Hündin rammelt wie wild: Woran liegt's und wie stoppt man es?

Viele Hundebesitzer erröten vor Scham, wenn die eigene Hündin das Bein eines Besuchers rammelt, schonungslos die Sofakissen besteigt oder andere Hunde nötigt. Was steckt hinter diesem Verhalten und was kann man dagegen tun?

Weitere spannende Infos gibt's unter: Hundeverhalten.

Deine Hündin rammelt wie wild? Das kann verschiedene Gründe haben.
Deine Hündin rammelt wie wild? Das kann verschiedene Gründe haben.  © 123RF/smit

Das Besteigen eines Hundes wird schnell mit dem Sexualtrieb eines Rüden assoziiert. Aber auch Hündinnen werden oft dabei beobachtet, wie sie Körperteile von Herrchen und Frauchen, weiche Wohnaccessoires oder andere Hunde besteigen.

Dieses Hundeverhalten ist in manchen Situationen nicht nur unangenehm, sondern wirft zwei wesentliche Fragen auf: Weshalb rammelt meine Hündin und wie kann ich ihr dieses Verhalten effizient und artgerecht abgewöhnen?

In den meisten Fällen steckt keine sexuelle Motivation dahinter - diese Mutmaßung entspringt der menschlichen Fantasie. Neben dem Sexualtrieb einer Hündin gibt es noch sechs weitere Gründe für das Besteigen. Sie können z. B. mentaler Natur sein.

Zusätzlich zu den Ursachen für das Rammeln gibt es im Folgenden sechs Tipps, wie man dieses Verhalten abtrainieren kann.

Warum rammelt mein weiblicher Hund? 7 mögliche Gründe

Weibliche Hunde rammeln aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus. Der Sexualtrieb ist nur einer davon. Welche Ursachen das Besteigen haben kann und weshalb Hündinnen hierbei überhaupt nicht wählerisch sind, erklären die folgende sieben Hintergründe.

Dominanzverhalten kann für das Rammeln einer Hündin ursächlich sein.
Dominanzverhalten kann für das Rammeln einer Hündin ursächlich sein.  © 123RF/cynoclub

1. Dominanzverhalten

Sobald eine erwachsene Hündin rammelt, kann das ein ernstzunehmender Test sein, inwiefern der andere Hund auf dieses Dominanzverhalten reagiert. Auch weil es sich hierbei um einen weiblichen Hund handelt, kann diese Situation schnell eskalieren - besonders wenn eine Hündin einen Rüden rammelt. Der Test, ob ihr Verhalten auf der anderen Seite zur Unterwerfung führt, kommt bei vielen Hunden nicht besonders gut an.

Tipp: Welche Gründe so ein Besteigen unabhängig vom Geschlecht auslösen können, wird in folgendem Artikel erklärt: Hund besteigt mich.

2. Sexualtrieb

Obwohl man Sexualtrieb eher bei männlichen Hunden beobachtet, tritt er auch bei weiblichen Exemplaren als Auslöser auf. Manche Hündinnen rammeln andere Hunde - egal, ob männlich oder weiblich -, wenn sie läufig sind. Das kann dazu dienen, die sexuelle Spannung oder den inneren Stress abzubauen.

3. Stressabbau

Das führt zum nächsten möglichen Grund: der Stressregulierung. Erleben Hündinnen oft aufregende Situationen, kann das Rammeln überschüssige Energie und empfundene Überforderung abbauen.

Vergleichsweise oft wird das Rammeln bei Hündinnen aus dem Ausland oder Tierheim beobachtet. Das ist sehr häufig der inneren Anspannung geschuldet.

Ein weiterer verbreiteter Grund ist der Einzug eines Zweithundes. Viele Hündinnen sind mit dieser Situation überfordert und besteigen dann Hunde, Wohndeko und Menschen.

4. Spiel- oder pubertäres Verhalten

Hundewelpen besteigen sich oft während des gemeinsamen Spielens.
Hundewelpen besteigen sich oft während des gemeinsamen Spielens.  © 123RF/kay4yk

Das Rammeln kann auch ein Teil des ganz normalen Spielverhaltens sein, das besonders bei Welpen und Junghunden beobachtet wird. Sie wollen interagieren, toben und ihre Grenzen ausloten.

Sofern beteiligte Hunde nicht aggressiv auf dieses Verhalten reagieren, sollte man eine Hündin rammeln und spielen lassen - kein Grund zur Sorge.

5. Langeweile

Langeweile kann dazu führen, dass eine Hündin rammelt. Schließlich führt Langeweile schnell zu einer inneren Anspannung, die Hündinnen dann mittels schneller Bewegungen abbauen wollen.

Die daraus resultierende Aufmerksamkeit der Menschen kann dazu führen, dass sich Hündinnen das Rammeln selbst antrainieren.

6. Erlerntes Verhalten

Wenn eine Hündin rammelt und man ihr stets sofort Aufmerksamkeit schenkt, kann dieses Verhalten auch antrainiert werden bzw. sein.

Denn: Lernt eine Hündin, dass Frauchen oder Herrchen sich sofort mit ihr beschäftigen, wenn sie Sofakissen missbraucht oder sich am menschlichen Schienbein zu schaffen macht, wird sie diese zwei Dinge verknüpfen und es in ihren Alltag etablieren.

Damit das nicht passiert, sollten Hundehalter das Rammeln mit liebevoller Strenge unterbinden und es nicht unbewusst verstärken.

7. Juckreiz

In einigen Fällen dient das Rammeln einer Hündin aber auch einzig und allein der Linderung von Juckreiz. Kommt noch häufiges Lecken des Intimbereichs hinzu, sollte man einen Tierarzt oder eine Tierärztin konsultieren.

Tipp: Woran häufiges Lecken noch liegen kann, steht unter: Hund leckt sich ständig im Genitalbereich.

6 Gegenmaßnahmen, wenn eine Hündin rammelt

Wenn eine Hündin rammelt, müssen passende Gegenmaßnahmen her.
Wenn eine Hündin rammelt, müssen passende Gegenmaßnahmen her.  © 123RF/Vadymvdrobot

Möchte man seiner Hündin das Rammeln abgewöhnen, sollte man zunächst auf mögliche Ursachen schauen. Denn häufig stellt sich das unliebsame Verhalten ein, sobald das "mentale Problem" behoben ist.

Darüber hinaus sollte man die Häufigkeit des Besteigens im Auge behalten. Passiert es nur gelegentlich, stellt das kein Problem dar.

Ist dieses Verhalten aber wirklich störend und muss schnellstmöglich abtrainiert werden, dann versucht es mit den folgenden sechs Tipps.

1. Mit Kommandos unterbinden

Sofern eine Hündin das Kommando "aus" kennt, könnt man es wunderbar zur Unterbindung einsetzen. Möchte man für den "Rammelstopp" extra ein neues Kommando etablieren, ist das durchaus möglich. Es sollte prägnant und gut verständlich sein.

2. Gesundheitliche Abklärung

Sobald eine Hündin übermäßig oft Gegenstände, andere Hunde oder Menschen rammelt, sollte man eine Tierarztpraxis aufsuchen. So lassen sich körperliche Ursachen ausschließen oder fachkundig behandeln.

3. Fokus umlenken

Um einer öfter rammelnden Hündin zu helfen, kann man ihr Verhalten umlenken. Hat sie bereits vom Sofakissen oder einem Bein abgelassen, können Spielzeuge, Streicheleinheiten, Tricks oder auch Leckerlis helfen, den Fokus zu verschieben.

Hierbei ist sehr wichtig, eine Hündin erst dann mit Aufmerksamkeit oder Leckereien zu belohnen, wenn sie mit dem Rammeln aufgehört hat. Andernfalls kann das ihr Verhalten noch bestärken.

4. Stress reduzieren

Stressreduktion kann dafür sorgen, dass das Rammeln einer Hündin aufhört.
Stressreduktion kann dafür sorgen, dass das Rammeln einer Hündin aufhört.  © 123RF/jomkwan7

Erkennt man, dass eine Hündin aufgrund von Stress rammelt, sollte man behutsam daran arbeiten. Sanfte Konfrontation kann gepaart mit einem effizienten Training helfen, stressbedingtes Rammeln abzutrainieren.

Zudem kann es sinnvoll sein, einer Hündin liebevolle Zeit der Entspannung zu schenken. Das kann mit einem warmen, bequemen Hunderückzugsort oder mit regelmäßigem Kuscheln erreicht werden. Das stärkt Vertrauen sowie Bindung und reduziert Stress für eine Hündin.

Gut zu wissen: Warum Nähe einem Hund guttun kann, erfahrt Ihr unter: Deshalb ist Kontaktliegen mit Deinem Hund so wertvoll.

5. Auslastung erhöhen

Sofern man feststellt, dass eine Hündin rammelt, wenn sie gelangweilt ist, sollte man die tierische Auslastung überdenken und anpassen. Hunde brauchen ausreichend geistige und körperliche Auslastung, um rundum ausgeglichen zu sein. Neue Tricks sowie Such- und Denkspiele können dabei helfen.

6. Geduld und Konsequenz zeigen

Egal, für welche Erziehungsmaßnahmen man sich entscheidet: Geduldiges und konsequentes Verhalten ist die Basis. Bei manchen Hündinnen lässt sich das Rammeln vergleichsweise schnell abtrainieren, andere benötigen etwas mehr Zeit.

Wichtig: Hinter diesem Verhalten steckt keine böse oder nötigende Absicht. Geht auf Eure Hündin ein und trainiert mit ihr - Seite an Seite.

Wenn eine Hündin rammelt, muss man die Ursache klären

Es gibt viele Gründe dafür, weshalb eine Hündin rammelt. Deshalb gibt es auch verschiedene, geeignete Gegenmaßnahmen. Man sollte auf jeden Fall nicht nur Symptome bekämpfen, sondern die genaue Ursache herausfinden und dann am Verhalten arbeiten.

Damit das Zusammenleben eine gesunde Mischung aus Entspannung, Auslastung, Training und Gehorsam ist, sollte man mit Geduld, Konsequenz, Liebe und Fürsorge auf die Bedürfnisse einer Hündin eingehen. Gleichzeitig muss man ihr aber auch die Grenzen aufzeigen.

Titelfoto: 123RF/smit

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