Geräuschangst bei Hunden besiegen: Mögliche Gründe und Lösungen

Ein vorbeifahrendes Feuerwehrauto, das jährliche Silvesterfeuerwerk oder ein Staubsauger: Viele Hunde zeigen bei Lärm bedenkliche Stresssymptome. Hat auch Dein Hund Angst vor Geräuschen können acht Lösungsansätze helfen, Deinen Hund bei lauten Geräuschen souveräner zu machen.

Weitere hilfreiche Beiträge gibts im Ratgeberbereich über Hundeverhalten.

Wie nehme ich meinem Hund die Angst vor lauten Geräuschen?

Viele Hunde fürchten sich sehr vor lauten Geräuschen.
Viele Hunde fürchten sich sehr vor lauten Geräuschen.  © 123rf/masarik512

Ein herunterfallender Topf, ein stürmisches Gewitter oder ein vorbeibretternder LKW: All dieser Lärm kann Hunde in Angst und Schrecken versetzen. Sie kennen diese Geräusche nicht und haben zudem ein deutlich besseres Gehör als Menschen.

Jeder Mensch hat sich bereits vor einem lauten Geräusch erschreckt. Der wesentliche Unterschied hierbei ist, dass Hunde die Geräusche nicht einordnen können. Sie gehen oft von einer Bedrohung aus.

Aus diesem Grund kommt es oft vor, dass Hunde Besorgnis erregende Verhaltensweisen zeigen, sobald sie laute Geräusche wahrnehmen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber mit den richtigen Lösungsansätzen und viel Geduld schaffen es Hundehalter, ihrem pelzigen Schatz die Angst vor lauten Geräuschen zu nehmen.

In diesem Artikel werden Angstreaktionen von Hunden, acht Lösungen gegen Geräuschangst und sechs mögliche Gründe für das bedenkliche Hundeverhalten erklärt.

Daran erkennst Du, dass Dein Hund Angst vor Geräuschen hat

Geräuschangst bei Hunden ist weit verbreitet. Manche Hunde zeigen subtile Verhaltensweisen, andere ganz deutliche. Durch die Beweglichkeit ihrer Ohren können sie Geräusche aus allen Richtungen wahrnehmen und reagieren bereits auf sie, noch bevor Menschen sie überhaupt hören und zuordnen.

Weit aufgerissene Augen sind oft ein Zeichen von Angst.
Weit aufgerissene Augen sind oft ein Zeichen von Angst.  © 123RF/tatyanagl

Ein starrer Körper und weit aufgerissene Augen können bereits ein Anzeichen dafür sein, dass ein Hund sich fürchtet. Kommen diese Geräusche näher oder geschehen sogar sehr plötzlich, können Hunde sehr angstvoll auf sie reagieren.

An den folgenden Verhaltensweisen kann man deutlich erkennen, dass ein Hund Angst vor lauten Geräuschen hat:

  • Weglaufen vor dem Geräusch
  • verstörtes Hin- und Herlaufen
  • zerstörerisches Verhalten (Möbel, Türen oder Fenster werden zerstört)
  • Zittern
  • plötzliches Urinieren
  • Bellen, Winseln und Jaulen

Auch unterschwellige Zeichen können Angst vor lauten Geräuschen deutlich machen:

  • Anhänglichkeit, Suchen von Nähe
  • starker Speichelfluss
  • unaufhörliches Lecken der Lefzen
  • häufiges Gähnen
  • Reizbarkeit und Aggressivität
  • Appetit verändert sich

Zeigt ein Hund diese Verhaltensweisen, sobald er ein lautes Geräusch hört, kann das seine Angst deutlich machen. Es ist wichtig, diese Angst stets ernst zu nehmen und dem Hund zu helfen, diese zu besiegen.

Lesetipp: Warum Gähnen auch ein Zeichen von Angst sein kann, erfährst Du in folgendem Artikel: Warum gähnen Hunde?

Dein Hund hat Angst vor Geräuschen? 8 Tipps, um sie zu besiegen

Bestimmte Strategien helfen, die Geräuschangst bei Hunden zu bewältigen.
Bestimmte Strategien helfen, die Geräuschangst bei Hunden zu bewältigen.  © 123RF/lightfieldstudios

Dein Hund hat Angst vor lauten Geräuschen und Du sucht nach effektiven Möglichkeiten, diese erfolgreich zu bekämpfen? Im Folgenden werden acht Lösungsansätze vermittelt.

Ziel dieser Lösungen ist es immer, dem Hund verständlich zu machen, dass die Geräusche nicht gefährlich sind und von ihm ignoriert werden können.

1. Auslöser finden

Zunächst muss der Auslöser für Geräuschangst gefunden werden. Bellt ein Hund immer aggressiv den Staubsauger an, wenn man mit ihm durch die Wohnung fährt, sollte man diese Angst wahrnehmen und den Hund beruhigen. Um ihm zu zeigen, dass vom Staubsauger keine Gefahr ausgeht, kann man ihn einfach mal ausgeschaltet liegen und den Hund daran schnuppern lassen.

Nähert sich der Hund, können beruhigende Worte, Leckerlis und Streicheleinheiten helfen, die Angst vor dem lauten Haushaltshelfer zu besiegen.

2. Vertrauen stärken

Wie in menschlichen Freund- und Partnerschaften ist Vertrauen auch das A und O in einer Hund-Mensch-Beziehung. Wenn ein Hund Angst vor bestimmten Geräuschen hat, sollte ihm stets das Gefühl vermittelt werden, dass sein Halter auf ihn aufpasst und für seine Sicherheit sorgt.

Bleibt man bei lauten Geräuschen souverän und bestimmt, kann sich dieses selbstsichere Verhalten auf den Hund übertragen. À la: "Mein Mensch ist entspannt, also kann auch ich den lauten LKW ignorieren."

3. Verständnis zeigen

Dein Hund hat Angst vor Geräuschen und zeigt diese vielleicht mit lautem Bellen? Ja, dass kann anstrengend sein, aber dennoch sollte man dieses Angstverhalten niemals bestrafen oder dominant unterbinden. Das schadet der Hund-Mensch-Beziehung, da Hunde das Vertrauen zum Menschen verlieren könnten.

Hier ist es sehr wichtig, die Angst eines Hundes ernst zu nehmen, ihn mit ruhiger Stimme zu besänftigen und ihn aus der Situation zu befreien.

Seine Angst wird sich verschlimmern, wenn man eine Art Konfrontationstherapie plant und er sich seinen "Ängsten stellen" soll. So etwas funktioniert nur, wenn der oder die Betroffene zustimmt und sich bewusst darauf einlässt.

4. Angstsituationen durch laute Geräusche vermeiden

Angstsituationev zu meiden, ist eine effektive Lösung, wenn Hunde stark auf laute Geräusche reagieren.
Angstsituationev zu meiden, ist eine effektive Lösung, wenn Hunde stark auf laute Geräusche reagieren.  © 123RF/marctran

Weiß man im Vorfeld, dass ein Hund angstvoll auf kommende Situationen reagieren wird, sollte man sie meiden. Gewitterwarnungen, Silvesterabend oder der heimische Staubsaugereinsatz: Es gibt immer Mittel und Wege, seinen Hund zu verschonen.

Eine vorgezogene Hunderunde, gemeinsam auf der Couch kuscheln oder ein ausgelassener Spaziergang, während zu Hause gesaugt wird, sind Möglichkeiten, Angstsituationen zu vermeiden.

5. Ruhig bleiben

Wie oben bereits beschrieben, hilft es oft, wenn man selbst ruhig bleibt. Dein Hund vertraut Dir und nimmt Deine Gemütszustände wahr und an. Folglich kann es sehr hilfreich sein, wenn man selbst bei lauten Geräuschen ruhig bleibt.

Der Hund lernt somit, dass dieser Lärm nicht bedrohlich ist und er sich keine Sorgen machen muss. Reagiert man hingegen aggressiv, ängstlich oder verärgert auf ein Geräusch, kann das die Angst des Hundes verschlimmern.

6. Einen Ort der Sicherheit schaffen

Sucht ein Hund Schutz bei einem Menschen, sollte man ihm diesen schenken. Allerdings ist man nicht immer anwesend - z. B. wenn er allein zu Hause ist, während man arbeitet.

Besonders in diesen Zeiten ist es wichtig, dass Hunde einen Rückzugsort haben, in dem sie sich sicher fühlen. Hierfür eignet sich ein gemütlicher Schlafplatz, der zudem ruhig gelegen ist.

Haben Hunde einen eigenen Platz, den sie mit Entspannung und Sicherheit verbinden, werden sie dort deutlich besser zur Ruhe kommen und ihre Ängste loslassen können.

7. Hund für ruhiges Verhalten belohnen

Des Weiteren kann man Stressbewältigung trainieren, indem man Hunde mit Spielzeug, Leckerlis oder Streicheleinheiten für ihr ruhiges Verhalten belohnt. Dadurch lernen sie zwei Dinge: Das angstbesetzte Geräusch ist ungefährlich und sie machen ihre Sache richtig.

Lesetipp: Wie man einen überdrehten Hund beruhigen kann und welche Gründe es für sein Verhalten gibt, steht unter:

Überdrehten Hund beruhigen: Diese Ursachen solltest Du kennen.

8. Professionelle Hilfe bei Geräuschangst

Helfen alle Lösungsstrategien in Eigenregie nicht, sollte man sich professionelle Hilfe holen. Zunächst sollte man zum Tierarzt oder zur Tierärztin gehen, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen.

Ist eine Geräuschangst nicht körperlich begründet, können erfahrene und qualifizierte Hundetrainer und Hundetrainerinnen helfen, das Selbstvertrauen eines Hundes zu stärken und Strategien zur erfolgreichen Stressbewältigung vermitteln.

Wichtig! Hat ein Hund Angst vor lauten Geräuschen, sollte immer etwas dagegen unternommen werden. Andernfalls kann sie sich zu einer ernsten Phobie entwickeln. Psychische Störungen dieser Art sind äußerst schwer zu therapieren. Man sollte es also gar nicht so weit kommen lassen.

Warum ist mein Hund so geräuschempfindlich? 6 Gründe

Geräuschangst von Hunden kann viele Ursachen haben.
Geräuschangst von Hunden kann viele Ursachen haben.  © 123RF/ksuksa

Dein Hund hat Angst vor Geräuschen und Du fragst Dich, woran das liegen kann? Die Gründe für Geräuschangst sind vielfältig und müssen nicht unbedingt mit Dir oder dem gemeinsamen Leben zusammenhängen.

Folgende sechs Gründe können dafür verantwortlich sein, dass Hunde sich vor lauten Geräuschen fürchten und ihre Angst sowohl körperlich als auch mental ausdrücken.

1. Genetik: Manche Hundeprofis sprechen davon, dass sogenannte genetische Dispositionen dafür verantwortlich sind, dass manche Hunde sehr sensibel oder gar ängstlich auf laute Geräusche reagieren.

2. Stress im Mutterleib: Sofern eine trächtige Hündin in einem konfliktbehafteten Umfeld lebt, leidet sie nahezu unaufhörlich unter Stress. Dieser Stress wirkt sich auf Welpen aus, da sie durch Hormonausschüttungen und andere körperliche Reaktionen am mütterlichen Stress teilhaben. Das kann dazu führen, dass sie auch im Jugend- und Erwachsenenalter deutlich stressanfälliger sind.

3. Erfahrungen: Machen Hunde negative Erfahrungen mit lauten Geräuschen, kann das der explizite Angstauslöser sein. Einmal von einem Silvesterböller getroffen, wird Silvester einen Hund immer wieder in Stress und Angst versetzen. Hier kann man von einem Trauma sprechen.

4. Häufige Angst- oder Stresssituationen: Leiden Hunde unter Geräuschangst, kann das daran liegen, dass sie vielen Stresssituationen ausgesetzt sind. Trennungsstress, Gewitterangst oder ein extrem lauter Haushalt können Geräuschangst begünstigen.

5. Aushalten vieler Herausforderungen: Spaziergänge auf lauten Straßen, tägliche Feuerwehrsirenen oder an Silvester allein sein: Müssen Hunde viele Herausforderungen meistern, können sie sich wenig entspannen und der Stresspegel bleibt hoch. Folglich sind sie empfindlicher und reagieren oft sehr sensibel auf laute Geräusche.

6. Schmerzen: Sofern Hunde anhaltende Schmerzen ertragen müssen, werden sie dadurch sensibler. Sie brauchen dann Sicherheit, Geborgenheit und Ruhe. Laute Geräusche können sie aufschrecken lassen, was die Schmerzen unter Umständen sogar verschlimmert.

Fazit: Hat ein Hund Angst vor Geräuschen, sollte man sich kümmern

Der eigene Hund hat Angst vor lauten Geräuschen und man weiß nicht, was man tun soll: So geht es vielen Hundehaltern. Das Wichtigste ist, seinem Hund Sicherheit und Schutz zu vermitteln. Ist die Vertrauensbasis da, wird man seinem Hund mit Geduld und Fürsorge helfen können.

Geräuschangst bei Hunden sollte niemals ignoriert oder bestraft werden. Denn in diesem Fall würde das Vertrauen schwinden und der Hund erheblich mehr leiden.

Mit etwas Training, viel Liebe und einem souveränen Auftreten in Stresssituationen, kann es gelingen, Hunden die Geräuschangst zu nehmen und ihnen beim Entspannen zu helfen - körperlich sowie mental.

Titelfoto: 123rf/masarik512

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