er deutlich entspannter wird. Desensibilisierung hilft!

5. Entspannungsverfahren anwenden

Hunde sind soziale Wesen und viele von ihnen lieben das Kuscheln. Macht Euch diese Vorliebe zunutze und helft Eurem Gefährten, in Angstsituationen besser abzuschalten. Entspannungstechniken wie Musik, Streicheleinheiten oder Massagen sind ideal, um Hunden zu mehr Entschleunigung zu verhelfen.

Gut zu wissen: Hunde können bei Softrock und Reggae sehr gut entspannen.

6. Professionelle Hilfe

Erzielen all diese Ansätze nicht den gewünschten Effekt, sollten Hundehalter professionelle Hilfe in Betracht ziehen. Tierarztpraxen und Hundeschulen können wertvolle und hilfreiche Tipps geben und aktiv bei der Umsetzung unterstützen.

Mit der richtigen Hilfe können Hunde lernen, trotz Reizüberflutung klarzukommen.  © 123RF/dorazett

Fazit: Man kann Hunden helfen, ruhiger auf viele Reize zu reagieren

Reizüberflutung bei Hunden ist ein wichtiges Thema, dem Hundehalter viel Aufmerksamkeit schenken sollten. Denn nur so kann man Auslöser filtern, Symptome erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Schließlich möchte man, dass sein Hund stressfrei durchs Leben geht und Reizüberflutungen schnell überwinden kann.

Sobald Hunde lernen, wie sie Reize besser verarbeiten und mit ihnen umgehen können, werden sie aufblühen und sich deutlich schneller entspannen.

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